Kinder lernen spielen

28.12.2007 | Stand 03.12.2020, 6:15 Uhr

Unterschiedliche Spiele, verschiedene Bälle und viel Spaß für die Kinder. So lautet das Rezept der Dietfurter Ballschule. - Foto: Meßner

Dietfurt (DK) Der Umgang mit dem Ball ist vielen Kindern heutzutage fremd geworden. Dagegen wollte Alex Steger etwas unternehmen und hat in Zusammenarbeit mit der Universität Heidelberg das Projekt Ballschule ins Leben gerufen.

Das Problem ist bekannt: Kinder und Jugendliche bewegen sich weniger, verbringen dafür immer mehr Zeit vor dem Fernseher oder Computer. Sportvereine beklagen, dass es längst keine Straßenfußballer mehr gebe. Die Folgen sind offensichtlich: Immer mehr junge Menschen leiden deshalb an Übergewicht und an motorischen Defiziten.

Alex Steger, der Vorsitzende des Dietfurter Tennisclubs Rot-Weiß, hat diese Tendenz bei der Arbeit mit Kindern festgestellt. "Sie spielen nicht mehr so viel wie früher", sagt er. Auch das Ergebnis einer Umfrage unter Schülern der sechsten Klassen ist laut Steger Besorgnis erregend. Auf die Frage: "Wie viele Bälle hast du zu Hause", antwortete die Hälfte der befragten Kinder: "Keinen."

Dagegen wollte Steger etwas unternehmen und wurde in Heidelberg fündig. Denn es gibt dort seit einigen Jahren ein Modellprojekt der Universität mit dem Namen Ballschule, das versucht, den Kindern die Freude am Spielen und vor allem den verloren gegangenen Umgang mit verschiedenen Bällen wieder näher zu bringen.

Immer mit Ball

Dabei spiele es keine Rolle, sagt Steger, welche Sportart die Kinder betreiben. Ziel sei die Vermittlung "sportartübergreifender Fähigkeiten". Tennis, Fußball, Basketball oder Handball – völlig egal. Hauptsache ein Ball ist im Spiel.

Mittlerweile spielen in der Dietfurter Tennishalle zwei Mal wöchentlich etwa 20 Kinder eine Stunde lang mit Bällen. Groß, klein, hart, weich – je unterschiedlicher die Bälle, desto besser. Die Kinder sind nach ihrem Alter in kleinen Gruppen zusammengefasst und werden von ausgebildeten Trainern unterrichtet. "Wir trainieren ausschließlich Grundlagen, keine spezifischen Sportarten", erklärt Steger.

Um an dem Heidelberger Projekt teilnehmen zu können, ist für die Trainer eine jährliche Fortbildung Pflicht. Dafür werden vom Institut für Sportwissenschaft der Universität Trainingspläne zur Verfügung gestellt. Diese richten sich nach neuesten Erkenntnissen auf diesen Gebieten.

Alex Steger jedenfalls ist von dem Konzept überzeugt. "Es werden nicht nur die koordinativen Fähigkeiten gesteigert, sondern die Kinder lernen auch, sich besser zu konzentrieren und werden körperlich fitter", sagt er. In die Dietfurter Ballschule kommen mittlerweile Kinder aus Dietfurt, Beilngries und Breitenbrunn.

Das Projekt erfreut sich nicht nur in Deutschland steigender Beliebtheit. Bis nach Asien und Südamerika hat sich das Konzept bis dato durchgesetzt, bei den Nachbarn in Österreich und der Schweiz sowieso.

Und auch die Erfahrungen prominenter Sportler sprechen für das Projekt. Mehmet Scholl, der ehemalige Fußballnationalspieler des FC Bayern München, sagt: "Ich war immer ein bewegliches Kind und wenn ein Ball dabei war, egal was für einer, war ich glücklich. Mittags bin ich aus dem Haus und abends heim, ob Regen oder Schnee war nebensächlich. Ich habe einfach gespielt, wie ich Spaß hatte: mal Tischtennis, dann Basketball oder Handball, also alles, was mit Bällen zu tun hatte."

Steger betont, dass die Ballschule keine Konkurrenz zu anderen Sportvereinen sein soll. Für die Finanzierung ist er noch auf der Suche nach Sponsoren. Momentan verlangt der Vorsitzende des Tennisclubs fünf Euro für jede Trainingseinheit.

Die nächsten Treffen gibt es nach den Schulferien. Nähere Infos bei Alex Steger, Telefon (0 84 64) 12 12.