Gietlhausen
Keltischer Brauch zum christlichen Fest

Treffpunkt Waldwagen in Gietlhausen feiert Maria Lichtmess auf seine eigene Art – mit Waldsuppe und Maroni

04.02.2013 | Stand 03.12.2020, 0:32 Uhr

Würstl und Maroni braten die Gäste bei der Lichtmess-Feier des Waldwagens in Gietlhausen. Dazu gibt es Tee und Punsch - Foto: Hammerl

Gietlhausen (ahl) Unzählige Weckgläser mit Teelichtern weisen den Weg. Die Kinder vom Treffpunkt Waldwagen sind fleißig gewesen und haben mit Feuereifer ihr Fest des Lichtes vorbereitet. „Imbolc“ nennen sie es – nach dem uralten keltischen Brauch, der sich irgendwann mit dem christlichen Fest Maria Lichtmess vermischt hat. „Ab jetzt werden die Tage spürbar länger“, erklärt Antje Fries den Hintergrund des Lichterfestes, das sie seit sechs Jahren mit ihren mittlerweile 60 Waldwagenkindern, deren Eltern, Großeltern und Nachbarn feiert.

Tizian rennt mit einem leeren Topf durch den Wald. „Was hat er denn mit dem Topf vor“, wundert sich eine Frau. Fries lächelt. „Wahrscheinlich will er Waldsuppe kochen“, vermutet sie. Der Topf ist ein begehrtes Utensil, genau wie die Werkbank. „Wenn Kinder da sind, muss die aufgemacht werden – ohne geht es nicht“, erzählt sie. Allerdings hat die Werkbank mächtig Konkurrenz an diesem Samstagnachmittag. Am Lagerfeuer lässt sich nicht nur gut ausruhen, aufwärmen und beim Flammenbeobachten meditieren, sondern auch Maroni oder Würstl braten. Herbert Mager kümmert sich ums Maronirösten, während sein Sohn Maxi fertige Exemplare in einer Schale übers Gelände trägt und verteilt. Die Gäste helfen ebenfalls tatkräftig mit, ob beim Tee- oder Punschausschenken, beim Kerzenrollen für kleinere Kinder im Waldwagen oder beim Kerzenziehen draußen. Barbara Jensen führt hier für eine halbe Stunde Aufsicht. Wie dick die Kerzen werden? „Das kommt ganz auf die Geduld an, und die scheint heute begrenzt“, antwortet sie lachend.

Es gibt ja auch noch so viel zu sehen und zu hören. Ein Gitarrenstück von Sophia und Linus zum Beispiel, eine Geschichte, die Klaus Trescher vorliest, Harfenmusik von Claudia Pichler und Geschichten rund um Lichtmess, darunter eine traurige, die Hannelore Reile erzählt. Lichtmess, so erfahren die gespannten Zuhörer, war nicht nur der Tag, an dem früher Mägde und Knechte die Stelle wechselten, sondern sozusagen auch Zahltag für Knechte, die ihre Wäsche von einer Magd waschen und pflegen ließen. Ein Wachsstock zu Lichtmess war das übliche Geschenk.

Reile besitzt einen, der noch ganz ungebraucht in ein Taschentuch eingewickelt ist. Sie hat ihn mitgebracht und erzählt, dass er einst von einem jungen Knecht der Liebsten geschenkt wurde. Die hat ihn als Andenken aufbewahrt und nie angebrannt, weil der Knecht ganz jung, mit 21 Jahren, an Diphterie gestorben ist.

Zwei Stunden lang wird am Waldwagen gefeiert, dann machen sich alle wieder auf den Heimweg, der nun zum weiteren kleinen Abenteuer wird, denn die Flammen der Teelichter weisen nur den Weg, ausleuchten können sie ihn nicht.

Von Februar bis Juli gibt es sieben neue Projekte für jedes Alter am Treffpunkt Waldwagen, Informationen gibt es bei Antje Fries, Telefon (0 84 31) 43 01 26 oder (01 73) 4 15 03 24.