Keine Panikmache, bitte

Kommentar

02.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:42 Uhr

Angesichts des neuen Kinderreports gibt es gleich wieder Stimmen, die vor dem Niedergang der Demokratie warnen. Diese Panikmache ist unangebracht. Denn die Bedeutung der Umfrage wird überschätzt.

Sie sagt einfach nur, dass zwei Drittel von rund 1000 befragten Erwachsenen glauben, dass Kinder und Jugendliche Verantwortung für demokratische Werte übernehmen werden. Nicht mehr und nicht weniger. Sie sagt weder etwas über "die Gesellschaft" im Allgemeinen, weil es bei Telefonbefragungen mit so wenigen Teilnehmern durchaus möglich ist, dass sich Verzerrungen einschleichen. Noch sagt die Umfrage etwas über den Zustand unserer Demokratie.

Wenn die Tatsache, dass ein Drittel "der Alten" der Jugend kein politisches Engagement mehr zutraut, gleich für Panik sorgt, dann sind wir wohl ziemlich übersensibel. Früher hieß so etwas schlicht Generationenkonflikt.

Natürlich ist es wichtig, in Zeiten von Trump und alternativen Fakten, in Zeiten von Lügenpresse-Geschrei, wachsendem Rechtspopulismus und Fake News wachsam zu bleiben. Aber Panik ist da ein schlechter Berater. Statt über den Niedergang zu mosern, sollten wir lieber vermitteln, warum Demokratie sexy ist - obwohl sie nicht so schnell ist wie Twitter und nicht so lässig wie Youtube-Stars. Aber hingehen zu können, wo man will, sagen zu können, was man will, und leben zu können, wie man will, das finden auch 16-Jährige gut. Da muss man ansetzen. Und ihnen dann einfach vertrauen.