Thalmässing
Kindgerechte Passionsgeschichte

Junge Katholiken lernen am Karfreitag, biblische Geschehnisse in heutige Zeit zu übertragen

22.04.2019 | Stand 23.09.2023, 6:43 Uhr
Großformatige Bilder von der Passionsgeschichte, die um eine Kerze drapiert sind, deckt die fünfjährige Elsa Schmidt beim Kinderkreuzweg im Thalmässinger Bunker auf. −Foto: Luff

Thalmässing (HK) Es ist guter Brauch in der katholischen Pfarrgemeinde St. Pater und Paul in Thalmässing, auch den Jüngsten die Passion Christi näherzubringen und sie damit auf die Osterfeiertage einzustimmen. Der Kinderkreuzweg am Karfreitag kommt an - diesmal sogar wieder stärker als in den vergangenen Jahren.

"Wir haben nicht mit so einem Andrang gerechnet", gesteht Hans Seidl, bevor es losgeht. Aber flugs werden noch viele weitere Stühle und Liederbücher herbeigeschafft, damit auch alle Kinder sowie Eltern und zum Teil auch Großeltern Platz finden.

Ihr Ziel drückt das Lied aus, das Hans Seidl an der Gitarre anstimmt; erst einmal als Übung, dann wie als wiederkehrendes Mantra an jeder einzelnen der sechs Stationen des Kreuzwegs: "Jesus, wir gehen mit dir." Einige Besucher der Andacht kennen es noch vom vergangenen Jahr, laut Seidl soll das Lied fortan zu einem ständigen Begleiter des Kinder-kreuzwegs werden. Zur Erinnerung, dass "Jesus vor über 2000 Jahren einen Kreuzweg gegangen ist", wie die Gemeindereferentin Marina Seidl den Kindern erklärt.

Doch bilden die biblischen Geschehnisse auch die Basis dafür, eine Brücke zu bauen: nicht nur in die heutige Zeit in den Erfahrungshorizont der Schüler hinein, sondern auch nach El Salvador. Die junge Gemeinde folgt bei dieser Andachtsübung Geschichten aus dem kleinen Land in Zentralamerika - und zieht eigene Lehren daraus. Vorgetragen wird das Ganze von Kindern. So zeigt die fünfjährige Elsa Schmidt erst ein Gemälde, auf dem die jeweilige Station des Kreuzwegs und damit am Ende die gesamte Passionsgeschichte bildhaft dargestellt wird. Als Jesus etwa verraten, gefangen genommen und verurteilt wird, hört die Gemeinde im Anschluss die Geschichte eines Bettlers in El Salvador. Ein Kind beobachtet, wie dieser schikaniert und vertrieben wird. Die Lehre daraus, die jedes Kind schon versteht, sagt wiederum Marina Seidl: "Wir wollen hinsehen, wenn ein Kind ungerecht behandelt wird." Auf seinem Weg mit dem schweren Holzkreuz auf den Berg Golgota begegnet Jesus Freunden. "Wir wollen helfen, wenn in unserer Klasse jemand Hilfe braucht."

Besonders berührend die Geschichte der vierten Station, bei der ein Kind in El Salvador davon spricht, dass es eine sehr kranke, kleine Schwester hat. Unheilbar krank. Dann sagt die Mutter eines Tages, die Schwester werde nicht mehr aufwachen. Der Tod gehört zur Passion. Doch ist er nicht das Ende, es gibt wieder einen Neuanfang. So wie der Gottessohn aufersteht, den Tod überwindet und damit die Menschen Hoffnung schöpfen lässt, wird im Dorf in Mittelamerika nach einem Erdbeben ein Haus für Kinder und Familien gebaut, ein Haus der Begegnung. "Wir wollen glauben, dass Jesus bei uns ist", sagt marina Seidl. Genau darum geht es an Ostern.

Volker Luff