Lenting
Kerniges zum Süffigen

Beim 35. Lentinger Starkbierfest hält Schwester Argula der Gemeinde den Spiegel vors Gesicht

28.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:09 Uhr

Nahm kein Blatt vor den Mund: Schwester Argula.

Lenting (DK) In welche Fettnäpfchen die Lentinger, ihre Politiker und die Nachbargemeinden das Jahr über auch treten, spätestens am Abend des Lentinger Starkbierfestes finden die Vergehen den Weg an die schadenfrohe Öffentlichkeit. Da kannte Schwester Argula kein Erbarmen.

Sie haut nicht wortgewaltig und bärbeißig auf den Putz, so wie ihre Kollegen auf dem Nockherberg oder in Oberhaunstadt. Das geziert sich nicht für eine Nonne. Schwester Argula alias Heidi Conradt bevorzugt lieber die dezenten aber dennoch schneidigen Töne in ihrer Starkbierrede. Immer mit ein wenig Barmherzigkeit und Wärme zwischen den Sätzen und niemals derart garstig, dass der Herrgott es ihr nicht verzeihen würde. Dabei gab es über die Lentinger heuer kaum etwas zu berichten, gestand sie eingangs ihres Auftritts am Samstagabend beim 35. Lentinger Starkbierfest in der voll besetzten alten Turnhalle ein. "Da ist ja in einem Seniorenheim mehr los", attestierte sie den versammelten Bürgern. Dabei wollte die ehrwürdige Schwester doch keineswegs Seehofer, Merkel & Co erwähnen. "Was sollte einem da noch Freude machen", fragte sie.

Deshalb musste allen voran der Eichstätter Landrat herhalten, den Schwester Argula an dem Abend vermisste, wie sie einräumte. Er sei nicht zu beneiden, der Anton Knapp, sei er doch ständig unterwegs auf Quartiersuche und müsse nebenbei noch Probleme lösen wie das der Turnhalle des Gymnasiums in Gaimersheim. Die hat bekanntlich Mängel auf dem Dach und ist deshalb geschlossen. Nicht etwa wegen Überfüllung, wie die neckische Nonne angesichts der Flüchtlingssituation spitzfindig bemerkte. Zu den Lentingern fiel ihr anschließend doch noch einiges ein, was einen Starkbierabend unterhaltsam macht. Da ging es um das 50. Lentinger Jura Herbstfest, zu dessen Festzug ein alter Mercedes voranfuhr mit Bürgermeister Christian Tauer auf dem Beifahrersitz ("Weil seine Beine zu lang sind.") und Anton Knapp auf dem Rücksitz, wo er schwitzend aus dem kleinen Seitenfenster winkte, wie Schwester Argula es beschrieb.

Auch die Männergesangsvereine aus Lenting und Hepberg bekamen ihr Fett weg, weil sie sich fahrenderweise mit dem Zug fortbewegten. "Marschieren und gleichzeitig singen, das geht nicht", fand Argula. Beschäftigt hat sie auch die Seniorenbefragung in der Gemeinde. Die sei angeblich anonym gewesen. Auf jedem Fragebogen befand sich jedoch eine Nummer. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. "Viele haben den Bogen gar nicht ausgefüllt", sagte sie. Und ganz Gewitzte hätten die Nummer einfach weggeschnitten.

Die Rathaussanierung im Innern veranlasste sie zu der Vermutung, dass der Bürgermeister und seine Mitarbeiter so wild gearbeitet hätten, dass diese nötig gewesen wäre. Dass ein Aquarium für das Gemeindezentrum von höchster Instanz mit der Begründung abgelehnt wurde, ein solches würde zu viel Unruhe in die Amtsstuben bringen, konnte sie nachvollziehen. "Deswegen gibt es auch keine Bewegungsmelder im Rathaus", setzte sie nach. Den Unterschied zwischen dem Allmächtigen und Christian Tauer hatte sie schnell erklärt: "Gott hält sich nicht für den Lentinger Bürgermeister."

Das Fest, das zum dritten Mal in Folge ausverkauft war, wie Moderator Christian Conradt eingangs in seiner Begrüßungsrede verkünden konnte, steuerte anschließend auf seinen musikalischen Höhepunkt zu. Auf vielfachen Wunsch hatte der veranstaltende CSU-Ortsverband auch heuer wieder die Hepberger Kabarettgruppe Göltnschmierer eingeladen. Die Männer aus der Nachbargemeinde bekamen die Halle mit ihrem kernigen Humor schnell in den Griff und sorgten mit lustigen, wenn auch mitunter recht derben Beiträgen und Gstanzln für Hochstimmung. Vier Lentinger hätte er nebenan mit einer Katze Fußball spielen sehen, berichtete einer der Göltnschmierer. "Ich wollte schon die Polizei rufen. Doch dann habe ich gesehen, dass die Katze 1:0 führt." Bei ihrer Hymne an den Leberkas, frei nach der Melodie des Beatles-Klassikers "Let it be", sang die Halle mit und verabschiedete die Gruppe schließlich mit tosendem Beifall in die Pause. Die weitere musikalische Begleitung gestaltete die Lentinger Trachtenkapelle, die seit 35 Jahren beim Starkbierfest dabei ist.