Berlin
Keine Aussicht auf Besserung

Folgen der Energiewende bringen RWE Verlust Großteil der Dividende gestrichen

17.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:11 Uhr

Berlin (AFP) Der zweitgrößte deutsche Energiekonzern RWE ist im vergangenen Jahr wieder in die roten Zahlen gerutscht. Das Unternehmen verbuchte 2015 einen Verlust von 200 Millionen Euro, wie RWE gestern mitteilte.

Im Bereich erneuerbare Energien habe sich das Ergebnis im Vorjahresvergleich zwar mehr als verdoppelt, dennoch habe sich die operative Ertragslage insgesamt verschlechtert, teilte der Essener Konzern mit. Der Preisverfall im Stromgroßhandel halte weiter an und führe "zu einer Erosion der Kraftwerksmargen".

Da sich die Perspektiven für die konventionelle Stromerzeugung weiter verschlechtert hätten, habe RWE 2015 Abschreibungen von 2,1 Milliarden Euro auf deutsche und britische Kraftwerke vorgenommen, erklärte das Unternehmen mit dem größten Kohlekraftwerkspark in Europa. Außerdem seien Steuern in Höhe von 900 000 Euro abgeschrieben worden. Diese Sonderbelastungen führten laut RWE zu dem "außergewöhnlich schwachen" Nettogewinn. 2014 hatte der Konzern einen Nettogewinn von 1,7 Milliarden Euro erzielt.

An die Inhaber von Stammaktien will RWE wegen der "zuletzt drastischen Verschlechterung der Ertragsperspektiven in der konventionellen Stromerzeugung" in diesem Jahr keine Dividende ausschütten. Besitzer von Vorzugsaktien erhalten 13 Cent je Anteilsschein. Diese Entscheidung sei dem Unternehmen "nicht leicht gefallen", erklärte RWE-Vorstandschef Peter Terium.

Der Kämmerer der Stadt Essen, Lars Martin Klieve, reagierte erschüttert auf die Streichung der Dividende. Allein für seine Stadt bedeute dies Einnahmeausfälle von 18 Millionen Euro. "Nun müssen wir prüfen, ob wir kommunale Leistungen streichen", sagte er der "Rheinischen Post".

RWE ringt wie sein Konkurrent Eon immer noch mit den Folgen der Energiewende. Wegen des Siegeszugs der erneuerbaren Energiequellen und der sinkenden Großhandelspreise rentieren sich Gas- und Kohlekraftwerke immer weniger. Die langsame Abkehr von der Kohleenergie wegen des Kampfes gegen den Klimawandel hat die Lage für RWE noch verschärft.

Auch 2016 werde schwierig, erklärte der Energiekonzern. Er erwarte einen Nettogewinn zwischen 500 und 700 Millionen Euro. Zum einen will RWE 2016 die Restrukturierung fortsetzen und die Effizienz erhöhen. Schwerpunkte sollen hier die konventionelle Stromerzeugung und das britische Vertriebsgeschäft sein.

Außerdem will RWE bis zum Jahresende seine neue Tochtergesellschaft an die Börse bringen, in der die erneuerbaren Energien, Netze und Vertrieb zusammengefasst werden. Der Mutterkonzern kümmert sich weiter um die konventionelle Stromerzeugung und den Energiehandel.

"Wir werden alle Kräfte bündeln, um die Krise der konventionellen Stromerzeugung zu bewältigen, und zugleich die unternehmerischen Chancen nutzen, die uns der Strukturwandel im Energiesektor bietet", erklärte Terium.