Keine Kommune kassiert weniger

Laut einer Studie nimmt Ingolstadt weniger Verwarnungs- und Bußgelder ein als jede andere Stadt

17.12.2012 | Stand 03.12.2020, 0:42 Uhr
Erwischt: Strafzettel über insgesamt 600 000 Euro haben Maria Ostler und ihre Kollegen von der Verkehrsüberwachung Ingolstadt im vergangenen Jahr ausgestellt. Im Verhältnis zu den zugelassenen Autos erreichte die Schanz damit bei einer Studie von www.preisvergleich.de den niedrigsten Wert unter 116 Kommunen. Da nicht alle Angaben zu ihren Einnahmen aus Verwarnungsgeldern machen wollten, mussten die Werte von 68 Kommunen allerdings geschätzt werden. −Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Das Internet-Verbraucherportal www.preisvergleich.de hat untersucht, in welchen deutschen Städten besonders viele Strafzettel verteilt werden. Das Ergebnis: Keine andere Stadt Deutschlands nimmt so wenig Geld von Parksündern ein wie Ingolstadt.

Die Macher der Studie setzten für ihre Untersuchung die Zahl der zugelassenen Autos einer Stadt mit den Einnahmen aus Verwarnungs- und Bußgeldern ins Verhältnis. Die Stadt Ingolstadt hat demnach im Jahr 2011 knapp 600 000 Euro von Falschparkern kassiert. Im Schnitt wurden für jedes Auto mit einem IN-Kennzeichen sechs Euro fällig. Keine andere Stadt hat einen so niedrigen Wert erreicht.An der Spitze der Tabelle steht Ulm. Hier leben 123 000 Menschen, nur etwas weniger als in Ingolstadt.Die Fahrzeugdichte ist deutlich geringer. In Ulm sind laut Studie gut 68 000 Autos zugelassen, in Ingolstadt knapp 93 000. Dennoch hat der Verkehrsüberwachungsdienst der schwäbischen Stadt im vergangenen Jahr fast 4,5 Millionen Euro an Bußgeldern kassiert – rund 65 pro zugelassenem Pkw. Der Bundesdurchschnitt wird von preisvergleich.de mit rund 31 Euro berechnet. „Den Vorwurf, die Autofahrer abzuzocken, kann man uns nicht machen“, findet Oberbürgermeister Alfred Lehmann deswegen. „Kontrolle und Ahndung von Verkehrsverstößen sind ordnungspolitisch notwendig – wir wollen aber kein Geschäft daraus machen.“ Insgesamt sei das Ergebnis der Studie „eine erfreuliche Nachricht für die Autofahrer Ingolstadts“, heißt es in einer Mitteilung der Stadt.
 Stadtsprecher Gerd Treffer glaubt, dass das Ergebnis auch mit der guten Parkplatzsituation in Ingolstadt zusammenhängt. „Es gibt in der Innenstadt keinen Ort, der weiter als 300 Meter von einem Parkplatz entfernt ist“, sagt er. Wie viel Geld die Stadt Ingolstadt durch Gebühren an den öffentlichen Parkplätzen, in den Tiefgaragen oder mit Anwohnerparkausweisen einnimmt, war gestern nicht zu erfahren. Michael Klarner vom städtischen Presseamt geht aber davon aus, dass die Einnahmen aus den Strafzetteln „nur einen Bruchteil davon“ ausmachen.
 Anders als andere Kommunen verzichtet Ingolstadt auf die „Überwachung des fließenden Verkehrs“, wie es im Amtsdeutsch heißt. Fest installierte „Starenkästen“ gibt es nicht. Für Geschwindigkeitskontrollen ist allein die Polizei mit ihren Laserpistolen zuständig. Die Beamten ahnden allerdings auch „gröbere Parkverstöße“, wie Alois Batz, der Leiter der Verkehrspolizei in Ingolstadt sagt. Aufgeschrieben wird etwa, wer sich in eine Feuerwehrzufahrt stellt oder sein Fahrzeug im absoluten Halteverbot parkt. Strafzettel, die die Polizei ausstellt, finden in der Studie von preisvergleich.de allerdings keinen Niederschlag. Unberücksichtigt bleibt auch die Zahl der Parkplätze in einer Stadt und wie stark kontrolliert wird. In Ingolstadt sind zehn Verkehrsüberwacher im Schichtbetrieb unterwegs. „Gerade in der Innenstadt ist der Kontrolldruck schon hoch“, räumt Batz ein. „Das ist aber auch vernünftig“, findet er. Die Parkgebühren in Ingolstadt seien so gering, dass niemand falsch parken müsse. 
 In anderen Städten überschreiten die Parkgebühren mittlerweile die Bußgelder für Falschparker. Im Bundesverkehrsministerium wird deswegen über eine Erhöhung der Tarife nachgedacht. Wer die Parkzeit länger als eine halbe Stunde überzieht, könnte deswegen bald zehn statt fünf Euro Verwarnung bezahlen. Den Ingolstädter Stadtkämmerer wird es freuen.