Pfaffenhofen
Keine Schnellschüsse im Eisstadion

23.11.2010 | Stand 03.12.2020, 3:26 Uhr

Riesige Sportflächen mitten in der Stadt: Im Zuge der Planungen für die kleine Landesgartenschau im Jahr 2017 will Bürgermeister Thomas Herker das Gelände des städtischen Stadions (im Bildvordergrund) und das Eisstadion-Areal (in der Bildmitte hinten) "ganzheitlich" betrachten und auf gemeinsame Nutzungsmöglichkeiten hin untersuchen lassen. ? Arch - foto: Keiper

Pfaffenhofen (PK) Wird das Eisstadion endgültig zum heißen Eisen? ECP-Gaststätte und Jugendzentrum sind geschlossen, für eine Sanierung müsste die Stadt Millionen in die Hand nehmen.

Trotz vieler Rufe nach Soforthilfe will Bürgermeister Herker einen Schnellschuss vermeiden und zieht die Notbremse. Angesichts der Zahlen, die seit der jüngsten nichtöffentlichen Stadtratssitzung durch die Stadt geistern, ist die Zurückhaltung des Rathauschefs durchaus nachvollziehbar. Dass man für die Sanierung des Stadiongebäudes (feuchte Keller, erneuerungsbedürftige Heizungs-, Lüftungs- und Sanitäranlagen) rund 1,4 Millionen Euro einplanen muss, war allen Stadträten klar. Doch dann kamen die fehlenden Verbunddübel zwischen Erd- und Obergeschoss ans Licht, wegen denen die Statik des Gebäudes nicht mehr gewährleistet werden kann und die ECP-Gaststätte nebst Jugendzentrum sofort geschlossen wurden – weitere, bislang nicht eingeplante 665 000 Euro standen urplötzlich als Sanierungskosten im Raum. Ob die Stadt, die die dubiosen Vorgänge um die von einem Fachbüro festgestellten Baumängel an die Staatsanwaltschaft weiterleiten wird, jemals auch nur einen Euro aus eventuellen Schadensersatz- oder Haftungsansprüchen sehen wird, ist fraglich.

Das Stadiongebäude ist jedoch nicht die einzige Baustelle, mit der sich die Stadt herumschlagen muss. Bei der besagten nichtöffentlichen Sitzung wurde auch ein neues Gutachten über das Hallendach vorgestellt, das durchaus gute, aber auch einige schlechte, sprich: teure, Nachrichten beinhaltetet. Für die nächsten paar Jahre sei die Standsicherheit der Deckenkonstruktion gewährleistet, "sofern eine Schneelast von 30 Kilo pro Quadratmeter nicht überschritten wird", stellt das Münchener Planungsbüro Dr. Linse & Partner in seiner Expertise, die dem PK vorliegt, fest. Aber: Für eine "Ertüchtigung", die laut Diethelm Linse eine "uneingeschränkte Nutzung des Hallendaches in den nächsten 20 Jahre" ermöglicht, schlagen die Experten mehrere Sanierungsarbeiten an der Konstruktion sowie eine Erneuerung der "Dachhaut" vor. Die Kosten für die Instandsetzung werden auf 895 000 Euro geschätzt, für einen vollständigen Neubau der Stadiondachkonstruktion würde man etwas über eine Million Euro ausgeben müssen. Und nachdem auch Nicht-Experten klar ist, dass sich bei der Sanierung einer mehrere Jahrzehnte alten Sportanlage immer neue Baustellen auftun können, hat man im Bauamt einen weiteren "Puffer" von einer halben Millionen Euro eingeplant.

"Wir werden auf jeden Fall mit einer Drei vor dem Komma leben müssen", stellte Bürgermeister Herker im Gespräch mit dem PK klar. Angesichts der drohenden Millionen-Summe rief er seine Stadtratskollegen auf, sich jetzt nicht gegenseitig mit immer neuen Sanierungsvarianten oder Forderungen zu überbieten. "Jetzt ist die Zeit für reifliche Überlegungen und nicht für politische Schnellschüsse", so Herker.

Gerade im Hinblick auf die kleine Landesgartenschau im Jahr 2017 werde man auch das benachbarte Stadiongelände, Heimat des FSV Pfaffenhofen, unter die Lupe nehmen müssen – vielleicht könne man in diesem Zusammenhang eine "ganzheitliche" Variante mit gemeinsamen Nutzungsmöglichkeiten finden. In den nächsten Wochen und Monaten sollten nun entsprechende Konzeptionen erarbeitet werden, die der Stadtrat – geht es nach dem Bürgermeister – im Frühjahr erörtern könnte.

Eine indirekte Absage erteilt Rathauschef Herker damit auch Hoffnungen auf "Sofortmaßnahmen", die das von der Stadt beauftragte Fachbüro in den nächsten beiden Wochen erarbeiten soll. Im Raum stehen unter anderem Stützen vom Obergeschoss bis hinunter in den Keller, was sich der Bürgermeister vom Aufwand und von den Kosten her nur schwer vorstellen konnte.

Die Gaststätte und das Jugendzentrum Atlantis seien zwar geschlossen, Der ECP und der Wirt könnten sich aber mit einem ausgeweiteten Kiosk im Erdgeschoss behelfen. Indes sei man auf der Suche nach einem Alternativ- oder Übergangsstandort fürs Atlantis. Herker ist zuversichtlich, dass er diesen in Kürze präsentieren kann.