Neuburg
Keine Lust mehr auf die Bundeswehr

19-jähriger Neuburger wegen "eigenmächtiger Abwesenheit" angeklagt

31.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:44 Uhr

Neuburg (DK) Ein Roadtrip durch Europa: Klingt erst einmal spannend, aufregend und abenteuerlich - was man eben so macht als junger Bursche. Nur: Dieser Ausflug endete für den 19-jährigen Neuburger mit der Festnahme durch Feldjäger der Bundeswehr.

Und letzten Endes auf der Anklagebank vor Jugendrichter Gerhard Ebner am Amtsgericht Neuburg. Der Vorwurf: eigenmächtige Abwesenheit.

Im Oktober vergangenen Jahres hat sich der junge Mann für zwölf Jahre bei der Bundeswehr als Zeitsoldat verpflichtet. Erst war er bei den Gebirgsjägern in der Nähe von Berchtesgaden stationiert, dann in Immendingen und schließlich im baden-württembergischen Stetten. Im Februar dann eskalierten private Probleme: Seine Eltern beschuldigten den Sohn, Geld gestohlen zu haben und warfen ihn aus dem Haus. Seine Freundin trennte sich von ihm. "Das wurde mir dann alles zu viel", erklärte er vor Gericht. Anstatt zurück in die Kaserne zu fahren - wie er es hätte tun müssen - knackte er das nächstbeste Auto und haute nach Österreich ab. "Zu einem Kumpel. Und von dort aus nach Italien, dann nach Tschechien und dann in die Schweiz", berichtete er von seinem Ausflug. Seltsame Route, könnte man meinen, aber es war auch eine seltsame Aktion. Bleibt man drei Tage unerlaubt der Kaserne fern, dann bedeutet das im Wehrstrafgesetz "eigenmächtige Abwesenheit". Im Gegensatz zur "Fahnenflucht" beinhaltet diese Straftat nicht die Absicht, sich dauerhaft dem Wehrdienst zu entziehen - sondern eben nur temporär fernzubleiben.

Kurioser Fakt am Rande: In Österreich verschwand plötzlich das gestohlene Auto. "Ich dachte, die Polizei hat es gefunden und beschlagnahmt", sagte der Angeklagte. Hatte sie aber nicht. Ob der Wagen wiederum von anderen Dieben mitgenommen wurde oder was tatsächlich damit passiert ist, steht zum jetzigen Zeitpunkt der Ermittlungen noch in den Sternen.

Zurück in Neuburg jedenfalls waren die Feldjäger bereits auf der Suche nach dem jungen Mann - und fanden ihn in der Nähe eines Supermarkts. Bei der Festnahme entdeckten sie in seinem Rucksack außerdem einen Teleskopschlagstock und Rauchgranaten. "Aus Tschechien, oder wo hast Du die her", fragte Richter Ebner. "Die sind aus Deutschland", antwortete der 19-Jährige nicht ohne Stolz in der Stimme. Beim Militär ist er inzwischen nicht mehr angestellt - er hat seinen Dienst quittiert. Aktuell sei er arbeitssuchend, erklärte er. "Und ich wohne wieder bei meinen Eltern."

Auf ein Urteil muss er derweil noch etwas warten, Richter Gerhard Ebner fehlten Akten zum Autodiebstahl und dem Verstoß gegen das Waffengesetz. Der Prozess wird vermutlich erst in ein paar Monaten fortgesetzt werden können.