Denkendorf
Kiebitz-Inseln und Lerchen-Fenster

Bei der Kreisversammlung des Bauernverbandes ging es um die Förderung der Artenvielfalt auf Feldern

28.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:38 Uhr

Mitten in einem Feld voller Winterweizen in Niederbayern befindet sich eine sogenannte Kiebitzinsel. Auch ein mehrfacher Saatreihenabstand kann helfen, die Artenvielfalt zu erhöhen. Dominik Himmler von der Bayerischen KulturLandStiftung erklärte bei der Kreisversammlung des Bauernverbandes, wie Landwirte mit Naturschutzprojekten einen eigenen Betriebszweig aufbauen können. - Foto: KulturLandStiftung

Denkendorf (EK) Vielfalt und Schönheit in der bäuerlichen Landschaft: Dafür setzt sich die Bayerische KulturLandStiftung ein. Auf der BBV-Kreisversammlung in Denkendorf erfuhren Landwirte, wie sie Flächenkompensation aktiv gestalten können und sich damit einen neuen Betriebszweig schaffen.

Der Vortrag des Geschäftsführers der KulturLandStiftung, Dominik Himmler, stand im Mittelpunkt der Kreisversammlung des Bayerischen Bauernverbandes im Denkendorfer Gasthof "zur Post". Der Zweck seiner Stiftung sei es, Natur und Landschaftsschutz und gleichzeitig die Eigenart, Vielfalt und Schönheit der bäuerlich geprägten Kulturlandschaft zu fördern. Dabei gehe es sowohl um nachhaltige Nutzungsfähigkeit als auch um Biotop- und Artenvielfalt. Die Stiftung befasst sich mit den nach den Naturschutzvorschriften auszuweisenden Ausgleichsflächen bei Maßnahmen, die der Natur Flächen entziehen.

Dabei ergebe sich eine ganz neue Thematik für die Landwirtschaft. Die Bauern sollen Naturschutz sozusagen anbauen und diese Möglichkeit zum Aufbau eines weiteren Betriebszweiges nutzen. Es gebe schon ein Pilotprojekt im Landkreis Ebersberg. Dort wurden die bisher ausgewiesenen Ausgleichsflächen genau betrachtet. Das Ergebnis war erschreckend. Nur 20 Prozent der ausgewiesenen Flächen waren in Ordnung. Durch eine neue Methode, die die Stiftung unterstützt, soll mehr Qualität entstehen. Die Stiftung betrachtet den Naturschutz aus der Sicht der Landwirtschaft, speziell bei intensiver Bewirtschaftung.

Als Beispiel nannte Himmler den Ackerwildkrautschutz. Daraus können neue Biodiversitätsprojekte entstehen. Wie das geschehen kann, erläuterte der Geschäftsführer der KulturLandStiftung anhand der gesetzlichen Bestimmungen des Naturschutzes. Demnach sind erhebliche Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft vom Verursacher vorrangig zu vermeiden. Nicht vermeidbare Beeinträchtigungen sind durch Ausgleichs- oder Ersatzmaßnahmen oder, soweit dies nicht möglich ist, durch einen Ersatz in Geld zu kompensieren. Bei der Inanspruchnahme von land- oder forstwirtschaftlich genutzten Flächen für Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen ist auf agrarstrukturelle Belange Rücksicht zu nehmen, insbesondere sind für die landwirtschaftliche Nutzung besonders geeignete Böden nur im notwendigen Umfang in Anspruch zu nehmen. Im Wesentlichen ergeben sich daraus zwei Begriffe: das Ökokonto und die produktionsintegrierte Kompensation.

Beim Ökokonto werden Ausgleichsflächen gekauft, langfristig per Grundbucheintrag gesichert und unterliegen einer 25-jährigen Pflege. Himmler riet den Landwirten, hier genau zu kalkulieren und nach Möglichkeit den gesamten Pflegezeitraum zu betrachten. Er ging auch auf die neue Möglichkeit der Produktionsintegrierten Kompensation (PiK) auf wechselnden Flächen ein, wodurch es möglich ist, die Biodiversität in der Agrarlandschaft zu erhöhen und Naturschutzmaßnahmen in die individuellen Betriebsabläufe interessierter Betriebsleiter zu integrieren sowie deren Eigentum und Produktionsgrundlage zu erhalten. Die PiK auf wechselnden Flächen ermögliche die Förderung gefährdeter Tier- und Pflanzenarten des Offenlandes und gleichzeitig die Weiterführung der Landwirtschaftlichen Nutzung. Mindererträge und höhere Aufwendungen durch Bewirtschaftungsauflagen, welche die naturschutzfachliche Wertigkeit der Fläche erhöhen, werden vom Eingriffsverursacher in Geld ausgeglichen. Neu dabei ist der Erhalt von Eigentum, Ackerstatus und Betriebsprämie, die Förderung von Biodiversität in der Agrarlandschaft, die regionale Wertschöpfung, die Flexibilität durch befristete Bewirtschaftungsverträge und Flächenrotation und die Unabhängigkeit von Förderpolitik und -mitteln sowie die Sicherung durch die Bayerische KulturLandStiftung.

Beispiele für PiK-Maßnahmen seien Kiebitzinseln im Wintergetreide mit mehrfachem Saatreihenabstand sowie Lerchenfenster und niedrigwüchsige Blühstreifen. Zusammenfassend stellte Dominik Himmler fest, dass PiK-Maßnahmen eine interessante Möglichkeit für Landwirte zur Anlage eines neuen Betriebszweiges darstellen könnten. In der anschließenden Diskussion konnte Himmler auf die Frage nach dem Verdienst eines Landwirtes keine genaue Auskunft geben, da der Erlös sehr von individuellen, betriebsspezifischen Belangen abhängig sei. Der Vertreter einer Kommune äußerte die Befürchtung, dass die neuen Maßnahmen viel Arbeit mit sich bringen würden.