Ingolstadt
Kinder aus den Minen holen

Stadt und Unicef einigen sich über weitere Hilfen für Legmoin – Bildung steht weiter im Fokus

09.01.2013 | Stand 03.12.2020, 0:38 Uhr

Sie helfen, dass die Spenden fließen und in Legmoin ankommen: Die Frauen von der Unicef-Arbeitsgruppe Ingolstadt trafen gestern Christian Schneider (Mitte), Chef von Unicef-Deutschland - Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Zur Halbzeit Besuch aus Köln: Unicef-Geschäftsführer Christian Schneider war gestern in Ingolstadt und informierte Bürgermeister Albert Wittmann, dass es auf den Baustellen in Legmoin gut vorangeht. Weitere Hilfe soll Kindern angedeihen, die in Minen ausgebeutet werden.

Von der Spendenbereitschaft der Ingolstädter sind die Unicef-Mitarbeiter aus Köln überwältigt, und von der Aktion „Schwein gehabt“ war man in der Zentrale so begeistert, dass sie künftig deutschlandweit Verbreitung findet. Das Geld für den Bau von zwei Schulen und Kindergärten in Legmoin ist jedenfalls längst beisammen. „Die Arbeiten sind auf drei Baustellen so weit fortgeschritten, dass sogar schon die Dachkonstruktionen drauf sind. Nur eine Baustelle ist total in Verzug, weil die Zufahrt während der Regenszeit gesperrt war“, berichtete Christian Schneider.

Nachdem die Ingolstädter weiter spenden wie die Weltmeister, verständigten sich Wittmann und Schneider darauf, jenen Kindern zu helfen, die unter entsetzlichen Bedingungen in den Goldminen schuften müssen. „In ganz Burkina Faso werden rund 200 000 Kinder in solchen Minen oder Steinbrüchen ausgebeutet“, sagte Schneider. Die Ingolstädter Delegation gewann vergangenes Jahr beim Besuch in Legmoin einen Eindruck von der lebensgefährlichen Arbeit unter Tage.

Viele Familien leben in großer Armut und sind auf den Verdienst der Kinder angewiesen. Wenn sie statt in die Minen zur Schule gehen dürfen, bekommen die Leute von Unicef zum Ausgleich Vieh – ein Schaf oder eine Ziege. „Außerdem errichten wir nahe der Minen Zeltschulen, wenn es dort keine gibt“, sagte Schneider.

Jeder gespendete Cent und Euro soll weiter in Bildung fließen, verspricht Wittmann. Gemeint ist auch eine handwerkliche Grundausbildung für Jugendliche, damit die Menschen in Legmoin die Fahrräder oder Photovoltaikanlagen selber reparieren können, wenn mal etwas kaputt geht. „Nur so ist unsere Hilfe nachhaltig“, betont der Bürgermeister. „Vielleicht lässt sich auch der eine oder andere Handwerksbetrieb aufbauen, etwa eine Fahrradwerkstatt.“

Auch der alte Mercedes-Lastwagen, der schon runderneuert in Ingolstadt auf die Lieferung nach Legmoin wartet und dort zum Transport von Baumaterial dienen soll, könnte der Grundstock eines kleinen Fuhrunternehmens sein. 4000 Euro fehlen noch für die Überführung nach Burkina Faso (Spendenkonto des Weltladens: 53 37 60 18, Stichwort Legmoin, Sparkasse Ingolstadt).

Weitere Aktionen für Legmoin stehen vor der Tür: Am Sonntag, 20. Januar, werden ab 11 Uhr in der Harderbastei unter dem Motto „weitergeben“ unliebsame Weihnachtsgeschenke versteigert. Die Auktionatoren Dieter Seehofer und Reinhard Büchl werden viel Geld herausholen – das gilt als sicher. Die Geschenk-Spenden können von Donnerstag bis Samstag vor der Versteigerung von 14 bis 18 Uhr abgegeben werden. Benefiztheater, Benefizkonzert oder Benefizgolfen – so geht es im Frühjahr munter weiter.

Am 30. Juni heißt es Abschied nehmen für die Kinderstadt. Am selben Tag feiert Unicef-Deutschland 60-jähriges Bestehen – in Ingolstadt. Es gilt als sicher, dass ein prominenter Geburtstagsgast kommt.