Pfaffenhofen
Keine klassischen Kilometerfresser

Mit neuem Konzept will der Lauftreff "Woiza lafft" Neueinsteigern die Angst nehmen und Spaß vermitteln

03.03.2020 | Stand 23.09.2023, 11:01 Uhr
Zum Aufwärmen wird auch gespielt - gelaufen wird am Ende noch genug. Und der Spaß soll nicht zu kurz kommen. −Foto: Rauh

Pfaffenhofen - "Es lafft.

 

" Özlem Rauh hat gut lachen. Seitdem sie vor fast zwei Jahren mit vielen weiteren Laufbegeisterten den Wolnzacher Lauftreff "Woiza lafft" gegründet hat, ist viel passiert. Seit Dezember gibt es ein neues Konzept - um nicht nur zu laufen. Und vor allem: um alle anzusprechen.

"Im Laufe des Jahres kommen immer wieder Leute hinzu. Aber wir wollten uns von üblichen Lauftreffs abheben", sagt die Wolnzacherin. Sie selbst war jahrelang in einem anderen Verein gelaufen. Da ist ihr aufgefallen: "Laufen? Ja, aber wie. Darauf hat niemand geschaut. " Deswegen sollte es in der neuen Laufgruppe, die sie im April 2017 als Untergruppe der Leichtathletikabteilung des TSV Wolnzach ins Leben rief, um mehr gehen. Das heißt: Was passiert vor dem Laufen, was passiert während des Laufens, wie geht es danach weiter - ganz einfache Dinge. "Das Zusammenkommen, das Aufwärmen, das Laufen, das Beenden - das soll alles gemeinsam stattfinden", sagt die Laufgruppenleiterin.

Nach knapp eineinhalb Jahren hat sich die Laufgruppe aber in eine Art Sackgasse bewegt. "Mir hat das irgendwann nicht mehr gereicht", sagt Rauh. Die Schere klaffte sehr deutlich. Hier die ambitionierten Läufer, die wirklich trainiert werden wollen, dort die Neueinsteiger oder die, die einfach viel mehr Pausen brauchen - und dazwischen noch die Läufer, für die es vor allem um das Soziale geht.

Die Wolnzacher wollen aber alle abholen. Da ist es umso wichtiger, die Tür für Neueinsteiger offenzuhalten. Schließlich soll sich jeder wohlfühlen. "Es ist schwierig, Läufer mit unterschiedlichem Niveau immer zu motivieren und immer wieder glücklich zu machen", so Rauh. An dieser Stelle kam Georg Krippner ins Spiel. Der Wolnzacher Lauftrainer hat einen sehr guten Ruf, trainiert aktuell unter anderem die Wolnazcher Senkrechtstarterin Magdalena Reichhold. "Er war mein Glück, wir haben eine solche Koryphäe im Verein", sagt Rauh. "Mit seiner Unterstützung ist ein besonderes Training entstanden. "

Krippner selbst gab Anhaltspunkte, was besser laufen kann. "Man macht nicht das ganze Jahr von Januar bis Dezember das Gleiche. Sonst kommt man nicht weiter. " Das neue Konzept setzt vor allem auf das Stadion in Wolnzach: "Wir haben hier die besten Voraussetzungen. Tempotraining, Laufspiele, Berganläufe - es ist viel möglich. Man muss nicht in der Pampa laufen", sagt Krippner.

 

Rauh setzte die Vorschläge um, das kam laut der Wolnzacherin sehr gut an: "Laufen muss abwechslungsreich sein. Jeder kann jetzt an seiner Stärke arbeiten. Es ist nicht so, dass alle die gleiche Vorgabe kriegen. Ich will, dass auch derjenige, der im hinteren Teil läuft, einen Fortschritt spürt und mit einem Lächeln nach Hause geht. " Mit spielerischen Übungen sollen Motivation und Stimmung hochgehalten werden: "Niemand weiß, was ihn erwartet. Wenn man eine Stammstrecke hat, ist man am Start meist schon im Kopf mit dem Laufen fertig", sagt Rauh.

In Wolnzach soll das anders sein - da spielen die Erwachsenen gerne auch einmal Fangen zum Aufwärmen: "Lachen und Spaß stehen immer im Vordergrund - sonst würde ich es selbst nicht mehr machen", sagt Rauh über das ganzheitliche Training. Selbstverständlich können sich die Läufer auch weiterhin gezielt auf Großevents vorbereiten, wie beispielsweise einen Halbmarathon - oder in Wolnzach natürlich den Lauf10. "Natürlich ist das ein Ziel, das steht groß im Laufkalender. Aber wir sind nicht leistungsorientiert, sondern erfolgsorientiert. Jeder soll seinen Erfolg kriegen", so Rauh.

Das Lauftreffteam ist laut der Leiterin gut aufgestellt, Helfer sind natürlich trotzdem immer gerne gesehen: "Wir sind ein gutes Team, sprechen unterschiedliche Läufercharaktere an, sind kunterbunt. " Das Team besteht aus drei Walkingguides für alle Walking-Interessierten, Rauh und ihre Kollegin Edith Retzlaff sind die Trainer der Gruppe. Dazu kommen mehrere Betreuer wie Stefan Schuh, Joana Paulo, Christian Stangenberg und Siegmar Seemayer. Neben Retzlaff und Rauh gehören Andrea Solleder und Diana Dauses zum Gründungsteam.

"Wir sind pro Einheit etwa 15 bis 20 Läufer", erklärt Rauh. Bei allen ist die Umstellung angekommen: "Es geht im Kopf schon los. Es geht nicht mehr darum, Kilometer zu fressen. Durch diese Abwechslung merken die meisten gar nicht, welche Distanz wir zusammen kriegen und was zu schaffen ist", erklärt Rauh. Gerd Fischer, Leichtathletik-Abteilungsleiter beim TSV, ist zufrieden mit der Untergruppe, spricht von einem guten Mitgliederzuwachs. "Wir wollen den Leuten die Angst nehmen. Manche denken vielleicht, dass sie nicht mehr dazukommen können, da es die Gruppe so lange gibt", sagt Fischer. Das neue Konzept wirkt dem entgegen. "Keiner soll sich am Ende wie ein Loser fühlen, das ist mir wichtig. Egal wie schnell oder langsam er ist", so Rauh. "Die Trainingseinheiten können auch schon mal bis zu zwei, drei Stunden dauern. " Montags und mittwochs beginnt das Training um 18.30 Uhr, samstags um 9.30 Uhr.

Natürlich ist "Woiza lafft" nicht die einzige Laufgruppe im Landkreis: "Bei den meisten ist es aber so: Man trifft sich, dann werden die Schuhbandl gebunden - und es geht raus", erklärt Krippner. Genau das wollen die Wolnzacher nicht.

PK

Kevin Reichelt