Eichstätt
Kinder im Kuhstall

Die Schulmilchtage des Amts für Landwirtschaft finden heuer auf dem Ziegelhof der Familie Brems statt

20.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:28 Uhr

"Ja, wer kommt denn da" Die Kühe am Ziegelhof blicken den eintreffenden Schulkassen offenbar neugierig entgegen.

Eichstätt (EK) Wie kommt die Milch in den Supermarkt? Die Antwort bekommen die Schüler auf den Schulmilchtagen beim Besuch auf dem Bauernhof und im Kuhstall der Familie Brems im Ziegelhof.

Monika Böhm und Irmgard Pfaller vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Ingolstadt bereiten einen "Powerdrink" für die Kinder zu. Wenn man Quark mit Joghurt, 100-prozentigem Orangensaft und etwas Zucker oder Honig mischt, "hat man einen selbst gemachten Actimel-Drink", erklärt Pfaller. Ihre Kollegin Sabine Biberger hat die Aktion organisiert: Etwa 150 Schülerinnen und Schüler aus Schernfeld, Walting und Eichstätt sind deshalb in diesen Tagen am Ziegelhof bei Eichstätt, einem der 16 größten Betriebe im Landkreis, zu Besuch.

Sabine Biberger erklärt: "Milch ist bei selbst ernannten Ernährungspropheten stark in Kritik. Doch es ist wissenschaftlich bewiesen, dass Milch gut ist. Eine echte Allergie hat fast niemand." Das wissen wohl auch die Bürger im Landkreis Eichstätt: Sie tranken vorheriges Jahr laut einem Bericht der Gewerkschaft Nahrungs-Genuss-Gaststätten (NGG) rund 68 000 Hektoliter Frischmilch - 58 Liter pro Kopf. Hinzu kommen rund 3000 Tonnen Käse und 800 Tonnen Butter.

Auch Eichstätts Oberbürgermeister Andreas Steppberger ist zwischendurch bei Familie Brems vorbei gekommen und wird - wie er im Laufe der Führung bemerkt - vieles dazulernen. Das Thema Landwirtschaft sei zwar im Lehrplan der Schulen enthalten, sagt Böhm. Es sei aber für die Kinder einprägsamer, wenn sie es selbst erleben.

Die Familie Brems hält am Ziegelhof, ein ehemaliges Jagdhaus der Fürstbischöfe von Eichstätt, 110 Milchkühe und führt die Schülergruppen im Rahmen der Aktion gerne durch ihren Betrieb. Der Haupterwerbszweig des Hofes ist die Milchviehhaltung. Ihre Milch wird an die Molkerei Zott geliefert und dort zu Milchprodukten wie Joghurt oder Quark verarbeitet. Auf der Gesamtfläche von 116 Hektar - also zirka 163 Fußballfelder - leben neben der Familie auch Katzen, Hasen, Hofhunde, Hühner, Masthähnchen, Enten und eben Kälber und Kühe.

Wenn Schülergruppen in den Stall kommen, schauen die Kühe neugierig auf und lassen sich sogar streicheln. Dabei ist der Stall ganz anders als die, die die Kinder aus dem Fernsehen kennen. Die Kühe hier stehen nicht eingezwängt in ihrem eigenen Dreck, sondern haben Platz und können sich bewegen. Eine Schülerin stellt allerdings fest: "Die stinkt!" Dass die "Kühe pinkeln, wo sie stehen und liegen", ist laut Willibald Brems aber kein Problem, denn jede Stunde räumt der sogenannte "Schieber" den Urin und den Kot in die Güllegrube.

Brems fragt nach, ob jemand der Schüler weiß, wie viele Stunden eine Kuh läuft. Ein Mädchen liegt mit dem Tipp "15 000 Schritte" zu hoch. Die geschätzten "4000 Schritte" eines Buben liegen näher an der richtigen Antwort: "Zirka 4800 Schritte macht jede unsere Kühe täglich. Sie läuft eine Stunde und liegt elf Stunden täglich", klärt der Bauer auf. Die gelben Schilder, die die Tiere an den Ohren haben, sind ihre persönlichen Identifikationsnummern. "Die Kuh mit der niedrigsten Nummer ist die älteste", erklärt Brems.

In der Mitte des Stalls ist die Kraftfutterstation angebracht. Die Station erkennt die Kuh und gibt ihr so viel Futter, wie sie benötigt. Die durchschnittliche Kuh trinkt 80 bis 120 Liter Wasser am Tag und frisst 50 Kilogramm.

Weiter geht es zur Station Melkhaus. Ein Bub tauscht sich auf dem Weg mit seinem Schulkameraden aus: "Das ist voll interessant!" Bei der Melkstation steht ein Kuhmodell aus Holz bereit, um den Kindern erklären zu können, wie das Melken funktioniert. Die modernen echten Melkgeräte haben alle eine Anzeige, die blinkt, wenn etwas nicht stimmt. Auf Nachfrage einer Schülerin, ob es den Kühen wehtun würde, wenn sie gemolken werden, antwortet der Bauer: "Wenn das Melkzeug nicht direkt auf den Zitzen liegt, dann ja."

Im Melkraum der Familie Brems können 16 Kühe gleichzeitig gemolken werden. "Ist das eine anstrengende Arbeit" fragt ein Mädchen. "Ja und nein. Manchmal klappt es super, manchmal nicht." Die Gruppe wird neugierig. Ein Bub möchte wissen: "Hat man dann auch mal frei", woraufhin der Landwirt antwortet: "Eine Woche Urlaub kann ich mir nicht nehmen. Aber es geht schon, dass ich mir einen Tag freinehme." In der Familie Brems werden die Aufgaben verteilt: "Wenn ich hier bin und melke, ist meine Frau beim Saubermachen und andersrum", erklärt der Familienvater. Endlich geht es zur Kälberstation. Hier warten Kühe, die bis zu sechs Wochen alt sind.

Die Kälbchen liegen in sogenannten "Iglus", und das "Milchtaxi" steht vor ihren Boxen. Babykühe trinken laut Brems zehn Liter am Tag. Die meisten Kälber lassen sich von den Kindern anfassen. In der Mitte liegt ein erschöpftes Neugeborenes und ruht sich aus. Immerhin ist es erst am selben Tag auf die Welt gekommen.

Dass der Kot der Tiere wertvoller Dünger ist, wird an der Güllegrube erklärt. Der Zaun um die Grube hat den Zweck, dass niemand hineinfällt. Denn wenn das passieren sollte, käme derjenige alleine nicht mehr raus. "So wie in der Kläranlage", fügt die Lehrerin der Schülergruppe hinzu.

Bei der nächsten Station erklärt die Tochter des Bauernhofbetreibers, wie das Futter der Kühe hergestellt wird. "Im Siloking sieht es aus wie in einer Küchenmaschine. Das Essen wird verrührt", weiß die Vertretung des Bauers, der kurz die Leitung der Gruppe abgeben musste, weil der Tierarzt gekommen ist, um nach einer Kuh zu sehen.

Die letzte Station ist der Garten der Familie Brems. Hier gibt es alles, was hungrige Mägen begehren: "Zucchini, Tomaten, Johannisbeeren" zählt Tochter Brems auf. "Und Blumen", fügt eine Schülerin hinzu.