Beilngries
Klänge wie am Karibikstrand

Charly Böck gestaltet bei der Beilngrieser Volkshochschule seit vielen Jahren einen Trommelkurs

28.04.2016 | Stand 02.12.2020, 19:53 Uhr

Hochkonzentriert verfolgen die Teilnehmer, welchen Rhythmus ihnen Charly Böck (2. von links) an den Trommeln vorgibt. - Foto: Wohlleben

Beilngries (wnl) Auch wenn gerade nicht gespielt wird, lässt sich nur so viel verstehen, wie mit Ohren voll Wasser nach einem Besuch im Schwimmbad. Der Lärmpegel der Trommeln ist weg, aber das Gehör ist immer noch von den lauten Klängen eingeschränkt. "Anfangs ist das noch schwer, aber über den Tag gewöhnt man sich daran", erklärt Charly Böck, freischaffender Percussionist und Dozent des Trommlerworkshops der Volkshochschule in Beilngries.

Die Rhythmen der Instrumente schallen dabei durch die Fenster bis nach draußen. Viel geredet wird über die zu spielenden Takte sowieso nicht, Böck lässt die Trommel sprechen. Zwei Schläge in die Mitte, zwei auf den Rand, zwei in die Mitte. "Und noch Bass, Bass", sagt Böck und schmettert die flache Hand zweimal in die Mitte der Membran, sodass ein dumpfer Ton erklingt. Die Teilnehmergruppe aus 14 Personen ahmt den Takt wieder und wieder nach, bis alle bereit sind, das Stück zu spielen.

28 perfekt aufeinander abgestimmte Hände prallen auf Trommeln, die im Kreis aufgestellt sind. Zugespitzte Münder, geschlossene Augen oder ein Lächeln auf den Lippen sind in den Gesichtern der Teilnehmer zu sehen. Jeder konzentriert sich auf seine eigene Art. Die Beine umschlingen die Trommeln. Ein kurzes "Ok!" von Charly Böck und die Frequenz wird noch einmal erhöht. Pausen sind zwischen den Schlägen kaum noch wahrzunehmen, es klingt wie das Prasseln eines Regens auf das Wellblechdach einer Hütte.

Der Kurs ist für Fortgeschrittene ausgeschrieben gewesen und für dieses Niveau setzt Böck zwei Jahre Erfahrung an der Trommel voraus. Eines der Stücke, das in diesem Workshop neu gelernt wird, ist das afoxé-Lied, das zu Ritualen der brasilianischen Candomble-Religion aufgeführt wird. Die Trommeln sind afrikanische und kubanische Congas und erzeugen typische afro-lateinamerikanischen Klänge, die an einen Urlaub am Karibikstrand erinnern.

Diesen und viele weitere Eindrücke hat Charly Böck im Jahre 1991 von seinem Aufenthalt im kommunistischen Kuba mitgebracht. Die Trommelkultur war damals in Deutschland noch kaum verbreitet. Heute blickt der 57-Jährige auf eine Erfahrung von 40 Jahren am Instrument zurück. Er baute Kurszentren in Ingolstadt und München auf und tourt mit seinen Workshops durch Bayern. Beilngries ist dabei schon lange eine seiner Stationen. Seit wann genau, weiß er selber nicht: "Mitte oder Ende der 90er", schätzt Böck.

Erich Neiser ist von Anfang an dabei. Der damalige Wolfsbucher kam durch seine Frau dazu, die in Ingolstadt den Kurs besucht hatte. Der Hobby-Schlagzeuger war zunächst wegen des vermeintlich für ihn zu niedrigen Anspruchs skeptisch, was sich aber schnell änderte. "Im Kurs habe ich gemerkt, dass das eine völlig andere Schlagtechnik ist. Beim Charly hab ich das Trommeln dann von Grund auf neu gelernt, " erinnert sich der 64-Jährige. Auch wenn er heute in Weißenburg wohnt, fährt Neiser immer noch regelmäßig zu den Kursen nach Beilngries. Sogar aus Eichstätt, Riedenburg oder dem Allgäu kommen die Teilnehmer, um in der Gruppe von Charly Böck mitzumachen. Allerdings gibt es keine Möglichkeit der Gruppe als Zuschauer beim Trommeln zuzusehen - öffentliche Auftritte sind nicht geplant.