Sinning
„Kirche ist mehr als ein Gebäude“

Pfarrei Sinning feiert 275 Jahre St. Nikolaus – Ausstellung zeigt liturgische Schätze

18.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:29 Uhr
275 jahre kirche in sinning 17. September 2017  −Foto: Hammerl, Andrea, Karlshuld(Grasheim) (Hammerl)

Sinning (ahl) Im Jahr 1742 war die Sinninger Pfarrkirche St. Nikolaus fertiggestellt worden. Ihr 275-jähriges Jubiläum feierten die Sinninger nun mit einem Festgottesdienst, einer druckfrischen Festschrift und einer kleinen, aber höchst beeindruckenden Ausstellung im Bürgerhaus.

„Kirche ist viel mehr als nur ein Gebäude“, sagte Pfarrer Serge Senzedi in seiner Predigt. Bedeutung erhalte sie erst über die Gläubigen, die darin beten, liturgische Gottesdienste hielten und die Eucharistie feierten. Eine These, die er anhand der Geschichte belegte. Denn die Zeit der Kirchengebäude habe erst im vierten Jahrhundert begonnen, zuvor trafen sich die Menschen in privaten Häusern, sogenannten Hauskirchen, wie in der Apostelgeschichte nachzulesen sei.

In seiner Heimat Kongo sei es bis heute teilweise so, dass Gläubige in Hütten zusammenkämen, weil sie keine Kirche hätten. So schloss sich der Kreis zum Predigttext „Jesus sagt: Wo zwei oder drei in meinem Namen zusammenkommen, da bin ich mitten unter ihnen“.

Nichtsdestotrotz hätten Pfarrer Josef Karramann, der Erbauer von St. Nikolaus sowie Baumeister und Künstler, die sie ausstatteten, um die Bedeutung des Ortes gewusst und großen Wert auf Schönheit gelegt. So erstrahle St. Nikolaus in voller Rokoko-Pracht und sei ein wunderschönes Bauwerk. Nun gelte es, die Kirche mit Leben zu füllen. Viele Gläubige verbänden wichtige persönliche Ereignisse mit ihrer Kirche, von der Taufe über Erstkommunion und Firmung bis zur Trauung, und viele fänden hier Trost beim Abschied von Angehörigen. Eine lebendige Gemeinde fände Heil und schöpfe Kraft für den Alltag im Gottesdienstbesuch, so der Pfarrer weiter.

Baumeister von St. Nikolaus war übrigens Johann Puchtler, der bereits als junger Mann anno 1714 das Weveldhaus in Neuburg – heute Stadtmuseum – aufgestockt, die Heilig Geist Kirche in Neuburg, anno 1730 Schloss Sinning und später auch Schloss Sandizell gebaut hatte. Die Hofmarksherren Wilhelm Adam von Sinning und dessen Sohn Adam Wilhelm sorgten dafür, dass Puchtler schließlich Hofbaumeister von Pfalz-Neuburg unter Kurfürst Carl Philipp wurde. Stuckaturen und die Orgel wurden von den Patronatsherren bezahlt, die Rechnungen für den Kirchenbau selbst sind nicht bekannt.

Eintauchen in die Geschichte ließ auch die Ausstellung sakraler Gegenstände und wertvoller Dokumente aus dem Pfarrarchiv. Mesnerin Irene Förg hatte vier prachtvolle Kasel arrangiert und davor liturgisches Gerät platziert, darunter ein aus Augsburg stammendes Ziborium aus vergoldetem Silber, datiert auf 1670, diverse Kelche und natürlich das Nikolaus-Reliquiar in Form einer Sonnenmonstranz mit Bandelwerkverzierung aus der Zeit um 1720. Während es aus vergoldetem Kupfer besteht, ist das Weihrauchschiffchen von 1830 im klassizistischen Stil aus versilbertem Kupfer gearbeitet.

Für die Ausstellung der Pfarrmatrikel zeichnet Ludwig Ried verantwortlich. Sein Schatz ist das älteste Taufbuch der Pfarrei, das von dem letzten evangelischen Pfarrer Sinnings, Pfarrer Helfried Lauch, in gestochen schöner Schrift begonnen wurde. Als er 1623 in der Gegenreformation Sinning verlassen musste, führte sein katholischer Nachfolger das Buch weiter. „Aber er schrieb längst nicht so ordentlich wie Pfarrer Lauch“, verriet Ried lächelnd.

Seine Festschrift zum 275-jährigen Jubiläum war für fünf Euro im Bürgerhaus erhältlich. Pfarrer Senzedi dankte dem Heimatforscher dafür, dass „Sie uns immer wieder an Ihrem historischen Wissen teilhaben lassen“. Der Festgottesdienst wurde vom Kirchenchor unter Leitung von Dietmar Jansen mitgestaltet, Konzelebranten waren Ruhestandspfarrer Walter Hroß und Pfarrer Marek Korgul aus Polen, der seit vielen Jahren die Sommervertretung in der Pfarrei Sinning übernimmt.