Keine Lust auf Hinterherlaufen

Lukas Mühl erlebt beim 1. FC Nürnberg die erste Delle in seiner Karriere - doch der Innenverteidiger lässt sich nicht beirren

06.02.2020 | Stand 23.09.2023, 10:26 Uhr
Lukas Mühl vom 1. FC Nürnberg spielt den Ball. −Foto: Daniel Karmann/Archiv

Nürnberg - Ganz oder gar nicht.

Lukas Mühls Saison verläuft in Extremen. Mal spielt er 90 Minuten, mal sitzt er dieselbe Zeit auf der Bank. Dazwischen gibt es wenig. Vom Stammspieler zum Bankdrücker und wieder zurück innerhalb weniger Tage. "Ich war nicht so konstant wie im vorigen Jahr", sagt der Verteidiger des 1. FC Nürnberg gegenüber unserer Zeitung. Die Karriere des 23-jährigen Bayerwäldlers, der 2011 aus der Jugend des TSV Regen zum Club wechselte, stockt gerade zum ersten Mal. Die Krise des Zweitligisten (aktuell Platz 13) hat auch den Niederbayern fest im Griff.

13 Spiele hat Mühl in dieser Zweitliga-Saison absolviert, elf davon über die volle Distanz, in den sieben weiteren Spielen gehörte er teilweise gar nicht zum Kader. Nach der Winterpause spielte er beim 1:4 gegen den Hamburger SV auf der ungewohnten Rechtsverteidiger-Position. Drei Tage später gegen Sandhausen (2:0) musste er schon wieder zusehen. "Wir hatten eine Englische Woche und die Rechtsverteidigerposition kostet mehr Körner. Dementsprechend wollte der Trainer Frische reinbringen", erklärt sich Mühl das Auf und Ab.

Doch auch gegen den VfL Osnabrück am morgigen Samstag (13 Uhr/Sky) wird er wohl wieder auf der Bank sitzen. "Im Spiel gegen den HSV hat man gesehen, dass das nicht meine Stammposition ist. Aber ich fand es auch nicht so schlecht, darauf kann man aufbauen. Meine Stammposition bleibt trotzdem die Innenverteidigung. " Mühl muss sich die Gunst von Trainer Jens Keller zurückerkämpfen. "Ich haue mich jeden Tag rein, geschenkt wurde mir noch nie was", sagt er.

Als Keller Mitte November den Trainerposten in Franken übernahm, kehrte bei Mühl die Hoffnung zurück wieder regelmäßig zu spielen. Mit Vorgänger Damir Canadi war er - zumindest sportlich - eher selten einer Meinung. In einem Interview mit dem "Kicker" kritisierte der Verteidiger seinen Ex-Trainer offen: "Ich als Defensiver brauche einen klaren Plan mit dem alle Elf wissen, was zu tun ist. Das war in der Vergangenheit nicht so deutlich", sagte Mühl Ende November. "Wir sind mit anderen Erwartungen in die Saison gegangen", sagt Mühl nun rückblickend und schiebt nach: "Der Trainer ist grundsätzlich nie alleine schuld, sondern auch man selbst. " Unter Jens Keller sei man auf einem guten Weg: "Wir hatten ein sehr gutes Trainingslager. Der Sieg gegen Sandhausen war der erste Schritt, den nächsten wollen wir jetzt gegen Osnabrück machen. "

Vor einem Jahr spielte er noch in der Bundesliga gegen Robert Lewandowski und Ante Rebic, jetzt sitzt er gegen den VfL Osnabrück auf der Bank, während seine Mannschaft Punkte gegen den Abstieg in die 3. Liga sammelt. Wie sich die Welt innerhalb eines Jahres drehen kann. Mühl selbst will nicht darüber nachdenken, was einmal war. "Ich spreche lieber über die Zukunft", sagt er. Und wie sieht die aus? "Mein Ziel ist es jetzt, so oft wie möglich zu spielen und mit Nürnberg in ruhige Tabellenregionen zu kommen. "

DK

Alexander Augustin