Kein unberührtes Landschaftsbild

28.01.2009 | Stand 03.12.2020, 5:14 Uhr

Unberührte Natur sieht anders aus: Den massiven Eingriff in Natur und Landschaft, den Träger öffentlicher Belange gegen den Bebauungsplan Solarpark Altenburg vorbrachten, sahen die Waidhofener Gemeinderäte weniger dramatisch. Im Vordergrund das Holzmodell eines Solartrackers des geplanten Fotovoltaikparks. - Foto: Kraus

Waidhofen (mck) Der Solarpark Altenburg beschäftigte die Waidhofener Gemeinderäte auf ein Neues. Sie hielten am Bebauungsplan und der Änderung des Flächennutzungsplanes fest, die Behandlung der Stellungnahmen der Träger öffentlicher Belange verlangte den Räten aber gutes Sitzfleisch ab.

Ein Fünf-Millionen-Euro-Projekt soll der Solarpark Altenburg werden, den die Firma pv-Strom errichten will. Bei insgesamt 28 Behörden und Trägern öffentlicher Belange fragte die Gemeinde nach. Von denen denen bezog ein großer Teil auch Stellung zu der geplanten ersten Änderung des Flächennutzungsplans und der Aufstellung eines Bebauungsplans Solarpark Altenburg. Für Bürgermeister Josef Lechner (CSU), der alle Stellungnahmen sowie die jeweiligen Abwägungen des Gemeinderats vortragen und zur Abstimmung stellen musste, ein anderthalbstündiger Lesemarathon. Als Lechner bei der Abwägung zur sechsten Stellungnahme dann doch die Stimme verließ, löste ihn Landschaftsplaner Bertram Boretzki ab.

Die Träger der öffentlichen Belange bliesen dabei fast immer in das gleiche Horn: Beeinträchtigung der Landschaft durch Zersiedelung und Eingriffe in die Natur. Die Abwägungen der Gemeinde waren insofern auch oft wortgleich.

"Es entsteht der Eindruck, dass die Änderung des Flächennutzungsplans auf private Bauwünsche zurückgeht", ließ beispielsweise das Bauamt des Landkreises verlauten. Städtebaulich sei die Änderung hingegen nicht notwendig. Der Gemeinderat sah dies anders. Eine Änderung gehe nicht auf das Interesse von Privatinvestoren zurück, "sondern auf den Wunsch der Gemeinde einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten", verlas Lechner die Abwägung, die ohne Gegenstimme befürwortet wurde.

"Massive Eingriffe in Natur und Landschaft" befürchtete der technische Leiter des Bauamts. Das Baugebiet "zerreißt das ungestörte Landschaftsbild" und der "Bebauungsplan ist ortsplanerisch nicht vertretbar und abzulehnen." Der Gemeinderat konnte dies nicht nachvollziehen. Im Umfeld des Solarparks bestünden mit Diepoltshofen, Waizenried, Altenburg und Ammersberg durchaus Siedlungsansätze. Es sei ein "vom Mensch geprägtes Landschaftsbild", so die einstimmige Abwägung. Wegen "naturferner Strukturen" wie einem Hopfengarten und einem Schweinestall könne auch keineswegs von unberührter Landschaft gesprochen werden. Darüber hinaus sei die Beeinträchtigung des Landschaftsbildes durch die Anlage wegen ihres braunen Grundtons und der großzügigen Umpflanzung eher mäßig als groß.

"Ich hätte dann noch eine Frage", warf Erich Dier (BV) nach allen 13 behandelten Stellungnahmen und Abwägungen ein. "Wie groß sind überhaupt die Chancen, dass das überhaupt durchgeht" Planer Bertram Boretzki vermutete, dass die Chancen durch die verbesserte Planung ganz gut stünden, da in wesentlichen Punkten die Anregungen der unteren Naturschutzbehörde eingearbeitet wurden auch auch die zweite Stellungnahme der Höheren Landesplanungsbehörde der Regierung von Oberbayern deutlich positiver ausgefallen sei. "Wir gehen davon aus, dass eine gute Abwägung zum Ziel führt", zeigte sich auch Lechner guter Dinge.

Dier kritisierte dennoch die ablehnende Haltung der Behörden gegenüber dem Projekt: "Das kann ich nicht ganz nachvollziehen." Es sollten doch alle mithelfen, wenn es um die Förderung regenerativer Energien gehe.