Pöttmes
Keine Neuen an der Pfeife

Referees fehlt der Nachwuchs - Obmann der Gruppe Ostschwaben nimmt Vereine in die Pflicht

06.05.2021 | Stand 23.09.2023, 18:25 Uhr
  −Foto: Schiedsrichtergruppe Ostschwaben

Pöttmes - Seit der Amateurfußball ruht, haben nicht nur Kicker, Trainer und Betreuer Pause.

Auch für die Schiedsrichter gibt es derzeit unterhalb der Profiligen kein Spiel, das sie leiten können. Die Pandemie bedeutet allerdings noch mehr als stumme Pfeifen: "Wir haben im laufenden Jahr noch keinen einzigen Neuling", sagt Stefan Raube (kleines Bild). Der Pöttmeser ist Obmann der Schiedsrichtergruppe (SRG) Ostschwaben. Und er ergänzt: "Das gilt für uns ebenso wie für die Gruppen Augsburg und Neuburg. "
Mittlerweile bietet das Trio gemeinsame Neulingskurse an. Für den Lehrgang, der im Frühjahr angesetzt war, meldeten sich ganze zwei Interessenten. Zu wenige, der Kurs wurde abgesagt. "Dabei wäre doch jetzt eine ideale Zeit gewesen", hadert Raube. Schließlich haben die Fußballer von der Jugend bis zu den Alten Herren gerade keinen Termindruck, den eine gewöhnliche Woche mit Training und Punktspiel mit sich bringt. Außerdem ist das restliche Freizeitangebot eingeschränkt - und somit gäbe es eigentlich Gelegenheit, einen Neulingskurs zu absolvieren - zumal die Ausbildung nun sogar online durchlaufen werden kann. "Wir brauchen bei der Akquise mehr Unterstützung aus den Vereinen", betont der Pöttmeser: "Sie wollen doch auch, dass immer ein ausgebildeter Schiedsrichter auf dem Platz steht. "
Diesbezüglich gibt der Obmann für die nahe Zukunft noch Entwarnung. Trotz langer Corona-Zwangspause habe er "noch von niemandem aus unserer Gruppe gehört, dass er aufhören möchte". Raube schränkt gleichsam ein: "Eine endgültige Aussage, ob wir zum Beginn der neuen Saison genügend Schiedsrichter haben, kann ich erst treffen, wenn der Spielbetrieb wieder startet. " Fest steht aber, "dass wir auch nicht jünger werden. Wir sind auf Neulinge angewiesen. Wenn sie fehlen, werden wir Probleme bekommen, alle Spiele zu besetzen", warnt Raube. Das werde zunächst die Reservemannschaften treffen. "Ich möchte anmerken, dass ich persönlich der Meinung bin, dass es wichtig ist, dass Jugendspiele immer von einem ausgebildeten Schiedsrichter geleitet werden. Dass die Junioren die Regeln lernen und kennen, ist das A und O", so der ostschwäbische Obmann. Raube weiß, wovon er spricht; er trainiert die Bambini des TSV Pöttmes, bei denen auch sein Sohn kickt. Auf kontaktloses Kleingruppentraining verzichtet er jedoch. "Derzeit ändern sich ständig die Vorgaben der Politik. Dann klappt es drei Wochen lang gut, dann ändert die Regierung die Regeln - und du darfst 25 enttäuschten Kindern erklären, warum sie wieder daheim bleiben müssen", begründet er. Außerdem empfindet Raube es als schwierig, dass sich die Kinder an die Regeln halten: "Die wollen sich umarmen, wenn einer ein Tor schießt. "
Er selbst hält sich indes mit joggen fit. "Aber wie die Fußballer das Spielen vermissen, so fehlt mir das Pfeifen", sagt der Unparteiische: "Der ganze Ablauf an einem Spieltag geht mir gerade extrem ab. Dazu gehört auch, nach Abpfiff noch im Sportheim zu sitzen und mit den Leuten aus den Vereinen zu ratschen. "
Im Herbst unternimmt das SRG-Dreigestirn einen neuen Anlauf, Unparteiische zu schulen. Ein weiterer Kurs ist angedacht. Ob er zustande kommt, vermag Raube nicht zu sagen. Es könnte sein, dass 2021 ein Jahr ohne Neuling bleiben wird.

DK




David Libossek