Thalmässing
Kinder hauchen Gleichnis Leben ein

Die Thalmäs-Singkids führen am 10. und 11. März ein biblisches Musical in der Kirche St. Michael auf

06.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:44 Uhr
"Falsche Freunde" zechen mit dem verlorenen Sohn (2. von rechts), der im Gasthaus seine Goldmünzen freimütig ausgibt. Mit den Schals beziehen sie den Sohn symbolisch in ihre Gruppe ein - die gute Stimmung dauert aber nur so lange wie das Geld reicht. −Foto: Steimle

Thalmässing (HK) Nur noch wenige Tage - dann stehen die Thalmäs-Singkids mit ihrem Musical "Und er rennt . . ." von Peter Menger auf der Bühne. Mit wie viel Eifer der Kinderchor seine Texte und Lieder rund um das Gleichnis vom verlorenen Sohn übt, zeigt ein Besuch bei den Proben.

Noch fehlen die Kostüme, das Gasthaus-Schild ist noch nicht fertig und über einige Requisiten wird noch nachgedacht - was dagegen schon gut sitzt, sind Lieder und Texte. Ohne Scheu schnappen sich drei Mädchen, die Knechte und Mägde verkörpern, das Mikrofon und spielen ihre Szene: Sie können es nicht glauben, dass sich der Sohn sofort davongemacht hat, nachdem ihm sein Vater das Erbe ausgezahlt hat.

"Ich will weg" heißt das Lied, mit dem der Sohn, gespielt von Sophia, seine Beweggründe erklärt. Weg vom Vater und der ganzen Arbeit, schließlich gibt es in der Welt viel zu sehen. Mit Gesang, aber auch mit Gesten wird Sophia dabei vom Chor unterstützt: Die Kinder singen nicht nur, sondern betonen ihren Text mit Bewegungen. "Das ,er will weg von der Arbeit' müsst ihr richtig laut singen", nutzt Chorleiterin Doris Polinski das Gitarrensolo für Anweisungen. Das lassen sich die Sänger nicht zweimal sagen - viel kräftiger schallt die Strophe durch den Proberaum im Pfarrstadl.
 

"Es ist nicht so schlimm, wenn mal ein paar Töne nicht stimmen."

Doris Polinski

 

"Nächste Woche proben wir das Musical in der Kirche", erklärt Polinski den 22 jungen Schauspielern, denn dort wird das Stück am Samstag, 10. März, und Sonntag, 11. März, auch aufgeführt. Die Bedingungen sind vor dem Altar etwas anders: "Du musst ein bisschen langsamer vorlesen", rät Polinski Max, der als Sprecher zwischen den Szenen fungiert, "denn in der Kirche hallt das ein bisschen." Deshalb müssen die Kinder auch beim Singen darauf achten, die einzelnen Wörter sauber auszusprechen, "sonst kommt das in der letzten Reihe nicht richtig an".

Das gilt auch für die Gesten. So soll der Vater, gespielt von Elena, "richtig schluchzen". Während er auf einem Strohballen vor seinem Haus sitzt und seinem Sohn hinterherweint, singt der Chor sein Lied, eine traurige Ballade. "Da kriegst du noch ein großes Taschentuch, mit dem du dir deine Tränen abwischen kannst, dann ist das einfacher zu spielen", überlegt sich Polinski.

Gedanken machen sich alle gemeinsam auch um das Bühnenbild und die Requisiten. Wo müssen sie stehen, wann werden sie gebraucht? Im Gasthaus steht etwas anderes auf dem Tisch, als wenn der Schweinebauer und seine Frau zu Abend essen. Die drei Mädchen, die die Schweinchen spielen, müssen sich zwischendurch umziehen, um wieder Menschen darstellen zu können. "Dürfen wir grunzen?", fragt ein Mädchen, andere Kinder müssen ein wenig ermuntert werden, mehr aus sich rauszugehen. Aber es ist ja auch nicht ganz einfach, wenn man sich gleichzeitig auf den Text konzentrieren oder daran denken muss, wie man das Mikrofon am besten hält.

Außerdem ist viel Bewegung in den Szenen und auch in der Musik. Im Gasthaus etwa führen die "falschen Freunde", die dem verlorenen Sohn sein Erbe aus der Tasche ziehen wollen, einen Tanz auf, schenken sich gegenseitig ein, heben die Becher. Unfreundlich werden sie, als das Geld aufgebraucht ist und der Sohn die Zeche nicht mehr zahlen kann. Das muss auch auf der Bühne zu erkennen sein: "Denkt dran, in der zweiten Strophe dürfen die Münzen nicht mehr zu sehen sein", sagt Polinski.

Ohne die Münzen aber gerät der verlorene Sohn in eine schwierige Lage - die Sophia sehr gut darstellt. Auf die Ballade "Vergib mir" folgt ein schnelleres Klavierstück, das das Motiv des von "Ich will weg" aufgreift, nun in der umgekehrten Version: Der Sohn entschließt sich, wieder nach Hause zurückzukehren.

In der Ballade "Vergib mir", wie auch im großen Finale singen Sophia, wie auch Elena die erste Stimme über den Chor hinweg. "Es ist schwer, da nicht rauszukommen", lobt Polinski die beiden Solosängerinnen.

Perfekt muss es aber gar nicht sein: "Es ist nicht so schlimm, wenn mal ein paar Töne nicht stimmen", sagt die Chorleiterin, "wichtig ist mir die Herzenshaltung". Denn das Gleichnis vom Vater, der seinem Sohn verzeiht, hat sie zu Beginn der Proben mit den Kindern besprochen. "Das Stück soll einen Bezug zum Alltag der Kinder haben", erklärt sie, wann wurde mir schon einmal vergeben, wann habe ich eine Entschuldigung angenommen? "Dann verinnerlichen die Kinder so ein Gleichnis auch", denn auf einmal könnten sie nachvollziehen, was sie etwa in "Vergib mir" singen.

Das merkt man den Kindern an: Es wird gerannt, sich umarmt und gesungen, um einen Vater zu feiern, "der voller Liebe ist".

Das Musical wird am Samstag, 10. März, ab 16 Uhr aufgeführt. Eine weitere Vorstellung gibt es am Sonntag, 11. März, um 9.30 Uhr im Rahmen des Familiengottesdienstes. Aufführungsort ist jeweils die evangelische Kirche St. Michael.