Schrobenhausen
Keine Zuschauer - kein Fußball

Landesligisten bekräftigen, dass sie in der Punktrunde und im Ligapokalwettbewerb keine Geisterspiele austragen wollen

11.08.2020 | Stand 02.12.2020, 10:47 Uhr
Es war einmal: Zuschauer en masse - wie hier Ende Mai 2019, bei einem damaligen Aufstiegsspiel des TSV Jetzendorf - dürfte es in den bayerischen Landesligen wohl so schnell nicht mehr geben. −Foto: K. Reichelt (Archiv)

Schrobenhausen - Die Corona-Pandemie hat den Sport weiterhin fest im Griff.

Ob der für September geplante Re-Start im bayerischen Amateurfußball mit Zuschauern über die Bühne gehen kann, steht noch in den Sternen. Die Anzeichen verdichten sich allerdings, dass - wenn überhaupt - ohne Fans gekickt werden muss. Bei der Pressekonferenz der Bayerischen Staatsregierung am Montagmittag hat es jedenfalls zum Thema Sport keine neuen Erkenntnisse gegeben. Damit bleibt es wie bisher bei Trainingsspielen ohne Zuschauer. Die aktuell gültige sechste bayerische Infektionsschutzmaßnahmenverordnung gilt noch bis einschließlich 16. August.
In der vorigen Woche hatte der Bayerische Fußball-Verband (BFV) mit den 90 bayerischen Landesligisten eine gemeinsame Video-Konferenz abgehalten, in der es um die Zuschauer-Problematik ging. In den nächsten Tagen wird sich Verbands-Spielleiter Josef Janker mit den 17 Regionalligisten und 35 Bayernligisten "online" besprechen. Ob es in nächster Zeit Zuschauer geben wird, ist weiter fraglich. Durch den vorsichtigen Kurs, den Bayern fährt, ist es aktuell nur schwer vorstellbar, dass in nächster Zeit zu Amateur-Fußballspielen wieder unbegrenzt Publikum zugelassen wird.
Der BFV wollte sich ein Meinungsbild bei den Landesligisten einholen. Wie von Vereinsfunktionären zu erfahren war, die namentlich nicht genannt werden wollen, ging es darum, ob sich die Klubs vorstellen könnten, den ordentlichen Spielbetrieb ohne Zuschauer aufzunehmen. Schon im April hatte es aber geheißen , dass Geisterspiele im Amateurbereich keine Option seien. Diese Meinung scheint nun nicht mehr zwingend vorzuherrschen. Denn im Moment stellt sich die Lage so dar: Entweder Partien in der Meisterschaft und Ligapokalwettbewerb ohne Zuschauer - oder keine Spiele. Letzteres bedeutete, dass der Wettkampfsport im Fußball bis auf Weiteres ausgesetzt werden müsste. "Wir wollen die Vereine mit ins Boot holen", erklärt dazu Sebastian Dirschl von der BFV-Pressestelle: "Die Frage ist, ob wir überhaupt wieder den Spielbetrieb aufnehmen können - und wenn ja, mit wie vielen Zuschauern. "
Die Reaktionen der Landesligavereine gingen fast alle in die gleiche Richtung: "Ohne Zuschauer geht es nicht. Denn ohne Zuschauer haben wir gar keine Einnahmen - und das können wir nicht schultern. Ich würde damit die Existenz meines Vereins aufs Spiel setzen - und das kann ich gegenüber den Mitgliedern nicht vertreten?, sagte der Chef eines Vereins aus Niederbayern. Ein anderer Landesliga-Funktionär fügte hinzu: "Wir sollen in dieser Woche schriftlich befragt werden, vor welcher Mindestanzahl an Zuschauern wir spielen oder ob wir im Extremfall sogar ohne Besucher spielen würden. Wenn wir ohne Fans spielen müssen, können wir den Laden zusperren. "
Ein Vertreter eines Bayernligisten bezog ebenfalls klar Stellung: "Wenn dieses Thema wirklich angeschnitten wird, würde ich das vom Verband nicht in Ordnung finden. Es wurde immer klar kommuniziert, dass es nur mit Zuschauern weitergeht. Wenn es Einschränkungen gibt oder gar ohne Fans gespielt werden soll, werden wir daraus unsere Konsequenzen ziehen. "
Das Thema ist heikel. Sehr heikel sogar, das weiß auch Janker. Der Oberpfälzer betont, dass der BFV nach wie vor von den Beschlüssen der Bayerischen Staatsregierung abhängig ist. Die Einholung eines Meinungsbilds verteidigt er aber: "Der Verband will ausloten, wo bei den Vereinen in Sachen Zuschauerzahlen die Schmerzgrenze liegt. Der BFV wolle definitiv keine Pflichtspiele mit Zuschauer-Einschränkungen oder gar ohne Fans haben - aber es scheint so, als würde das ab September immer noch nicht möglich sein. "
Vorbild könnte ja die Kulturbranche sein. Dort sind bei Veranstaltungen im Freien bis zu 400 Personen erlaubt, sofern sie fest zugewiesene Sitzplätze bekommen. Damit könnte sicher ein Großteil der Vereine erst einmal leben, vielleicht sogar bis Ende 2020. Ohne zugewiesene und gekennzeichnete Sitzplätze ist die Beschränkung im Freien weiterhin bei 200 Personen. Zum Vergleich: In Baden-Württemberg sind seit 1. August zu Sportveranstaltungen 500 Zuschauer zugelassen. In den benachbarten Bundesländern Österreichs - also in Salzburg, Tirol oder Vorarlberg, wo die Fußballsaison bereits wieder begonnen hat - dürfen mindestens 750 Interessierte die Partien besuchen, bei Zustimmung der zuständigen Bezirksverwaltungsbehörden sind sogar bis zu 1250 Zuschauer möglich. "Natürlich wünschen auch wir uns weitere Öffnungen", hofft Dirschl.

dme/wa