Ingolstadt
Kiosk für immer geschlossen

Klinikum findet keinen geeigneten Pächter

21.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:47 Uhr
Der Kiosk im Klinikum steht leer. Er wird auch nicht mehr verpachtet werden. Der Raum soll stattdessen bei der Generalsanierung als Ausweichraum dienen. −Foto: Hauser

Ingolstadt (DK) Es ist das viertgrößte Akutkrankenhaus Bayerns. Doch seit letztem Sommer hat das Ingolstädter Klinikum keinen Kiosk mehr. Nach einer Entscheidung der Geschäftsführung wird es auch keinen mehr geben. Grund: Bei einer Ausschreibung fand sich kein geeigneter Pächter. Doch es gibt Alternativen.

Gleich nach dem grünen Drehkreuz am Eingang links: Seit 2011 gab es an dieser Stelle im Ingolstädter Klinikum einen Kiosk, in dem es von Zeitungen bis zur Zahnbürste alles, was man bei einem Krankenhausaufenthalt so brauchen kann, kaufen konnte. Geführt wurde er von der Frau des früheren Geschäftsführers Heribert Fastenmeier, gegen den die Staatsanwaltschaft Ingolstadt bekanntlich Anklage wegen Untreue, Vorteilsannahme und Bestechlichkeit erhoben hatte. Fastenmeier, der acht Monate in Untersuchungshaft war, hatte sich kurz nach den Weihnachtsfeiertagen erhängt.

Zu diesem Zeitpunkt stand der Kiosk am Klinikum bereits fast drei Monate leer. Denn auch die Frau Fastenmeiers ist in der sogenannten Klinikumsaffäre eine von rund einem Dutzend Beschuldigten. Das Klinikum hatte den Vertrag mit ihr zum 30. September vergangenen Jahres gelöst.

Schon im August hatte das Klinikum die Neuverpachtung des Kiosks in den amtlichen Mitteilungen der Stadt Ingolstadt und im DONAUKURIER ausgeschrieben. "Das Interesse war sehr gering, sodass letztendlich kein geeigneter Pächter gefunden werden konnte", teilte die Pressesprecherin des Klinikums, Katja Vogel, auf Anfrage mit. "Die Gründe dafür waren unterschiedlich, zum Teil hatten die Bewerber aber wohl andere Vorstellungen, wie viel Nachfrage im Kiosk zu erwarten sein dürfte." Deshalb habe sich die Geschäftsführung jetzt dazu entschieden, den Kiosk nicht neu zu vermieten. Die bestehenden Räume sollen stattdessen während der Generalsanierung als Ausweichräume genutzt werden.

Dass es in dem Schwerpunktkrankenhaus nun keine Zeitungen oder Toilettenartikel mehr zu kaufen gibt, heißt das nicht. Denn es gibt Alternativen. Das bisherige Sortiment wurde auf die bereits bestehenden Läden und Cafés verteilt. Zeitungen und Zeitschriften sowie Zigaretten können nun im Café Level 21 im Ärztehaus erworben werden. Ein entsprechender Hinweiszettel hängt an der Tür zum Kiosk, der Weg zum Ärztehaus über einen Verbindungsgang ist ausgeschildert. Das Sortiment des "Flowers & More", der Blumenladen am Klinikum, wurde neben Blumen, Obst und Geschenkartikel auf Bücher erweitert. Zudem gibt es seit Längerem eine Automatenstraße: ein großer Raum, in dem, so Vogel, "unterschiedliche Automaten ein breites Angebot von Süßwaren, Heißgetränken und Snacks bis hin zu Zahnbürsten, Deodorants und weiteren Artikeln des täglichen Lebens bieten". Warme Küche, Snacks und Kuchen gibt es neben dem Café Level 21 im Café Aroma, der Cafeteria am Klinikum. "Ergänzt wird das Angebot durch einen Friseurladen", zählt die Pressesprecherin das bestehende Angebot auf.

Direkt neben dem Kiosk befand sich noch ein kleines Geschäft für Medien. Auch das steht leer. Obgleich es nicht zum Klinikumskiosk gehörte, wie Vogel versicherte. Ob diesem kleinen Laden das gleiche Schicksal wie dem Kiosk droht, ist ungewiss. Hier ist laut Vogel noch keine Entscheidung gefallen.

Auch in anderen Krankenhäusern gelten Kioske oft als Sorgenkind, sagte Vogel, die vor ihrer Arbeit am Klinikum für verschiedene andere Häuser tätig war. In der Regel werden in solchen Kiosken ja immer nur kleine Dinge gekauft, eine Zeitung vielleicht, oder ein Toilettenartikel, den man bei seinem Krankenhausaufenthalt vergessen hat.

Allzu groß scheint das Interesse am Kiosk des Ingolstädter Klinikums schon in früheren Zeiten nicht gewesen zu sein. Als unsere Zeitung bereits vor Jahren, als hinter vorgehaltener Hand erstmals Kritik an Vetternwirtschaft laut wurde, beim damaligen Geschäftsführer Heribert Fastenmeier nachgefragt hatte, warum seine Frau den Kiosk betreibe, hatte seine Antwort gelautet: Weil niemand anderes Interesse an dem Kiosk gehabt habe.