Eichstätt
Kennenlernen beim Käsefest

Das französische Montbrison könnte die dritte Partnerstadt Eichstätts werden

12.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:19 Uhr

Ein Blick auf die mögliche neue Partnerstadt Montbrison mit ihrem mittelalterlichen Kern und der der romanischen Kirche Saint-Julien d'Antioche. - Foto: Grégory Bret

Eichstätt (EK) Nach Bolca in Italien und Chrastava in Tschechien könnte Eichstätt bald eine dritte Partnerstadt gewinnen: Montbrison in Frankreich. Für diese Idee haben Françoise Wimmer und Karl-Heinz Donaubauer schon gut 40 frankophile Eichstätter und den Oberbürgermeister begeistern können.

Bei einer ersten Informationsveranstaltung im Wirtshaus "Zum Gutmann" haben Wimmer und Donaubauer die idyllisch im Departement Loire gelegenen Grafenstadt Montbrison, die für ihren Käse und Wein bekannt ist, vorgestellt: Die Ursprünge der heute 17 000 Einwohner zählenden Stadt reichen bis ins 11. Jahrhundert zurück und prägen heute das mittelalterliche Stadtbild. Seit 1173 existierte hier die autonome Grafschaft Forez und um die Grafenburg entstand eine Stadt, welche im 100-jährigen Krieg eine befestigte Stadtmauer erhielt. Noch heute zeugen die gotische Kollegialkirche Notre Dame d'Espérance und der prächtige Wappensaal der Diana von dieser ruhmreichen Vergangenheit.

Die Parallelen zu Eichstätt sind hier zahlreich, wie Françoise Wimmer, immer wieder unterstützt durch ihren Mitstreiter Donaubauer sowie ihren Mann Ruprecht Wimmer, dem ehemaligen Universitätspräsidenten, und ihre Tochter Isabelle, in ihrem leidenschaftlichen Einführungsvortrag betonte. Familie Wimmer ist bekanntlich selbst eine deutsch-französische Familie und verbrachte einige Jahre im benachbarten Saint-Etienne. Der Kontakt zu Montbrison ergab sich durch persönliche Begegnungen. Im vergangenen Jahr fanden bereits mehrere Besuche und Gegenbesuche statt. Die Chemie stimmt offensichtlich zwischen Eichstätt und Montbrison, denn die Franzosen sind an einer Partnerschaft äußerst interessiert.

Dass dies von offizieller Eichstätter Seite ebenfalls so ist, unterstreicht Oberbürgermeister Andreas Steppberger in seiner Stellungnahme: Françoise Wimmer habe mit ihrem Charme und ihrer Emsigkeit seine Neugier auf diese Partnerschaft geweckt. Inzwischen habe er das Projekt bereits im Hauptausschuss des Stadtrats vorgestellt und ein positives Echo erhalten. Eine erste Kontaktaufnahme mit dem französischen Bürgermeister sei sehr positiv abgelaufen. Jetzt müssten aber in den nächsten Jahren persönliche Initiativen und Begegnungen zwischen Schulen und Vereinen eine Basis bilden, bevor man den offiziellen Schritt über die beiden Stadträte und die Beurkundung der Jumelage, wie Städtepartnerschaft auf französisch genannt wird, gehen könne: "Lassen Sie uns an diesem Projekt alle gemeinsam weiterarbeiten!", fordert Steppberger die Eichstätter mit Begeisterung auf. Dabei betont er gerade auch die politische Dimension dieser Verbindung: "In einer Zeit, in der man mit Sorge nach Europa und nach Frankreich blickt, sollte man den Gedanken der Städtepartnerschaft wieder aufleben lassen."

Derzeit gibt es mehr als 2200 Partnerschaften zwischen deutschen und französischen Städten. So gesehen erfüllt diese - weltweit höchste - Quote bereits die Idee des Elysée-Vertrags von 1963. Die Teilnehmer der ersten Informationsveranstaltung stimmten darin überein, dass mit der Verbindung zwischen Eichstätt und Montbrison ein weiterer wichtiger Baustein in der mentalen und kulturellen Einheit Europas gesetzt werde.

Juristisch gesehen wären die beiden Städte die Träger dieser Partnerschaft, wie Rechtsanwalt Karl-Heinz Donaubauer erläuterte. Doch müsse der offizielle Akt durch eine Fülle von persönlichen Aktivitäten und Initiativen auf Schul- und Vereinsebene getragen werden, wie seine Recherchen in Neuburg ergeben hätten. Die Nachbarstadt an der Donau führt seit Jahrzehnten eine sehr erfolgreiche und aktive Partnerschaft mit dem südfranzösischen Sète.

An konkreten nächsten Schritten sei nun Folgendes geplant: Zum Eichstätter Altstadtfest reist eine zwölfköpfige Delegation aus Montbrison an und wird einen Stand mit Verköstigung des berühmten Blauschimmelkäses La Fourme de Montbrison stellen, an dem auch der dazu passende Wein Côte du Forez erhältlich ist. Es folgt ein Gegenbesuch der Eichstätter zum Käsefest (Fête de la Fourme) Anfang Oktober in Montbrison. Daran beteiligen sich auch der Trachtenverein sowie eine Musikkapelle. Weiterhin plant bereits das Gabrieli-Gymnasium einen Austausch mit der überregional bekannten französischen Musikschule, eine Anfrage des Willibald-Gymnasiums an das katholische Gymnasium sei leider noch nicht beantwortet worden.

Und es gibt bereits weitere Ideen: So könnten die Mitglieder des Lions-Clubs und die Rotarier, die Ärzte oder das Krankenhauspersonal beider Städte Kontakt aufnehmen, Begegnungen seien aber auch zwischen Künstlern über den Künstlerring denkbar. "Wir brauchen vor allem auch junge Leute", gab Françoise Wimmer zu bedenken. Ein Austausch von Jugendchören sei ebenso möglich wie die Beteiligung französischer Jugendlicher am Fußball-Städte-Cup, den dieses Jahr der SV Marienstein ausrichtet und an dem auch Mannschaften der italienischen und tschechischen Partnerstädte Eichstätts teilnehmen.

Bedenken in Bezug auf sprachliche Probleme räumte Ruprecht Wimmer aus: "Der Zentralfranzose ist offen und freundlich und wird nicht gleich sauer, wenn man seine Sprache nicht spricht", berichtete er. Das nächste Treffen, bei dem wieder alle Interessierten aus der Bevölkerung eingeladen sind, findet am Montag, 8. Mai, um 19.30 Uhr im Wirtshaus "Zum Gutmann" statt.