Keine Revolution

Kommentar

08.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:23 Uhr

Alexej Nawalny hat es wieder geschafft. Selbst seine erneute Inhaftierung konnte ihn nicht davon abhalten, Präsident Wladimir Putin den Geburtstag zu verderben. Ein bisschen jedenfalls.

Nawalny ist der einzig verbliebene Kremlkritiker, er und seine wachsende Bewegung lassen sich von Drohungen nicht einschüchtern.

Und dennoch ist es ein Kampf, wie er ungleicher kaum sein kann. Auf der einen Seite ein zarengleich regierender Staatschef, der von einer ohnehin schwachen Demokratie wenig übrig gelassen und dennoch den überwiegenden Teil des duldsamen russischen Volkes hinter sich hat. Auf der anderen ein begnadeter Redner, der das Instrumentarium der neuen Medien beherrscht, und der vor allem bei den jungen Leuten gut ankommt, die sich nicht an eine Ära vor Putin erinnern können.

Nawalny lässt seine Anhänger glauben, er könne im kommenden Jahr bei der Präsidentschaftswahl gewinnen. In Wahrheit darf er nicht antreten. Es ist ein Achtungserfolg, dass er es schafft, in zahlreichen Städten Menschen auf die Straße zu bringen. Mehr nicht. Der Zar sitzt weiter fest im Sattel. Und er wird auch noch seine nächsten Geburtstage an der Staatsspitze feiern. Klar ist aber: Sein Volk wird sich nicht ewig lenken lassen. Noch droht in den prachtvollen Straßen Moskaus und St. Petersburgs aber keine Revolution.