Pfaffenhofen
Kein Verkauf an Investoren

Mieterverein fordert Wohnungen für Normalverdiener auf Kreisbauhof-Gelände

05.11.2019 | Stand 25.10.2023, 10:26 Uhr
Die beiden Mietervereins-Vorstände Johannes Gold (rechts) und Eckhard Melyarki (links) bedankten sich bei Vereinsgründer Jürgen Franke. −Foto: Herchenbach

Pfaffenhofen (PK) Der Pfaffenhofener Mieterverein blickt nach vorn: Nicht mit einem Rückblick auf die geleistete Arbeit begingen die Mieterschützer ihr zehnjähriges Bestehen, sondern mit einem Ausblick auf die Herausforderungen der nahen Zukunft - und die sind sehr einschneidend.

Ganz offensichtlich haben immer mehr Mieter in Pfaffenhofen Probleme mit ihren Vermietern, denn die Zahl der Mitglieder wächst ständig. Allein im vergangenen Halbjahr stiegt die Zahl von 240 auf jetzt 270. "Eigentlich sind es mehr", erklärte der Vereinsvorsitzende Johannes Gold, "denn diese Zahl sind ja die Haushalte." Aber diese rund 1000 Pfaffenhofener treten in der Öffentlichkeit nicht als lautstarke Lobbygruppe in Erscheinung, sie fühlen ihre Interessen beim Vereinsvorstand in besten Händen. Deshalb auch nicht verwunderlich, dass sich zum Jubiläumsempfang im Moosburger Hof doppelt so viele Stadt- und Kreisräte, nämlich sechs, einfanden wie einfache Mitglieder; allen voran der Dritte Landrat Josef Finkenzeller (FW) und Pfaffenhofens Bürgermeister-Stellvertreter Roland Dörfler (Grüne).

Ihnen präsentierte Gold die aktuellen Entwicklungen. Danach seien in den Speckgürteln der Großstädte, und dazu gehöre auch Pfaffenhofen, die Mieten im vergangenen Jahr im Durchschnitt um 4,6 Prozent gestiegen, der Preis für Einfamilienhäuser um 13 Prozent. Als "nicht mehr erschwinglich" bezeichnete Gold den Traum vom eigenen Häuschen. Er setzt für die Mieter auf den Gesetzentwurf des Bundesjustizministeriums, der noch in diesem Jahr umgesetzt werden soll. Danach sollen in den aktuellen Mietspiegel, den es in Pfaffenhofen seit 2016 gibt, die Mieten von Wohnungen einfließen, die in den vergangenen sechs statt bisher vier Jahren gebaut oder neu vermietet wurden. Das würde das Mietniveau wesentlich realistischer abbilden als bisher, ist Gold überzeugt, der den bisherigen Mietspiegel als "Mieterhöhungsspiegel" brandmarkte, weil in ihm nur die höchsten Mieten einfließen, an denen sich dann Vermieter orientieren.

Der Mietspiegel ist allerdings eine freiwillige Sache, eine Kommune ist nicht verpflichtet, ihn aufzulegen. Und deshalb blickt Gold mit Sorge auf die Kommunalwahl im nächsten Jahr. "Wenn nur einer aus der Bunten Koalition ausschert, wird es keinen Mietspiegel mehr geben", ist er überzeugt. Dann drohten Mieterhöhungen um 15 Prozent, die Vermieter entsprechend der gesetzlichen Mietpreisbremse aufschlagen dürften. Diese Entwicklung soll der städtische "Arbeitskreis Mietspiegel" verhindern, in dem auch der Mieterverein, so Dörfler, eine starke Stimme hat.

Gold nutzte die Anwesenheit der Politiker für einen Appell: Auf dem Gelände des Kreisbauhofs und den angrenzenden Arealen, wo das THW und das BRK untergebracht sind, könnte ein neuer Stadtteil entstehen. Das Gelände gehört dem Landkreis und der sollte es, so Gold, "nicht an den nächstbesten Investor verscherbeln", sondern dort Sozialwohnungen und Wohnungen für Normalverdiener mit Mietpreisbremse errichten.

Diese Notwendigkeit sieht auch Roland Dörfler. Zwar habe die Stadt in den vergangenen Jahren 30 Millionen Euro in den Wohnungsbau gesteckt, aber dabei dürfe es nicht bleiben. Dieselbe Summe sei für den Wohnungsbau in den kommenden Jahren notwendig. "Erzieherinnen, städtische Angestellte oder Verkäuferinnen können sich die hohen Mieten in Pfaffenhofen nicht leisten", beklagte er. Sie müssten als Hartz-IV-Aufstocker beim Landratsamt Zuschüsse beantragen. Um die Misere zu mildern, müssten allerdings auch die umliegenden Gemeinden mitmachen und den Pendelservice des öffentlichen Nahverkehrs ausbauen.

Trotz steigender Preise ist das Interesse bei jungen Familien an Wohneigentum ungebrochen. Aber die möchten ein Häuschen, erklärte Dörfler: "Eigentumswohnungen sind in Pfaffenhofen, anders als zum Beispiel in München nur schwer zu verkaufen." Und das, obwohl der Kaufpreis mit 2300 Euro pro Quadratmeter relativ niedrig sei. Ob es ein Grundrecht auf ein eigenes Häuschen vor dem Hintergrund der Flächenversiegelung gibt, und ob Kommunen bei der Ausweisung neuer Baugebiete dem stattgeben müssen, wäre an diesem Abend eine eigene Diskussion wert gewesen.

Albert Herchenbach