stadtgeflüster
Keine Schiebung im Radverkehr!

20.06.2018 | Stand 02.12.2020, 16:12 Uhr
  −Foto: Johannes Hauser info@johannes-hauser-fotografie.de, Hauser, Johannes, Hauser, Johannes, Ing

(rh) Wer überwiegend und aus voller Überzeugung, am besten auch noch bei schönem Wetter mit dem Fahrrad unterwegs ist, der wird frei im Kopf, dessen Gedanken heben ab und beginnen zu fliegen, ja sie erreichen mitunter Höhen, von denen ein gewöhnlicher deutscher Pkw-Halter zwischen Dieselskandal, Radarfalle und Spritpreiskosten nicht die leiseste Ahnung hat.

Der Münchner Alt-Oberbürgermeister Christian Ude ist so ein Radlphilosoph, der seine mentalen Höhenflüge auf zwei Rädern nicht nur einmal beschrieben hat, wenngleich man nach seinem langen politischen Wirken die Landeshauptstadt im Zentrum nicht unbedingt als sicheren Ort für Fahrradfahrer bezeichnen möchte.

Die philosophische Dimension der Fortbewegung auf zwei Rädern ist auch Thomas Kirchhammer nicht fremd, wie er jetzt erneut unter Beweis stellt. Dass so mancher Kollege und Vorgesetzte ihn eher für einen unverbesserlichen Querulanten hält, hat den ADFC-Sprecher und Rechtsamtsmitarbeiter dabei noch nie gestört. Zwischen Paradeplatz und Rossmühlstraße tun sich nun neue Gräben in Form einer Baustelle auf (Foto).

Die weltanschauliche Front verläuft indes zwischen dem Amt für Verkehrsmanagement - für die paar Meter lohne sich keine Umleitung, die Radler könnten ja schieben - und Beschwerdeführer Kirchhammer. Der lässt sich nämlich durch keine verkehrsrechtliche Anordnung der Welt daran hindern, den Dingen auf ihren Grund zu gehen. Denn: Was ist das eigentlich, ein Fahrrad? Ein Schiebzeug? Ein Fahrzeug? Ein Gehzeug? Eine Gehhilfe für Fußgänger? Oder ein mobiler Einkaufskorb mit Federung und Stützrädern? Fragen über Fragen.

Ich aber sage euch, so ist aus dem Munde des allerhöchsten Radlfunktionärs zu vernehmen: "In einer fahrradfreundlichen Stadt darf es keine Anordnung zum Fahrrad schieben geben, nur weil dies, im Gegensatz zum Pkw, technisch möglich ist! " Denn so spricht der Herr (Kirchhammer): "Wenn die Stadt von Rad fahrenden verlangt, abzusteigen und zu schieben, könnte gleichermaßen von Kraftfahrzeuginsassen verlangt werden, die Tiefgarage am Schloss anzufahren und den Rest des Weges zu Fuß zurückzulegen. "

Das soll ihm jetzt erst mal ein Auto-Lobbyist widerlegen.