Ingolstadt
Kerzenlicht und Sonnenschein

Von der Messe zum Markt: Ingolstädter zieht es vor allem am Ostermontag nach draußen

03.04.2018 | Stand 23.09.2023, 2:48 Uhr
Die Kerzen der Gläubigen tauchen die gefüllte Kirche St. Monika in der Ostermesse im Morgengrauen in ein beeindruckendes Halbdunkel. −Foto: Hauser

Ingolstadt (DK) Das Osterwochenende haben die Ingolstädter angesichts des wechselhaften Wetters ganz unterschiedlich verbracht. Von der Osternacht in St. Monika über den -markt am Rathausplatz bis hin zum -spaziergang am Baggersee war wohl für jeden etwas dabei.

Trübe Wolken hängen am Samstag über der Stadt. In der Fußgängerzone gibt es trotzdem einige bunte Farbtupfer - auch, wenn die Passanten da schon genau hinsehen müssen: Der Innenstadtverein IN-City hat in einer gemeinsamen Aktion mit der evangelischen sowie der katholischen Jugend rund um die Baustelle Ludwigstraße kleine Plastikeier versteckt. Sie hängen an den Umzäunungen der Bäume, an den Büschen vor Restaurants oder liegen auf den Holzbänken. Simon Herzer hat eines zwischen den Tulpen in einem der frisch bepflanzten Beete entdeckt. Der Zwölfjährige aus München ist zu Besuch bei den Großeltern, sie unternehmen einen Stadtbummel. Als Simon das Ei öffnet, fällt ihm neben einem Zettel mit einer österlichen Botschaft ein Päckchen mit Blumensamen entgegen. "Unsere neue Fußgängerzone - hier wächst die Zukunft", ist darauf zu lesen. Auf der Rückseite steht ein Hinweis für die nächste Baustellenaktion am 21. April. Simon kann damit freilich wenig anfangen. "Die Samen schenke ich meiner Mama oder Oma", sagt er.

Am Rathausplatz frieren derweil die Verkäufer an den Ständen. Viel ist nicht los. Nur das Kinderkarussell erfreut sich großer Beliebtheit, und ab und an bleibt jemand vor dem mit bemalten Eiern geschmückten Brunnen stehen. "Er ist schon schön", sagt eine Frau, die ihr Fahrrad vorbeischiebt. "Aber mit den Bauzäunen daneben wirkt er gar nicht richtig, das ist schade." Pascal Mittermann sieht das ähnlich. Er ist der Meinung, dass die Veranstalter "mehr aus dem Markt machen" könnten: "Die drei Buden da verbreiten doch gar keine Osterstimmung", sagt der 52-Jährige.

Genau das sieht Dora Hörmandinger als Problem. Ihr "Süßes Paradies" steht zwischen dem Karussell und den anderen Ständen. "Klar, es gibt nicht viel Österliches", sagt sie. "Aber dann müssten wir einen Riesenmarkt machen." Das wiederum würde sich ihrer Ansicht nach für viele Händler kaum rentieren. "Die Leute kommen und sagen ,Mei, ist das schee', kaufen aber nichts." Mit dem kleinen "Schmankerlmarkt" sei man auf der sicheren Seite. Der Standort am Rathausplatz wird Hörmandinger zufolge besser angenommen als am Paradeplatz. "Wir haben mehr Frequenz", sagt sie. "Es gibt aber Handicaps." Durch die Feuerwehrzufahrten und die bepflanzten Sitzelemente seien die Standbetreiber unflexibel im Aufbau. "Es gibt nur einen Wasserzulauf über den Brunnen." Die Bauzäune um das Gelände sieht sie dagegen als behebbares Problem. "Das ist für dieses erste Mal hier nur eine Notlösung."

Für die Besucher der Ostermesse in St. Monika spielt das Wetter keine Rolle. Eher noch die Uhrzeit. Denn die Feier beginnt am Ostersonntag um 5.30 Uhr. Als die ersten Gläubigen eintreffen, herrscht draußen noch finstere Nacht. Vor dem Eingang sammeln sie sich bei einer hell lodernden Feuerschale, viele haben selber Kerzen oder kleine Körbe mit Speisen dabei.

Derweil organisiert Pfarrer Petro Stanko zusammen mit dem Pfarrgemeinderat die Auferstehungsfeier, während er sich ankleidet. "Ostern ist das Fest des Lichts, deswegen tragen wir weiße Gewänder", erzählt er. Nur das Fehlen von zwei Ministranten droht ein Problem zu werden. Doch Gott sei Dank ist Rosalie in ihrer Heimatpfarrei. Elf Jahre lang war sie in St. Monika Ministrantin und hat erst vor kurzem aufgehört. Aber wenn Not an der Frau ist, springt sie natürlich ein. "Das kann man an Ostern schon mal machen", sagt sie.

Fast noch mehr als der Pfarrer und die Ministranten springt Stefan Herbener ins Auge. Denn der Oberstleutnant trägt Uniform. "Das war der Wunsch des Pfarrers", erzählt er: "Normalerweise komme ich in zivil." Der Grund: Die Feier in St. Monika ist die offizielle Ostermesse der Militärgemeinde Ingolstadt und Stanko der Militärpfarrer. Herbener wohnt nicht weit weg und ist als Lektor, Mesner und Sänger in der Gemeinde aktiv.

Während die ersten Vögel pfeifen, begrüßt Pfarrer Stanko derweil draußen die Gläubigen. An der Feuerschale entzündet er die Osterkerze und zieht an der Spitze der Gemeinde in die noch dunkle Kirche ein. Das "Fest der Feste", so der Geistliche, hat begonnen. Nacheinander brennen auch die Kerzen der Gläubigen und tauchen die Kirche in ein mystisches Halbdunkel. Schließlich schwillt die Orgel an und läuten die kleinen Handglocken der Ministranten: Der Zeitpunkt der Auferstehung ist gekommen - und auf einen Schlag ist der Kirchenraum strahlend hell.

In seiner Predigt erzählt der aus der Ukraine stammende Stanko, der als Geistlicher der katholisch-unierten Kirche verheiratet ist und zwei Kinder hat, von der Schöpfungsgeschichte und von den Hoffnungen der Menschen. Er prangert die Ungerechtigkeiten in der Welt an und die Kriege in der Welt. Schließlich segnet er das Weihwasser und die mitgebrachten Speisen, und wer will, bleibt zum gemeinsamen Frühstück.

Am Ostermontag zieht es die Sonnenanbeter nach draußen. Nicht nur der Ostermarkt, wo kaum ein freier Platz zu finden ist, ist gut besucht - am Wildpark am Baggersee reihen sich Dutzende von Autos aneinander. Vor den Gehegen tummeln sich Familien, um die Wildschweine und Wisente zu beobachten. Rebecca Kandler steht mit einer Freundin bei den Rentieren und freut sich über Bewegung nach der vielen Esserei am Wochenende. "In den letzten Tagen war viel los mit der Familie", erzählt die 22-jährige Ingolstädterin. "Ich genieße die Ruhe, bevor es am Dienstag wieder mit der Arbeit losgeht."

Tanja Stephan, Bernhard Pehl