Schrobenhausen
Kino für Toleranz: Schwein oder nicht Schwein?

Kino für Toleranz mit grotesker Komödie aus dem Gazastreifen

25.02.2013 | Stand 03.12.2020, 0:27 Uhr

Schrobenhausen (oh) Die deutsch-französisch-belgische Kinokomödie „Das Schwein von Gaza“ von 2011 läuft heute um 20 Uhr im Kino für Toleranz im Schrobenhausener Cinepark-Kino.

Der Gazastreifen und eine Komödie, wie soll das zusammenpassen, werden sich manche angesichts der verfahrenen politischen Lage in Israel und Palästina fragen. Tatsächlich funktioniert der Film und sein Thema nur als eine überzogene Farce, die sich nach und nach ins Surreale steigert.

Das Drehbuch stammt vom französischen Schriftsteller, Journalisten und Filmemacher Sylvain Estibal, der das brisante Thema beherzt, unbekümmert und ohne Parteinahme für die eine oder andere Seite in Szene setzt. Er hat kein Interesse an einseitigen Schuldzuweisungen, sondern erzählt seine Geschichte witzig und mit immenser Menschlichkeit.

Jafaar, ein palästinensischer Fischer im Gazastreifen, fährt zwar jede Nacht auf’s Meer hinaus, aber sein Fischfanglück lässt sehr zu wünschen übrig: Statt großer Fische gehen ihm nur mickrige Sardinen oder irgendwelcher Müll ins Netz, seine Schulden werden davon aber auch nicht weniger. Als er dann jedoch nach einer stürmischen Nacht ein lebendiges Schwein in seinem Fischernetz hat, steht er vor einem wirklich bedrohlichen und schier unlösbaren Problem. Denn Schweine sind unrein, ohne wenn und aber, in diesem Punkt sind sich Palästinenser und Israelis einig. Er muss das lästige Schwein schnellstmöglich loswerden. Und damit beginnt für Jafaar samt seinem kolossalen Fang eine irrwitzige Odyssee, während der sich das Schwein fast noch als Glücksbringer erweist.

Der Film lebt von den verborgenen, ungeahnten Absurditäten auf Seiten der Palästinenser wie der Israelis. Und er verweist mit großem Humor darauf, dass die Ähnlichkeiten zwischen den verfeindeten Gruppen größer sind als die Unterschiede. Regisseur Estibal verschleiert dabei nicht die Gewalt, sei es die von der israelischen Armee oder die von den menschenverachtenden Milizionären auf palästinensischer Seite. Die Opfer sind immer die Menschen, die eigentlich nur in Frieden leben wollen. Die politischen Aspekte kommen ganz nebenbei zur Geltung – im Bild eines gefällten Olivenbaums, in der Räumung der Siedlung, in der Aufnahme eines lächerlichen Bekennervideos. Über allem schwebt ein leichter Humor und eine zarte Poesie mit einer hoffnungsvollen Vision am Ende.

Der Film ist ab zwölf Jahren freigegeben, dauert 98 Minuten und wird heute auch um 17.30 Uhr und am Sonntag, 3. März, um 11 Uhr gespielt. Karten für das Kino für Toleranz gibt es an der Abendkasse.