Klampfen auf der Burg

25.07.2008 | Stand 03.12.2020, 5:44 Uhr

Mit dem Kunstverein plant Slut "Ereignisse", am 14. August tritt die Band in Nassenfels auf: Chris und Matthias Neuburger, Gerd Rosenacker, Rainer Schaller und René Arbeithuber (von links). - Foto: Virgin

Ingolstadt (DK) "Ingolstadt rockt Nassenfels!" So werben die Kulturtage, die von 13. bis 17. August auf Burg Nassenfels stattfinden, für das Unplugged-Konzert von Slut. Mit "StillNo1" ist die Ingolstädter Band derzeit auf Tour durch die Republik und darüber hinaus, immer bereit, neue Wege jenseits musikalischer Trampelpfade einzuschlagen.

Bei den Kulturtagen Nassenfels tritt Slut zwischen Martina Schwarzmann und der Stoiber-Schau auf. Wie fühlt man sich in dieser programmatischen Nachbarschaft

Chris Neuburger: Schon etwas in die Zange genommen. Aber das muss ja nicht schlecht sein. Das Programm hat jedenfalls einen hohen bayerischen Anteil. Als letzten Act hört man noch Claudia Koreck.

 

Was setzt Slut dem entgegen? Etwas Bairisches

Neuburger: Wir können nur mit unseren hauseigenen Waffen kämpfen. Wir spielen viele alte und neue Lieder. Aber wir spielen sie anders. Der Kulisse und dem Anlass angemessen. Das heißt: Es wird ein leises Konzert – vielleicht ähnlich dem im Altstadttheater vor zwei Jahren.

 

Für das aktuelle Album "StillNo1" habt Ihr insgesamt 14 Songs geschrieben. Aber nur elf landeten schließlich auf der CD. Hört man in Nassenfels den Rest

Neuburger: Wir überlegen in der Tat, wie wir diese drei Lieder am besten präsentieren. Sie akustisch vorzutragen, wäre aber ein Fehler. Denn es sind relativ elektronische Stücke. Da kommt man mit Klampfen nicht weit. Obwohl: Eins der drei Lieder ist so ruhig, dass man es vielleicht wirklich spielen könnte. Allerdings verfügt es erst über Bruchteile von Text und hat auch keinen Titel, so frisch ist es noch. Wenn ich mir jetzt einen ausdenken müsste, würde es wohl heißen: "Nothing Is Over".

Slut – live und unplugged und open air. Was mögt Ihr daran

Neuburger: Das war genau die richtige Reihenfolge. Live: sehr gern. Unplugged: geht. Open air: ist immer ein bisschen schwierig. Das Publikum ist nicht so leicht zu kriegen. Zum einen, weil man eine dichte Konzertatmosphäre leichter in einem dunklen Raum mit Lichteffekten schaffen kann. Zum anderen, weil neben der Musik beim Open-Air-Gig eben auch das Drumrum enorm wichtig ist. Das fängt beim Zeltlager an und hört beim Spaß vor der Bühne und der anschließenden After-Show-Party auf. Es ist also eher ein All-inclusive-Konzert. Im Gegensatz dazu liegt die Betonung beim Clubkonzert ausschließlich auf "Konzert". Aber wir haben bei dieser Sommer-Tour auch schon festgestellt: Das Publikum hat sich ein bisschen verändert und bringt unserer Musik eine Wertschätzung entgegen, die uns nicht mehr zwingt, den Pausenclown zu geben.

 

Welche neuen Pläne gibt es

Neuburger: Wenn der Open-Air-Sommer vorbei ist, kann man den Band-Raum wieder sortieren, dauerhaft einrichten und beziehen. Jetzt geht’s immer nur: raus, rein, raus, rein. Dann wollen wir die drei liegen gebliebenen Songs mal wirklich verarzten. Und bestenfalls fünf, sechs andere hinzufügen. Die man dann im Rahmen einer Wintertour schon mal live spielen könnte. Wir werden im Januar voraussichtlich auf Tour gehen. Vorher wollen wir noch eine DVD veröffentlichen. Mit Live-Auftritten und Video-schnipseln aus der zehnjährigen Bandhistorie. Die Kollegen sind gerade beim Sichten. Und es gibt Pläne, die Filmmusik für Margit Atzlers ORF-Produktion "Weißes Gold" zu schreiben. Drehbeginn ist im Herbst. Im November geht es noch ins Ausland: Italien, Belgien, Holland. Erst dann steht der endgültige Rückzug ins Studio und in den Proberaum an. Diesmal wollen wir keine Auszeit in Berlin nehmen, sondern in Ingolstadt kreativ sein.

 

Was ist aus den Plänen geworden, mit dem Kunstverein zusammenzuarbeiten

Neuburger: Es gibt Gespräche. Und es hat verdammt wenig mit Musik zu tun. Es ist also nicht vorgesehen, dass Slut einfach mal beim Kunstverein ein Konzert gibt. Es geht um etwas ganz anderes. Sonst heißt es ja wieder: Verein oder Institution XY bucht Slut, um das Image aufzupolieren oder neues Publikum zu erschließen. Ich denke, diese Rechnung geht auch nicht auf. Wenn wir uns zu so einer Zusammenarbeit entschließen, dann geht es uns darum, die Musik auch mal außen vor zu lassen und etwas ganz Neues auszuprobieren. Was daraus wird? Wir werden sehen. (Er lacht.) Wenn ich jetzt "Performance" oder "Happening" sage, ist schon wieder eine Richtung vorgegeben. Also nennen wir das Ziel unserer Bestrebungen mal – Ereignisse! Wir haben uns über diverse Themen unterhalten, die fingen bei einem leeren Raum an und hörten bei einer ausgelassenen Party auf. Und das ohne Zuhilfenahme von Musik.