Obermässing
Keine gemeinsame Sache

DJK Obermässing versucht vergeblich, sich in Bau der Feuerwehr einzuklinken - Bürger schimpfen auf Breitbandfirma

28.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:38 Uhr
Ziemlich eng beieinander sind die Liegenschaften der Freiwilligen Feuerwehr und der DJK Obermässing an der Kolmergasse angesiedelt. Viel weiter auseinander gehen die Zukunftsvorstellungen der Führungskräfte beider Vereine, wie die Bürgerversammlung gezeigt hat. −Foto: Luff

Obermässing (HK) Zwei große Infrastrukturprojekte werden den Ort Obermässing in den kommenden Jahren beschäftigen: der Bau eines neuen Feuerwehrhauses und die umfassende Dorferneuerung.

In der Bürgerversammlung hat jedoch nur eine davon eine Rolle gespielt - plus eine Sache, die eigentlich der Vergangenheit angehören sollte.

 

"Wenn die Braut den Bräutigam nicht mag, wird es schwierig."

Bernhard Kößler

 

Das schnelle Internet ist in mit 706 Einwohnern Gredings größtem Gemeindeteil noch immer nicht angekommen. "Wir sind so weit, dass wir sagen können: Wir sind fast fertig", bilanzierte Bürgermeister Manfred Preischl in Sachen Breitbandversorgung in seinen allgemeinen Ausführungen über die Situation der Kommune. Und erntete höhnisches Gelächter. Er schob denn auch hinterher: "Bis auf Obermässing."

Den Dorfbewohnern brennt das Problem unter den Nägeln, an dieser Stelle gab es schon vor der Aussprache mehrere Wortmeldungen. "Ich habe so einen Hals", sagte einer von ihnen, "es ist ein Hohn, wir werden regelrecht veräppelt." Der Tenor des Ortssprechers Harald Gerngroß in der jüngsten Stadtratssitzung war ähnlich gewesen. Während sich dort aber der Zorn eher gegen die Telekom richtete, schimpften die Obermässinger am Dienstagabend vor allem auf den hiesigen Anbieter Inexio - auch wegen mangelnder Erreichbarkeit der Servicestelle.

Fest steht laut Preischl, dass die beiden Unternehmen unbefriedigend zusammenarbeiten. Es gehe nämlich darum, dass die Telekom nach den längst erfolgten Bauarbeiten - unter der Regie von Inexio - vier Kabelverzweiger (KVZ) am Ort anschließen müsste. Drei Termine hierfür seien geplatzt, aus welchen Gründen auch immer. "Du kannst sie nicht mal rausschmeißen", erklärte Preischl und meinte damit Inexio. Andererseits herrschten andernorts, wo die Telekom zuständig sei, ähnliche Probleme, wie er von Bürgermeisterkollegen wisá ?se. Überdies kümmere sich die Telekom seit langer Zeit nicht um die Asphaltierung des Gehsteigs nahe dem Dorfplatz. Sei sei zuständig, jedoch habe er entnervt den städtischen Bauhof beauftragt, die Stelle notdürftig zu flicken, so Preischl. "Beide in einen Sack und draufschlagen", kommentierte darauf ein Bürger das Gebaren der beiden Telekommunikationsunternehmen.

Dass man nach der neuerlichen Ausschreibung für kleine Orte im Gemeindegebiet von Inexio abrücken könne, wie aus der Runde gefordert, hielt Preischl für unwahrscheinlich. Die Förderrichtlinien schrieben vor, dass man den günstigsten Anbieter beauftrage. Die Telekom sei dies erneut nicht, das verriet der Bürgermeister bereits, der Stadtrat werde sich wohl im April mit der Vergabe beschäftigen.

Hausgemacht sind dagegen die Unstimmigkeiten, die im Dorf wegen des geplanten Feuerwehrhauses herrschen. "Wenn die Braut den Bräutigam nicht mag, wird es schwierig": Derart blumig beschrieb Bernhard Kößler, einer der drei Vorsitzenden der DJK Obermässing, die Bemühungen des Sportvereins, am Feuerwehr zu partizipieren; ähnlich wie in Herrnsberg, wo die dortige DJK ins neue Sportheim einen Gemeinschaftsraum integrierte, den auch die Feuerwehr nutzt.

Es wäre vernünftig, wenn sich die Vereine zusammenschlössen, so Kößler. Das Haus hätte an der Stelle des DJK-Sportheims gebaut werden können, das dann abgerissen worden wäre. Ins Überschwemmungsgebiet der Schwarzach hätte man mit dem Feuerwehrhaus somit nicht gehen müssen, das aber ist jetzt geplant. Die DJK sei deshalb "auf die Feuerwehr zugegangen, aber wir sind kläglich gescheitert", beschwerte sich Kößler. Ob das bei der Stadt angekommen sei, wollte er wissen - und erhielt für seine Rede Beifall aus dem Auditorium.

Ist es. Im Grundsatz sei man froh, wenn in den Dörfern gemeinsame Räumlichkeiten geschaffen werden, erwiderte Manfred Preischl. "Hier ist die Situation aber anders." Die Kommune bemühe sich, in den Dörfern, in denen die Gastwirtschaft ihre Pforten dichtgemacht hat, einen neuen sozialen Treffpunkt zu schaffen. Zwar gebe es auch in Obermässing mittlerweile keine Wirtschaft mehr, doch mit dem Sportheim, dem neuen Feuerwehrhaus und vor allem dem Vereinskeller "Bockstall" gleich mehrere Alternativen. Als man vor Jahren mit der Planung des Feuerwehrhauses begonnen habe, sei die Situation noch komfortabler gewesen. Immerhin suchten die Schützen aber weiterhin einen Betreiber für den Bockstall, derzeit herrscht hier eine Vakanz.

Feuerwehrkommandant und Stadtratsmitglied Theo Hiemer sagte in der Versammlung lediglich, er fühle sich von Kößler "angegriffen", ging aber nicht weiter auf die Vorwürfe ein. Im Gespräch mit unserer Zeitung führte er aus, dass es zwar Gespräche zwischen Feuerwehr und DJK gegeben habe, doch diese seien lediglich informeller Art gewesen. Deshalb habe er der DJK geraten, sie solle bei der Stadt einen förmlichen Antrag einreichen, denn dann wäre über das Anliegen beraten worden. Das habe der Sportverein aber nicht getan.

Er sei nach wie vor überzeugt, so Hiemer: "Das wäre nicht gegangen." Aus mehreren Gründen. Einerseits hätte der Platz nicht ausgereicht, denn die Feuerwehr benötige für ihr neues Auto, Übungsmöglichkeiten, Lagerstätte und mehr eine solch große Fläche, die am Ort des DJK-Heims nicht zur Verfügung stehe. Andererseits hätte das Amt für ländliche Entwicklung das Projekt nicht gefördert, da vor zwei, drei Jahren, als man zu planen begonnen hat, noch Pächter für Sportheim und Bockstall zur Verfügung standen. Ohne finanzielle Unterstützung aber wäre es sehr schwierig geworden, gemeinsam zu bauen. Er habe mit Preischl seinerzeit gesprochen, beide seien zu der Überzeugung gelangt, dass die Nachteile überwiegen würden.

Neues verkündete der Bürgermeister in Sachen Kleinkindbetreuung: Der Kindergarten Heilige Familie wird bekanntlich erweitert, um Platz zu schaffen für die Betreuung von Kindern unter drei Jahren. Wie schon bei der Krippe in Greding beteiligt sich die Diözese nicht an den Baukosten - "mittlerweile wissen wir auch, warum", merkte Preischl in Anspielung auf den Finanzskandal süffisant um. Weil die örtliche Kirchenstiftung - die Katholische Kirche ist Träger der Einrichtung - nicht das nötige Geld hat, springt die Kommune in die Bresche. Er habe aus Eichstätt die mündliche Zusage, informierte der Kirchenpfleger Stephan Neubauer: Die Stadt übernimmt die Trägerschaft für die Baulast des Kindergartens, das Gebäude geht also in ihren Besitz über. Die Betriebsträgerschaft bleibe bei der Kirche. Neubauer betonte: "Es bleibt ein kirchlicher Kindergarten."