Kläranlagen sind Sorgenkinder

15.11.2007 | Stand 03.12.2020, 6:21 Uhr

Bürgermeisterin Karin Schäfer aus Rohrenfels und Verwaltungsleiter Josef Lux. - Foto: lm

Rohrenfels (lm) Zwei Themen beherrschen Rohrenfels. Der Neubau eines Kindergartens ist beschlossene Sache. Bei der Abwasserbehandlung werden Aufsichtsbehörden darauf drängen, dass Beschlüsse fallen. Auf der Bürgerversammlung blieb’s bei Sachvorträgen durch die Bürgermeisterin.

Nachgefragt wurde höhere Transparenz bei der Kanalgebühren-Kalkulation, die schon in einem der nächsten Mitteilungsblätter nachgereicht werden soll. Auf die Frage, ob der alte Standort nicht auch der bessere für den neuen Kindergarten wäre, verwies Bürgermeisterin Karin Schäfer auf die Argumente, die den Gemeinderat fürs neue Baugebiet Am Büchl entschieden ließen: gute Anbindung, bessere Zufahrtsmöglichkeiten, Nutzung des Sportplatz-Parkplatzes während des Tages, nicht zuletzt kein Provisorium für die Kinder während der Bauzeit. Bei der dritten und auch schon letzten Anregung aus der Bürgerschaft, das Wasser für die Feldbewässerung per Hektar-Pauschale aus den Abwasser-Gebühren rauszurechnen, blieb Kämmerin Hildegard Katzki hart: Pausch-Sätze gebe es "allgemein" nur per Stück Großvieh, in anderen Fällen müsse eben eine geeichte Wasseruhr für den Sonderverbrauch her.

Hintergrund: Rohrenfels hat jetzt von einer personen- auf eine verbrauchsbezogene Berechnung der Abwassergebühren umgestellt; ausschlaggebend dafür ist der Verbrauch an Trinkwasser. Nachdem die Gemeinde seit etlichen Jahren schon Defizite bei ihrer Abwasserbeseitigung einfährt, rund 18 000 Euro im Jahr, liegt der Kubikmeterpreis künftig bei 1,95 Euro. Dabei stehen die großen Investitionen erst bevor. Ist das Kanalnetz, Nachzügler Isenhofen steht noch aus, so weit auf Vordermann gebracht, ist es um alle vier örtlichen Kläranlagen nicht zum Besten bestellt.

Zwar haben die Kläranlagen in Rohrenfels, Ballersdorf und Egertshausen Betriebsgenehmigungen teils noch über das Jahr 2020 hinaus, liefert indes keine Anlage Werte, wie sie die EG heute schon für die Wasserqualität vorsieht. Entschieden schlechter sieht’s in Wagenhofen aus. Die zulässigen Ablaufwerte, so Verwaltungs-Chef Josef Lux, wurden in Vergangenheit mehrfach überschritten. Wasserwirtschaftsamt wie Landratsamt drängen auf Verbesserungen. Ende 2009 läuft der wasserrechtliche Bescheid zudem aus.

Auf mindestens eine Million Euro werden die Sanierungskosten allein für die eine Anlage veranschlagt. Rohrenfels etwa, genehmigt noch bis 2020, ist auf 240 Einwohnergleichwerte angelegt, 303 werden bereits eingeleitet. Für die vier Kläranlagen wurde ein Sanierungsbedarf von über vier Millionen Euro errechnet. Baute man eine zentrale Kläranlage neu, wird’s für Gemeinde und Bürger kaum billiger, weshalb alles auf die dritte Lösung, Anschluss nach Neuburg, das grundsätzliche Bereitschaft signalisierte, hinausläuft. Geschätzte Kosten für Pumpleitungen und Regenwasserrückhaltebecken: 2 726 000 Euro.

Gewaltige Summen, bewegt sich der Vermögenshaushalt der Gemeinde gerade einmal in einer Größenordnung von nicht einmal 300 000 Euro. Der Verwaltungshaushalt mit 1,14 Millionen bedurfte sogar einer geringfügigen Zuführung (15 000 Euro) aus dem Vermögenshaushalt. Zwar profitiert die Gemeinde bei ihrem Anteil an der Einkommenssteuer jetzt von der guten Konjunktur; dafür fährt die Gewerbesteuer in Rohrenfels praktisch dem Nullpunkt zu. Die Pro-Kopf-Verschuldung lag 2006 bei 185, einschließlich Kommunalunternehmen, das Bauland erschließt, bei 588 Euro.

Letztlich auch die kostengünstigste Lösung ist nach Überzeugung der Bürgermeisterin der Neubau des Kindergartens. Der alte im noch älteren Schulhaus wäre nur schwerlich auf den heutigen Stand zu bringen gewesen. Mit 318 000 Euro Zuschuss vom Staat, 200 000 Euro von der Diözese als Träger hofft die Gemeinde, selbst im Bereich von 180 000 Euro dabei zu sein. Handlungsbedarf sieht Karin Schäfer desto mehr, haben die Statistiker ihre Gemeinde als die jüngste im Kreis errechnet. Die Rohrenfelser tun offensichtlich auch alles, dass dies so bleibt: 16 Geburten allein schon 2007: Das ist Rekord.