Eichstätt
Keinen Schaden an Körper und Seele erlitten

28.06.2011 | Stand 03.12.2020, 2:41 Uhr

Der hochoffizielle Spielerpass von Gabriele Kölle, ausgestellt vom Bayerischen Fußballverband.

Eichstätt (kno) Sie waren sozusagen die Pionierinnen des Eichstätter Frauenfußballs: Gabi Bittl (54, geborene Kölle), Anita Knör (54, geborene Frey) und Christine Graubmann (57, geborene Vogel). Mit 13 anderen Mädchen kickten sie anno 1971 in der ersten Damenfußballmannschaft des VfB Eichstätt.

Damals war der Frauenfußball noch reichlich exotisch. Nicht zuletzt, weil das Verbot des DFB für Damen, Fußball zu spielen, erst 1970 aufgehoben worden war. Anlässlich der laufenden Fußball-WM der Frauen kramte das Trio in Erinnerungen und stand Redakteur Jürgen Knopp Rede und Antwort.
 
Warum denn ausgerechnet Fußball? Konnte es nicht Volleyball oder Völkerball sein?
Christine Graubmann: Das ist ganz einfach. Volleyball hat es damals noch nicht gegeben für Mädchen, nur Handball.
Anita Knör: Aber das kam doch auch erst später.
Graubmann: Auf jeden Fall war Fußball die erste Möglichkeit hier, Mannschaftssport zu betreiben.
Gabi Bittl: Ich komme aus einer Fußballerfamilie. Mein Vater war Spieler, mein Bruder ebenfalls. Meinen jetzigen Mann (Josef Bittl, beim ESV Ingolstadt einst Profi in der Zweiten Bundesliga) habe ich durch Fußball kennengelernt. Ich bin mit Fußball groß geworden.
Knör: Ich habe schon immer mit den Buam Fußball gespielt – Straßenfußball.
Graubmann: Bei mir liegt es vielleicht am Geburtsjahr. Ich bin 1954 geboren, als Deutschland zum ersten Mal Weltmeister wurde. Aber das war wirklich ein Problem in Eichstätt. Für Mädchen hat es kaum ein Angebot gegeben. Das erste war Damengymnastik, dann kam schon Fußball.

Eine Damenfußballmannschaft ist ja damals eine ziemlich exotische Angelegenheit gewesen. Welche blöden Witze haben Sie sich denn anhören dürfen?
Knör: Wir sind schon sehr bespöttelt worden. Aber persönlich angegriffen eigentlich nie. Schaulustige waren am Anfang schon da, aber es gab ja nichts zu schauen.
Bittl: Wir waren wirklich grottenschlecht. Wir haben ja nicht um Punkte gespielt, sondern nur Freundschaftsspiele gemacht. Einmal hätten wir die Möglichkeit gehabt, 1:0 zu gewinnen, aber da habe ich den Elfmeter verschossen. Gegen die Buxheimer Mädchen zum Beispiel haben wir nur 1:2 verloren, das war eine Sensation.
Knör: Ein Trainingsspiel gegen die C-Jugend des VfB endete 0:10 oder 0:12.
Graubmann: Die meisten Zuschauer sind ja nicht wegen dem Fußball gekommen, sondern wegen den Mädels – um zu schauen, wie die sich anstellen.
 
Wie würden Sie denn Ihre Fußballkünste von damals einstufen?
Knör: Es waren zum Teil welche dabei, die nicht einmal gewusst haben, wie man einen Einwurf macht.
Bittl: Wir waren schließlich Anfängerinnen in jeder Beziehung. Aber wir haben unseren Spaß gehabt. Nach dem Training sind wir immer ins Luna gegangen, wenn das noch ein Begriff ist.

Freilich. Die Mannschaft hat sich 1973 aufgelöst.
Graubmann: Weil viele aus beruflichen Gründen aus Eichstätt weggegangen sind.
Bittl: Ich habe dann nur noch Fußball aus Trainingsgründen mit meinem Mann gespielt. Wir sind öfter in Obereichstätt auf den Platz gegangen, und ich habe Flanken geschlagen.
 
Bis 1970 war Frauenfußball vom DFB offiziell verboten. Unter anderem mit der Begründung, „dass diese Kampfsportart der Natur des Weibes im Wesentlichen fremd ist und Körper und Seele unweigerlich Schaden erleiden“.
Knör: Uns hat’s nicht geschadet, gell?

Wie groß ist den Ihr heutiges Interesse am Fußball? Sind Sie mehr auf Männerfußball gepolt, oder ist jetzt, wo WM ist, Frauenfußball der Favorit?
Knör: Also, auf Männer mehr gepolt bin ich auf alle Fälle. Bei den Frauen hat man ja bisher nie so die Möglichkeit gehabt, sie im Fernsehen zu sehen – nur eben bei großen Turnieren.
Bittl: Ich bin bekennender Bayern München-Fan. Ich habe natürlich das erste Spiel der Deutschen am Sonntagabend gegen Kanada angeschaut. Aber zwischendurch bin ich immer wieder rausgegangen und habe etwas anderes gemacht. Das tue ich beim Männerfußball eigentlich nicht.
Graubmann: Ich bin schon begeistert, was die Frauen leisten. Aber mit Männerfußball kann man es nicht so richtig vergleichen. Der ist schon noch ein bisschen dynamischer. Es ist auch eine Frage der Muskelmasse: Männer haben weit mehr Muskeln als Frauen.
Knör: Aber es ist schon eine Augenweide, was die Frauen mittlerweile technisch draufhaben. Man kann ja nicht Äpfel mit Birnen vergleichen.
Graubmann: Ich habe inzwischen eine Abneigung gegen Fußball, weil mich das Kommerzielle so aufregt. Ich bin weder Bayern- noch Club-Fan, und auch die Bundesliga schaue ich mir schon lange nicht mehr an.
 
Können Sie eine aktuelle deutsche Nationalspielerin nennen?
Knör: Ah, der Torwart – aber jetzt fällt mir der Name schon wieder nicht ein.
Bittl: Angerer.
Knör: Ja, genau. Und die Türkin – Fatimire oder so.
Graubmann: Die ist doch Kosovo-Albanerin, glaube ich. Die die Modeaufnahmen macht.