Ingolstadt
Klang und Tanz der Farben

Zu Simone Strassers Werkschau in der Städtischen Galerie Harderbastei Ingolstadt

17.01.2022 | Stand 22.09.2023, 23:17 Uhr
Pleinair gemalt im Großformat wie hier das Öl auf Leinwand-Gemälde "Graupel" oder im Atelier die kleineren Studien: Die Ingolstädter Malerin Simone Strasser zeigt in ihrer Werkschau in der Städtischen Galerie Harderbastei bis 2. Februar ihre Kunst. −Foto: Strasser

Ingolstadt - Es ist dieses strahlende Gelb, das in der Städtischen Galerie Harderbastei Ingolstadt sofort den Blick auf sich zieht. Und dies nicht nur wegen der schieren Größe des Werkes "Sonne hinter Bäumen" von 290 x 290 Zentimetern. Das imposante Öl auf Leinwand-Gemälde der Ingolstädter Künstlerin Simone Strasser leuchtet nicht nur, alles ist in Bewegung, tanzt: Die Sonne rotiert, die Bäume biegen sich, dunkle Flecken schweben in die Weite der Leinwand, in die Landschaft hinein. Dorthin, wo die 1977 in Ingolstadt geborene Malerin es 2017 geschaffen hat.

Draußen, pleinair, entstehen Strassers Landschaftsbilder. Ähnlich der Werke der französischen Impressionisten, auf die sie sich bezieht, wie sie am Samstag bei der Eröffnung ihrer Werkschau aus 20 Jahren im Gespräch mit dem Galeristen Reinhold Maas erzählt. Dabei hat sie - zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion - ihren künstlerischen Ausdruck entwickelt.

Im Mittelpunkt steht die Wahrnehmung, das Sehen eines Natur-Phänomens, eines Momentes, einer Silhouette, von Licht, Schatten und Farben. Das setzt sie in Flecken mit großen Pinseln, Besenpinseln beim Großformat, auf die Leinwand. So entsteht Bewegung und Leuchten, das bei "Sonne hinter Bäumen" so markant schon von Weitem ist.

Dabei lohnt es sich, nah an Strassers Bilder heranzutreten. Dann nämlich offenbaren sie durch die vom Wind auf die feuchte Leinwand herangewehten kleinen Zweige, Flusen, Gräser ihr Entstehen im Freien und lassen die Oberfläche noch körperlicher, das Gemalte noch lebendiger werden. Fast deutlicher ist Strassers Arbeitsweise bei "Graupel" (120 x 240 cm, 2012) zu sehen. Entstanden ist es auf einer Anhöhe über Ingolstadt bei Walding. Dorthin war sie gefahren, als plötzlich der gefrierende Regen, der Graupel, einsetzte, und sie diese Wetterlage über der Landschaft mit ihrem von einer Mischung aus Öl und Terpentin getränkten Pinsel so einfing, dass man das Prasseln des Graupels zu hören meint. Ölfarbe sei dafür ideal: "Ölfarbe ist im Vergleich zu Acryl ein eher organisches Medium, das von der Konsistenz wie geschaffen ist für Erde, Äcker u.v.m.", schreibt Strasser im Werkkatalog. Das setzt Vorbereitung voraus und hohe Konzentration: Mit großen Leinwänden, angemischten Farben in Zuckerrohrbechern und Pinseln zieht sie raus und sieht, nimmt das in ihr Inneres auf. Von dort kommt die gestische und abstrahierte Übertragung des Wahrgenommenen auf die Leinwand.

In der Harderbastei aber ist nicht nur das zu sehen, sondern auch Gegenständlicheres und Kleinformatigeres: Zweige, Blüten, eine Leuchte, Stifte und immer wieder Porträts - diese bilden zweiten Schwerpunkt Strassers. Manches Mal sind die Porträts so weit reduziert auf das Wesentliche, dass nur ein Augenpaar leuchtet. Immer werden dabei Geschichten erzählt vom Leben und von der Malerei.

Die hat Simone Strasser an der Universität Regensburg studiert (Bildende Kunst und Kunstgeschichte auf Lehramt, I. Staatsexamen) und Freie Malerei an der Akademie der Bildenden Künste München (Meisterschülerin und Assistentin bei Prof. Anke Doberauer, Diplom 2008). Zu sehen waren ihre Arbeiten unter anderem beim Kunstverein Ingolstadt, beim Kunstverein Pfaffenhofen, in der Städtischen Galerie am Rathausfletz Neuburg. Simone Strasser arbeitet mit verschiedenen Galerien zusammen wie Reinhold Maas in Reutlingen oder Gilla Lörcher in Berlin.

DK

Bis 6. Februar in der Reihe "Kunststücke" des BBK Oberbayern Nord und Ingolstadt, Harderbastei, Oberer Graben 55, Ingolstadt, Donnerstag bis Sonntag 11 bis 18 Uhr.

Barbara Fröhlich