Wiesbaden
Keine Höhenflüge

Deutsche Wirtschaft wächst minimal – Auch in Europa steigt das BIP nur wenig

14.11.2013 | Stand 02.12.2020, 23:26 Uhr

Wiesbaden/Luxemburg (AFP) Deutschlands Wirtschaft hat in den Sommermonaten deutlich weniger als noch im Frühjahr zugelegt. Auch in Europa fielen die Wachstumsraten schwächer aus. In Frankreich schrumpfte die Wirtschaftsleistung sogar.

Das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg von Juli bis September lediglich um 0,3 Prozent gegenüber dem Vorquartal, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden gestern berichtete. Ausgebremst hat das Wachstum ausgerechnet der zuletzt stark kritisierte Außenbeitrag: Die Importe legten weiter zu, die Exporte dagegen zeigten nur „wenig Dynamik“, wie es hieß.

Im zweiten Quartal hatte die Konjunktur noch um 0,7 Prozent zugelegt. Der lange, strenge Winter hatte im ersten Vierteljahr für ein Nullwachstum gesorgt, entsprechend gab es anschließend Nachholeffekte. Für das dritte Quartal hatten Experten ein sich abschwächendes Wirtschaftswachstum erwartet.

Deutschlands Wirtschaft wuchs im dritten Quartal auch im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, wie die Statistikbehörde mitteilte. Preisbereinigt legte die Wirtschaftsleistung von Juli bis September demnach um 1,1 Prozent gegenüber dem dritten Quartal 2012 zu.

Das Wachstum im Sommer wurde laut Statistikbehörde von der heimischen Wirtschaft getrieben. Die privaten Haushalte hätten mehr für den Konsum ausgegeben, auch der Staat habe seine Ausgaben gegenüber dem Vorquartal erhöht. Der Handel mit anderen Ländern schob das Wirtschaftswachstum im dritten Quartal nicht an, wie die Statistiker betonten.

Deutschland steht wegen seiner Exportstärke derzeit in der Kritik. Erst am Mittwoch hatte die EU-Kommission angekündigt, mögliche Folgen der deutschen Exportübermacht für Europas Wirtschaft eingehend zu prüfen. Hinter dem Unmut steht die Befürchtung von Ungleichgewichten und negativen Auswirkungen für die europäische Wirtschaft insgesamt sowie deren Erholung von der Krise. Der amtierende Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) erklärte, die deutsche Wirtschaft wachse „solide“ weiter.

In der Eurozone legte die Wirtschaftsleistung im dritten Quartal um 0,1 Prozent zu – nach 0,3 Prozent im Frühjahr, wie die EU-Statistikbehörde Eurostat in Luxemburg mitteilte. Alle 28 EU-Staaten verzeichneten im dritten Quartal ein Wachstum von 0,2 Prozent. Hier hatte der Wert im Vorquartal noch bei 0,3 Prozent gelegen.

Schlecht schnitt Frankreich ab: Hier schrumpfte die Wirtschaftsleistung von Juli bis September um 0,1 Prozent. Wirtschaftsminister Pierre Moscovici versicherte, dies dürfe nicht als „Indikator für einen Niedergang“ interpretiert werden. Es sei ein „holpriges Jahr“ erwartet worden. Im ersten Quartal 2013 war die Wirtschaft um 0,1 Prozent geschrumpft, bevor sie im zweiten Quartal wieder um 0,5 Prozent zulegen konnte. Für das vierte Quartal wird in Frankreich erneut ein Wachstum von 0,4 Prozent erwartet.

Auch in Italien schrumpfte das BIP im dritten Quartal um 0,1 Prozent. In Spanien legte das BIP um 0,1 Prozent im Vergleich zum Vorquartal zu. Portugal ließ mit einem Wachstum von 0,2 Prozent die Rezession hinter sich. Überraschend gut schnitt Großbritannien ab: Hier wuchs die Wirtschaft im dritten Quartal um 0,8 Prozent – nach 0,7 Prozent im zweiten Quartal.