Wellheim
Kein Waldkindergarten für Wellheim

Zu nah an landwirtschaftlich genutzter Fläche und am Naturschutzgebiet: Gemeinderat lehnt Projekt ab

19.05.2021 | Stand 23.09.2023, 18:43 Uhr
Hans-Peter Gabler
Stefan Rühl wurde als Nachrücker im Wellheimer Marktgemeinderat vereidigt. −Foto: Gabler

Wellheim - In der jüngsten Marktratssitzung in Wellheim hat Bürgermeister Robert Husterer (CSU) Stefan Rühl (SPD) als neues Marktgemeinderatsmitglied vereidigt.

Er rückte damit auch in Ausschüsse nach. Im Vereins- und Freizeitausschuss besetzt er künftig den Vertreterposten für Stefan Meyer. Im Rechnungsprüfungsausschuss ist er ordentliches Mitglied. Die Nachbesetzung wurde einstimmig beschlossen.

Zu den Themen im Gremium: Ein Waldkindergarten in Wellheim beschäftigt den Marktrat schon seit einiger Zeit. "Das Projekt schleppt sich so dahin, ohne ein konkretes Ergebnis", sagten einige Räte. Wie früher bereits herausgearbeitet, steht und fällt das Projekt mit dem Standort. Dieser war inzwischen mit dem "Voglbuck" gefunden, wurde aber in vielerlei Hinsicht nicht befürwortet. "Es fand sich nichts Gleichwertiges", sagte die Gemeinderätin Theresia Asbach-Beringer (FWW). "Für einen Waldkindergarten gibt es berechtigte und notwendige Interessen, aber hier gibt es deutliche Hürden durch das landwirtschaftliche Gelände und den Status Naturschutzgebiet", erläuterte Husterer. Der Markt sei nicht grundsätzlich dagegen, denn eine Erweiterung am bestehenden Kindergarten sei nur eingeschränkt möglich und ein Waldkindergarten wäre die kostengünstigste Lösung für den Markt.

Der bestehende Kindergarten St. Andreas ist bereits jetzt mit einer zeitlich begrenzten Notlösung in Betrieb. Es gibt Kinder auf einer Warteliste. "Allerdings muss man auch berücksichtigen, dass es für kein Kind einen rechtlichen Zwang für den Waldkindergarten gibt", erläuterte Gemeinderat Rühl. Damit müsse die Warteliste differenziert gesehen werden. Der Vorsitzende der Jagdgenossenschaft Biesenhard, Thomas Gensberger, erläuterte weitere Bedenken: "Die Örtlichkeit passt aus zweierlei Hinsicht nicht", meinte er. Das Gelände ist in unmittelbarer Nähe von landwirtschaftlichen Flächen. Damit befürchten die Landwirte massive Probleme durch unkontrolliert herumlaufende Kinder oder Gefahren durch das Spritzen zur Boden- und Fruchtpflege. "Es ist ein ruhiges Gebiet mit Tieren und ein Naturschutzgebiet inmitten einer landwirtschaftlichen Kultur", sagte er.

Für den Förderkreis "Waldkindergarten" moderierte Maximilian Graubmann ein detailliertes Konzept und stellte eine dynamische Ergänzung zum bestehenden Kindergartenangebot vor. "Vielfalt der Kinder erfordert eine Vielfalt von Möglichkeiten", so das Credo. Er widersprach auch der Meinung, dass Kinder unkontrolliert herumlaufen. "Das geht schon wegen der Aufsichtspflicht des Personals nicht", sagte er. "Und Kinder lernen schnell, wo sie nicht hingehen dürfen", ergänzte er.

Bei der Trägerschaft hätte das BRK Bereitschaft signalisiert. Das Personal muss zwar von der Gemeinde bezahlt werden, aber es könnte auch mit Kräften des Fördervereins ergänzt werden. Die Zeit drängt, denn Förderungen müssen bis Ende Juni beantragt werden. Geschäftsleiter Christoph Hauber sieht darin auch ein Problem für die Genehmigung und eine Bauleitplanung.

Gemeinderat Stefan Meyer (SPD) brachte An- und Abfahrtswege, einen Rettungsweg, Parkplätze auf der landwirtschaftlichen Fläche ins Gespräch. Erdarbeiten sind in einem Naturschutzgebiet kaum durchführbar. "Bei einem Unfall ist es immer schwierig, und der erste Verantwortliche ist dann der Bürgermeister", sagte Gemeinderat Karl Egen (FWW). Der auch zur Disposition gestandene Galgenberg ist aus sicherheitstechnischen Gründen vom Landratsamt nicht genehmigt worden.

Die Diskussion in der Sitzung begann sich im Kreise zu drehen, auch hinsichtlich früherer Gespräche im Gremium. Deshalb wurde eine Entscheidung gefordert, denn die Argumente seien hinreichend ausgetauscht. Es wurde ein Antrag für einen Grundsatzbeschluss formuliert, der nicht standortgebunden ist. Die Errichtung eines Waldkindergartens in Wellheim wurde endgültig mit 9:4 Stimmen abgelehnt.

EK

Hans-Peter Gabler