Ingolstadt
Kein Verständnis für Schwächung des Deutschunterrichts

Philologenverband beschäftigte sich mit aktuellen Problemen der Schulpolitik - Mitgliederehrungen

04.08.2019 | Stand 02.12.2020, 13:21 Uhr
Ehrungsabend beim Bayerischen Philologenverband mit (v.l.) Rainer Rupp (Ehrenvorsitzender), Peter Eizinger (Delegierter),Hans Bernecker (Ehrennadel für 50 Jahre Mitgliedschaft), Peter Kaulfuß (25-jährige Mitgliedschaft) und Werner Kundmüller (stellvertretender Bezirksvorsitzender Oberbayern). −Foto: privat

Ingolstadt (DK) Trotz mancher fragwürdiger Entwicklungen im Bildungsbereich standen nicht bildungspolitische Themen, sondern Ehrungen langjähriger und aktiver Mitglieder im Mittelpunkt beim diesjährigen Informationsabend des Bayerischen Philologenverbands.

Nach der Begrüßung der anwesenden Lehrer von Gymnasien und Beruflichen Oberschulen skizzierte Werner Kundmüller, stellvertretender Vorsitzender im Bezirk Oberbayern, kurz einige innerverbandliche Themen, wie z. B. anstehende Personalveränderungen durch Bezirksvorstandswahlen im Herbst, und ging anschließend auf einige brisante Themen ein, die die Lehrer an den Schulen bewegen.

Durchweg begrüßt wurde die klare und sachlich präzise Entscheidung des Kultusministeriums zum diesjährigen Mathe-Abitur, während es zum Fächerkanon im LehrplanPlus für das neue Gymnasium teilweise sehr kritische Stimmen gab. Vor allem die Reduzierung des Faches Deutsch auf drei Unterrichtsstunden in der Mittelstufe fand wenig Verständnis unter den Teilnehmern, wo die deutsche Sprache doch zentral sei nicht nur für das Verstehen von Mathe-Aufgaben oder Texten jedweder Art, sondern zur langfristigen und erfolgreichen Integration der Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund entscheidend beisteuere. Bei dem hohen Anteil von Schülern, die nicht Deutsch als Muttersprache in ihren Familien pflegen, sei Deutsch inklusive Schreiben und Sprechen für jüngere Schüler eher vermehrt und systematisch als Fremdsprache zu unterrichten, insbesondere an Schulen mit einem hohen Migrantenanteil. Dafür gebe es jedoch kein landesweites Konzept. Während die Nachqualifizierung arbeitsloser Gymnasiallehrer für die Mittelschule generell befürwortet wurde, fanden die Teilnehmer kein Verständnis für die Befristung von Arbeitsverträgen durch den Staat, was als harte Sparmaßnahme kritisiert wurde, auch wenn nach dem Wahlversprechen deren Abschaffung angekündigt sei.

Ausgezeichnet mit der Silbernen Ehrennadel für 50-jährige Mitgliedschaft wurden anschließend Hans Bernecker, früherer Deutsch- und Englisch-Lehrer am Katharinen-Gymnasium, sowie (in Abwesenheit) Karin Richter, frühere Mathelehrerin am Apian-Gymnasium. Für 25-jährige Mitgliedschaft geehrt wurden Ursula Richter und Ursula Winberger (beide Reuchlin-Gymnasium) sowie Peter Kaulfuß und Kerstin Schreiber-Frey (beide Scheiner-Gymnasium).

Als Überraschungsgast angekündigt, trug Manfred Schuhmann ausdrucksvoll drei Szenen aus dem Werk von Oskar Maria Graf vor, über Taufe, Hochzeit und Begräbnis. Der Schriftsteller Graf, oft bezeichnet als Ur-Bayer, Staatenloser, Provinzschriftsteller, Pazifist oder gar Weltbürger, zeichnet in vielen seiner Werke, z. B. im autobiografischen Roman "Das Leben meiner Mutter", ein authentisches Bild vom Alltagsleben im Oberbayern seiner Zeit.

Eine offene Aussprache und die Diskussion verschiedener Bildungsthemen beendete den traditionell jährlich stattfindenden Informationsabend.