Wolnzach
Keine Zukunft mehr

Wolnzacher Bürgerbräu steht vor der Auflösung – Am Samstag treffen sich die Aktionäre

20.08.2014 | Stand 02.12.2020, 22:20 Uhr

Laut Braumeister Gerhard Stanglmayr wurden im Bürgerbräu vergangenes Jahr rund 1160 Hektoliter gebraut, 1600 Hektoliter wären eigentlich nötig. - Foto: Rebl

Wolnzach (DK) Die Ära der Wolnzacher Bürgerbräu scheint zu Ende zu gehen – zumindest in der bisherigen Form als Aktiengesellschaft. Eine Auflösung der finanziell angeschlagenen AG ist laut Vorstand Christian Braun nicht mehr aufzuhalten. Am Samstag erfahren die Aktionäre, wie es weitergehen soll.

Die Einladung zur 19. ordentlichen Hauptversammlung im Hotel Hallertau in Wolnzach liest sich wie eine ganz normale Tagesordnung: Begrüßung, Vorlage des Jahresabschlusses, Berichte von Vorstand und Aufsichtsrat, Entlastung, Sonstiges. Dennoch wird die Versammlung wohl eine denkwürdige werden, weil sie die letzte in der Geschichte der Bürgerbräu AG sein dürfte. Denn eines ist so gut wie sicher: Die Aktiengesellschaft wird aufgelöst, nachdem Vorstand und Aufsichtsrat Ende Juni beim Registergericht Ingolstadt eine eventuell drohende Zahlungsunfähigkeit angemeldet haben.

„Das war auch rechtlich vollkommen richtig so“, sagt Rechtsanwältin Marlene Scheinert aus München, die Sachbearbeiterin in dem Verfahren ist. Denn drohende Zahlungsunfähigkeit ist ein Insolvenzgrund. „Und es ist anzunehmen, dass die bestehenden Verbindlichkeiten nicht mehr bezahlt werden können“, so Scheinert. Es handle sich um einen vorbildlichen und frühen Insolvenzantrag. In vielen Fällen werde viel zu spät Insolvenz angemeldet. Das sei bei Bürgerbräu aber nicht der Fall. Auch bei den Schulden – sie liegen im fünfstelligen Bereich – handelt es sich nach Scheinerts Worten „um eine überschaubare Summe“.

Die kleine Wolnzacher Brauerei kämpft ums Überleben, seit sie 1999 aus einer Stammtischidee heraus als Aktiengesellschaft gegründet wurde, die heute knapp 1200 Anteilseigner hat. Extrem verschlechtert hat sich die Lage dann seit dem vergangenen Jahr: Neben den zu hohen Produktionskosten schlugen schon längst überfällige und jahrelang versäumte Reparaturen an der Brauanlage zu Buche.

Genaue Zahlen über das Geschäftsjahr 2013 und den bisherigen Verlauf des Geschäftsjahres 2014 bekommen die Aktionäre am Samstag vorgelegt. „Ich muss und möchte natürlich Rede und Antwort stehen“, so Vorstand Christian Braun. Auch Marlene Scheinert sowie der vorläufige Insolvenzverwalter, Rechtsanwalt Stephan Ammann aus München, werden am Samstag dabei sein und die Aktionäre über den Sachstand sowie den weiteren Verlauf informieren.

Laut Marlene Scheinert gibt es zwei Möglichkeiten: „Entweder es bezahlt jemand alle Schulden auf einen Schlag, was wohl nicht passieren wird. Oder es kommt zur Eröffnung eines Insolvenzverfahrens.“ Und das wird voraussichtlich Anfang Oktober der Fall sein. Dann wird die Aktiengesellschaft von Amts wegen aufgelöst. Erst wenn das Verfahren abgeschlossen ist, wird die Gesellschaft dann endgültig gelöscht.

Derzeit ist Marlene Scheinert im vorläufigen Insolvenzverfahren dabei, alle Informationen zu sortieren. Nach ihrer Auskunft gibt es sechs, vielleicht sogar sieben interessierte Investoren – sowohl aus Wolnzach als auch von außerhalb des Marktes. Mit einem Großteil der Interessenten hat Scheinert bereits Kontakt aufgenommen, sodass sie am Samstag voraussichtlich einen ersten Stand der Dinge präsentieren kann. Außerdem sind zwei Gutachten in Auftrag gegeben, die den Wert der Brauerei ermitteln sollen. Neben einem sachverständigen Gutachter wurde auch der Anlagenbauer, von dem die Wolnzacher Brauanlage stammt, beauftragt. Beide Gutachten sind dann die Grundlage für die Gespräche mit den Interessenten.

„Wir versuchen alles, um zu einer bestmöglichen Lösung zu kommen“, so Marlene Scheinert. Und diese besteht für sie ganz klar darin, die Brauerei für Wolnzach zu erhalten. „Ich bin begeistert von dem Produkt“, sagt sie. Den Wunsch, dass es mit der Brauerei irgendwie weitergeht, hat auch Bürgerbräu-Vorstand Christian Braun. In welcher Form das sein wird, ist derzeit noch völlig offen. „Aber ich möchte unbedingt die Regionalität der Brauerei wahren“, so Braun.