Eggersberg
Keltengürtel in neuem Hügelgrab

27.08.2010 | Stand 03.12.2020, 3:44 Uhr

Imposante Größe: 130 Zentimeter lang ist der reich verzierte Gürtel, der aus einem Stück Bronzeblech getrieben wurde. Er wurde zusammen mit dem Skelett in einem Hügelgrab der Hallstattzeit gefunden, das nun auf Schloss Eggersberg nachgebaut wurde. - Foto: Limmer

Eggersberg (DK) Wie die Kelten einst ihre Toten bestattet haben, können die Besucher künftig auf Schloss Eggersberg erfahren. Im Hofmarkmuseum wurde ein Hügelgrab aus der Hallstattzeit nachgebaut, in dem neben dem Skelett einer vornehmen Frau auch der legendäre bronzene Keltengürtel zu sehen ist.

Es sind bedeutende Schätze, die vor über 20 Jahren bei Untereggersberg zu Tage getreten sind. Damals, von 1986 bis 1991, rollten schwere Baumaschinen durch das untere Altmühltal – der Main-Donau-Kanal wurde ausgehoben. Beim Bau der Schifffahrtsstraße waren auch Archäologen im Einsatz. Sie haben in dieser Zeit zahlreiche geschichtliche Fundplätze ausgegraben, die bei den Bauarbeiten zum Vorschein gekommen waren. Einer davon war ein keltisches Grabhügelfeld aus der Hallstattzeit (6. bis 5. Jahrhundert vor Christus) bei Untereggersberg. Die Archäologen legten 37 Holzkammergräber unter den Grabhügeln frei. Insgesamt haben sie dort 104 Bestattungen nachgewiesen.

Der imposanteste Fund ist ein Bronzegürtel, der im größten Hügelgrab entdeckt wurde. Das 130 Zentimeter lange Prunkstück ist reich verziert und war die Grabbeigabe für eine Frau. Wer diese Frau war, darüber rätseln die Wissenschaftler noch. "Vielleicht eine Fürstin oder eine Fürstentochter. Es muss auf jeden Fall eine bedeutende Person gewesen sein", vermutet Tassilo Wenzl-Sylvester, der Vorsitzende der Robert-Weigand-Stiftung, die das Hofmarkmuseum auf Schloss Eggersberg betreibt. Auf den Bronzegürtel ist Wenzl-Sylvester besonders stolz. Nach der Freilegung der Gräber wurden die Fundstücke und damit auch der Gürtel liebevoll restauriert. Robert Weigand, dem früheren Besitzer von Schloss Eggersberg und Schwiegervater von Tassilo Wenzl-Sylvester, ist es zu verdanken, dass die Funde aus der Hallstattzeit im Hofmarkmuseum ausgestellt werden. "Sie sind eine Dauerleihgabe", sagt Wenzl-Sylvester.

Wand aus Lehm

Schon länger habe es Überlegungen gegeben, die Exponate ansprechend zu präsentieren. Bis vor kurzem wurden das Skelett, der Gürtel und die anderen Grabbeigaben in einer Vitrine aufbewahrt. Bei seinen Überlegungen stieß Wenzl-Sylvester auf die Künstlerin Melanka Herbut. "Sie hatte für das Hofmarkmuseum schon einige Bilder restauriert. Und da habe ich gefragt, ob sie nicht eine Idee hätte", erzählt er. Auch die Kreisarchäologin Ruth Sandner habe sich Gedanken gemacht. "Zusammen mit meinen eigenen Ideen haben wir ein Konzept entwickelt. Wir wollten einem Laien zeigen, wie man sich ein Hügelgrab vorstellen kann", sagt der Stiftungsvorsitzende.

Das Ergebnis der Umbauarbeiten ist sehenswert: Wenn der Besucher den Raum betritt, fällt sein Blick auf eine gewölbte, mit Lehm verputzte Wand. Mit ihrer Form erinnert sie an ein Hügelgrab. Kleine Aussparungen geben den Sicht ins Innere frei. Dort fällt dem Betrachter das Skelett einer Frau, die in dem größten und reich ausgestatteten Hügelgrab gefunden wurde, ins Auge. Über ihren Hüften liegt auf einem Brett der bronzene Gürtel. "Er ist aus einem Stück Bronzeblech getrieben", erklärt der ehemalige Kelheimer Kreisarchäologe Michael Rind. Auch er hatte sich schon mit der Präsentation beschäftigt. "Es ist ein singuläres Fundstück, in Bayern gibt es nichts vergleichbares", erläutert Rind. Und weltweit würden nur noch zwei ähnliche Exemplare existieren. Kunsthandwerklich sei der Gürtel mit seinen Verzierungen herausragend. "Das konnte damals nicht jeder Dorfschmied", weiß Rind.

Um die Handgelenke des Skeletts befinden sich so genannte Melonenarmbänder. "Die wurden den Kindern angelegt, die dann in die Schmuckstücke hineingewachsen sind", erzählt Wenzl-Sylvester. Die Kelten seien zwar durchaus ein kriegerisches Volk gewesen, hätten aber auch einen großen Sinn für Kultur gehabt.

Bekanntheit steigern

Das beweisen auch die übrigen Grabbeigaben, die in dem rekonstruierten Hügelgrab zu sehen sind. Aufwendig verzierte Gewandfibeln liegen zum Beispiel auf den Schultern des Skelettes. "Sie erfüllten mehrere Zwecke. Zum einen waren sie Schmuckstücke, sie hielten aber auch die Umhänge zusammen", so Wenzl-Sylvester. Hinter einigen Gucklöchern der Lehmwand sind die kleineren, aber ebenfalls interessanten Funde zu sehen. Zum Bespiel ein winziger Haarreif aus 22-karätigem Gold.

"Das Altmühltal ist reich an historischen Schätzen", weiß Tassilo Wenzl-Sylvester. Das Hofmarkmuseum sei ein Glied in einer Kette, meint er, und verweist auf andere Museen im Landkreis, wie das Archäologische Museum in Kelheim. "Der Keltengürtel ist eine echte Attraktion für den Landkreis", pflichtet Stephanie Berger vom Kelheimer Tourismusverband, dem Stiftungsvorsitzenden bei. Der bronzene Gürtel werde auch in die Werbung für die Region Altmühltal eingebunden. Dennoch bedauert Wenzl-Sylvester, dass viele Menschen, auch die Touristen, von diesen Schätzen nur wenig wissen.

Mit den Events in Eggersberg will Tassilo Wenzl-Sylvester das Schloss hoch über dem Altmühltal besser vermarkten. "Wir wollen die Frequenz der Besucher steigern", sagt er. Mit der Veranstaltung "Eggersberger Keltengürtel", die am kommenden Wochenende stattfindet, sollen die Gäste in die Zeit der Kelten, Römer und Bajuwaren eintauchen. An drei Tagen gibt es neben einem historischen Lagerleben natürlich auch ausführliche Informationen zum Keltengürtel im Hofmarkmuseum.