Neuburg
Kein Ersatz, vielmehr ein Anreiz

Stadtmuseum lässt digitales "Schlosslichter"-Panorama erstellen - Streifzug durch die Altstadt im Netz

26.01.2021 | Stand 30.01.2021, 3:34 Uhr
Der Spezialist justiert das Vielauge: Lorenz Graßl richtet die Spezialkamera zur Digitalisierung der Ausstellung "Schlosslichter" im Stadtmuseum ein. −Foto: S. Hofmann

Das Neuburger Stadtmuseum geht mit der Zeit: Weil die Einrichtung, wie so viele andere auch, noch mindestens drei Wochen geschlossen bleiben muss, gibt es einige Schätze des Weveldhauses bald digital. Die Sonderausstellung "Schlosslichter", die besondere Stücke des wegen Renovierung geschlossenen Schlossmuseums zeigt, wird digitalisiert. Interessierte können bald einen Panorama-Rundgang auf der Internetseite des Stadtmuseums machen.

"Das ist kein Ersatz für einen Museumsbesuch", sagt Michael Teichmann, Leiter des Stadtmuseums im Weveldhaus. "Es ist eher eine Art Ersatz, ein Appetizer, wenn man so will." Er selbst sei kein großer Fan dieser Angebote, will sich dem Zeitgeist aber nicht verschließen. Dass das Neuburger Unternehmen Cap kürzlich mit einem passenden Angebot bei Teichmann vorstellig wurde, passte also sehr gut.

Am Dienstag war Cap-Chef Ulli Hamm mit seinem Mitarbeiter Lorenz Graßl für rund eine Stunde im zweiten Stock des Stadtmuseums im Einsatz. "Die Arbeit vor Ort dauert nicht lange", berichtete Hamm. Im Gepäck hatten sein Mitarbeiter und er teure Ausrüstung, mit der aus den Gemälden und anderen Ausstellungsstücken digitale Abbilder für die Homepage des Stadtmuseums werden sollen. Rund 15000 Euro kostet die Spezialkamera, die, mit sieben Objektiven um den Kungelkopf herum ausgestattet, ein 360-Grad-Bild eines Raumes aufnehmen kann.

Die Lichtverhältnisse im Museum stellen den Dienstleister vor besondere Herausforderungen. "Wir werden das am Computer richtig ausleuchten", erklärt Hamm. Dazu nimmt die Kamera sogenannte HDR-Bilder auf. Das Kürzel steht für High Dynamic Range. Diese Art Fotos hat mehrere Schärfeebenen und damit enorme Kontraste. Schwierige Motive lassen sich einfacher bearbeiten und das Endprodukt sieht so mehr aus wie das, was das menschliche Auge wahrnimmt, und weniger danach, wie eine Maschine die Umgebung bildlich erfasst. "Manche Gemälde werden wir mit der Spiegelreflexkamera abfotografieren und dann am Computer in das Panorama einbauen", erklärt Hamm weiter. Zudem werden alle Texte, die erklärend durch die Ausstellung führen, ebenfalls erfasst und dem digitalen Rundgang zugefügt.

Der Streifzug am PC soll dabei möglichst für alle Zielgruppen zugänglich und attraktiv sein, weswegen das Stadtmuseum von einer 3-D-Konvertierung der Aufnahmen absieht. "Das soll nichts sein für die Spezialisten, die mit ihren Computerbrillen durch die Gänge gehen", erklärt Teichmann. Vielmehr steuert man per Maus den Blickwinkel, hat dabei aber jeden Raum im vollen Umfang zur Verfügung.

Das Stadtmuseum betritt mit dieser Aktion Neuland. "Für uns ist das ein Ausprobieren. Auch wenn wir geschlossen haben, langweilig wird uns nicht", sagt Teichmann und erinnert an die zahlreichen Maßnahmen, die seit Anfang Dezember im Hintergrund ablaufen. "Aber wenn wir als Stadtmuseum nichts Neues bieten, dann besteht die Gefahr, dass man in der Wahrnehmung untergeht." Und so will Teichmann die Digitalisierung als Zusatzangebot verstanden haben. "Wir müssten das nicht machen, das kostet ja alles Geld." Wann genau der Rundgang durch das Weveldhaus auf der Homepage des Stadtmuseums für alle Interessierten verfügbar sein wird, ist noch nicht klar. Die Verantwortlichen werden dies aber zeitnah bekanntgeben.

Digitales Streifzüge durch die Neuburger Altstadt wird es bald auch im Außenbereich geben. Wie Kulturamtsleiterin Marieluise Kühnl auf Anfrage bestätigte, hat die Agentur Cap von der Stadtverwaltung ebenfalls einen Auftrag erhalten. Dabei werden prägnante Punkte abgefilmt, die man dann via Internet erkunden kann. "Mit dabei sind der Karlsplatz, das Neuburger Schloss und die Hofkirche", so Kühnl. Es handelt sich um Führungen zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten auf dem Stadtberg. Als kleines Schmankerl gibt es Videosequenzen, in denen die Stadtführer etwas aus der reichhaltigen Neuburger Historie berichten. Dieses Angebot soll ebenfalls so bald wie möglich auf der Internetseite der Stadt Neuburg zur Verfügung stehen, wie Kühnl berichtet.

Sebastian Hofmann