Kims verwegenes Spiel

Kommentar

11.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:19 Uhr

"Show of Forces" nennen Sicherheitsexperten, was die USA derzeit rund um die koreanische Halbinsel veranstalten. Das gemeinsame Manöver mit Seouls Streitkräften sowie die Entsendung eines kampfstarken Flugzeugträgerverbandes soll dem nordkoreanischen Diktator zeigen: Wir sind in der Lage, dich anzugreifen.

Das Problem ist nur: Das interessiert Kim Jong Un nicht. Er reagiert mit martialischen Worten, droht mit "härtesten Gegenmaßnahmen". Das klingt ein wenig nach dem Mut des Verzweifelten. Doch man sollte sich nicht von dem Despoten täuschen lassen. Denn in Wahrheit kommt ihm die amerikanische Kraftmeierei vor seiner Haustür sehr gelegen. Denn solange die Amerikaner militärisch in der Region stark präsent sind und auch von China mit Misstrauen beobachtet werden, wird Peking das Kim-Regime am Leben erhalten. Hätten die USA dem pazifischen Raum den Rücken gekehrt, wäre es für Kim problematischer geworden. So aber kann er mit Provokationen erreichen, dass sich beide Großmächte gegenseitig lähmen. Ein verwegenes Spiel.

Kim genießt die Aufmerksamkeit. Er setzt darauf, dass China ihn unterstützt, und die USA es bei ihrem Säbelrasseln belassen. Nach der jüngsten US-Attacke in Syrien sollte Pjöngjang allerdings nicht alles darauf verwetten, dass ein weiterer Atomtest Nordkoreas ohne jede militärische Antwort Donald Trumps bleibt.