Singenbach
Kennen Sie . . . Singenbach?

09.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:10 Uhr

−Foto: Detlef Fuhrmann

Singenbach (DK) Singenbach gehört zu den ältesten Siedlungen im Schrobenhausener Land. Leider sind hier aber nicht alle Bauwerke so gut in Schuss wie die beiden Kirchen und die insgesamt vier Windräder.

Im heutigen Teil unserer Serie sind wir nochmals in der Gemeinde Gerolsbach unterwegs und haben uns mit Singenbach ein ganz besonderes Schmuckstück ausgesucht. Viele Autofahrer kennen nur einen kleinen Teil des Ortes, denn die Staatsstraße von Gerolsbach nach Weilach streift Singenbach nur am Rand. Radfahrer, Inline-Begeisterte, Jogger oder auch einfach nur Spaziergänger wissen besonders den neuen Radweg zu schätzen, der von Klenau durch Singenbach nach Gerolsbach führt. (Leider endet dieser Weg hinter Gerolsbach bei Eisenhut immer noch in einer Sackgasse, doch bald soll ja die rund zwei Kilometer lange Lücke bis Euernbach, die vor allem auf Scheyrer Gemeindegebiet liegt, auch noch geschlossen werden.)

Doch zurück in den 400-Seelen-Ort, in dem es jede Menge interessante Dinge zu sehen gibt. Fangen wir mit der etwas außerhalb, dort aber malerisch am Berg gelegenen Kirche in Maria Zell an. Die katholische Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt mit dem gepflegten Friedhof, der Aussegnungshalle und dem ehemaligen Pfarrhaus sowie dem Kriegerdenkmal ist einen längeren Halt wert. Hier finden regelmäßig Gottesdienste statt. Von der Kirche hat man einen schönen Blick auf das beschauliche Singenbach.
 

Auf dem Weg zurück zum Ort gelangt man zu einer kleinen Kapelle, die im Inneren einige Kunstwerke bereithält. Allerdings kostet es einige Überwindung, in die etwas baufällige und mit Spinnweben behangene Kapelle zu schreiten - noch. Denn ein Einwohner Singenbachs hat seinen Gästen zum 60. Geburtstag versprochen, sich um die Renovierung der Kapelle zu kümmern. Dann kann diese wieder im neuen Glanz erstrahlen.

Im Singenbacher Ortskern treffen wir uns mit unserem heutigen Gastgeber Xaver Koller. Von seiner Terrasse aus kann man schon die nächste Singenbacher Sehenswürdigkeit erkennen. Denn eine Kirche ist nicht genug. Singenbach hat auch noch eine zweite zu bieten: Die frisch renovierte Kirche Sankt Stephan, in der noch einmal monatlich ein Gottesdienst stattfindet, leuchtet in strahlendem Weiß. Besonders von Weitem sieht man, dass der Glockenturm schon eine leichte Schräglage hat. "Aber gerade das macht das Kirchlein so sympathisch", findet unser Gastgeber. Der Blick von seiner Terrasse auf die Kirche, den Radweg und die wunderschönen weiten Grünflächen entlang des Baches ist beneidenswert. Wie ein grünes Band ziehen sich diese vom Abenteuerspielplatz über den Sportplatz den Radweg entlang bis Duckenried. Links und rechts davon befinden sich die Wohnhäuser der Singenbacher. An den Bachwiesen hat die Gemeinde ein kleines Neubaugebiet ausgewiesen, damit die Einwohnerzahl auch weiterhin stimmt.

Koller erzählt uns, dass im Ort immer wieder einiges los ist. "Hier rührt sich was", sagt er. Ob das Maibaumaufstellen durch die Dorfgemeinschaft, das auch im Umkreis weit bekannte Weinfest der Feuerwehr im Herbst oder das mittlerweile schon seit fast 30 Jahren regelmäßig ausgetragene Vatertagsfußballspiel - die Singenbacher wissen, wie man feiert. "Stolz sind wir hier auch auf unseren Schützenverein, der noch mit sieben Seniorenteams, drei Jugend- und einer Schülermannschaft - zum Teil recht erfolgreich - an Wettkämpfen teilnimmt", erzählt Koller stolz. Bis zum Bau des kombinierten Dorf- und Feuerwehrhauses waren die Schützen im Singenbacher Schloss tätig.

Ein Schloss in Singenbach? Das werden sich viele Leser nun fragen. In der Tat macht das Bauwerk im Moment nicht viel her. Wenn man dem Radweg in Richtung Klenau folgt, kommt man zwangsläufig an dem großen, grauen Gebäude vorbei. Es ähnelt wohl eher einem verwunschenen Märchenschloss. Das aus dem 16. Jahrhundert stammende Schlösschen mit seinem kleinen, spitzbehelmten Erkertürmchen befindet sich seit Langem in Privatbesitz. Früher war hier einer der beiden Singenbacher Gasthöfe zu Hause, der aber bereits um die Jahrtausendwende geschlossen wurde. Das zweite Gasthaus, der Alte Wirt, hat mittlerweile auch zu, ebenso der kleine Kramerladen, der, nahe am Schloss gelegen, lange Zeit von früh bis spät für seine Kunden da war.

Singenbach ist übrigens eine der ersten beurkundeten Siedlungen in der Gegend. Schon in Aufzeichnungen aus dem siebten Jahrhundert findet man Hinweise auf den Ort, der schon viel erlebt hat. Eine ausführliche Chronik finden Interessierte auf der Homepage der Gemeinde Gerolsbach.

Xaver Koller, seines Zeichens Kundenbetreuer bei einer regionalen Genossenschaftsbank, hat bald mehr Zeit, den Ausblick von seiner Terrasse zu genießen. "Ende des Jahres ist Schluss mit Arbeiten. Aber dann muss ich mich um meine neuen Schützlinge kümmern", erklärt er. Diese sind silbergrau, wachsen in den Himmel und haben Flügel. Anders als Engel stehen sie allerdings fest verwurzelt im Gröbener Forst. Als Geschäftsführer der Gerolsbacher Windkraftgesellschaft wird es Koller auch im Ruhestand sicherlich nicht langweilig - er hofft, dass ihm immer ein frischer Wind um die Nase weht.

Auch in der nächsten Folge sind wir in der Nähe einer Windkraftanlage - dieses Mal aber in einem Gemeindeteil von Hohenwart.