Ingolstadt
Kein Einzelfall

Der Niedergang des RSC Ingolstadt ist ein Abbild des landesweiten Trends im Bayerischen Radsportverband

28.03.2019 | Stand 02.12.2020, 14:19 Uhr

Ingolstadt (tis) Die Entwicklung der aktiven Fahrer des RSC Ingolstadt gleicht sich mit denen des Bayerischen Radsportverbandes (BRV).

Auch dort sinken die Zahlen im Lizenzbereich. "Über die Jahre ist eine Abnahme im Straßenrennsport ersichtlich", sagt Martin Utz, Vizepräsident für Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit beim BRV. "Ein Grund liegt in den geburtenschwachen Jahrgängen ab Mitte der 1990er Jahre bis in die 2010er hinein. Wenn weniger Menschen in Bayern geboren werden, werden in absoluten Zahlen auch weniger zum Radsport finden. " Hinzu käme zudem ein geändertes Freizeitverhalten. "Ausdauersportarten mit stundenlanger monotoner Bewegung sprechen heute weniger Jugendliche an", sagt Utz. Vor allem würde sich der Radsport sehr schwer tun, den Nachwuchs für diese Sportart zu begeistern. "In vielen Vereinen fehlt es an charismatischen Bezugspersonen und Übungsleitern, die Jugendliche in ihrer Welt abholen können", sagt Utz. Erfahrene und ältere Trainer seien wichtig, aber genauso auch junge Coaches. "Die Erfahrung aus bayerischen Vereinen zeigt: Wo immer es ein gutes, vertrauenswürdiges, dauerhaftes und verlässliches Angebot seitens eines Vereines gibt, finden sich junge Menschen, die dieses Angebot annehmen", sagt Utz. "Die Krux ist es, dieses Angebot aufzustellen. "

So bleiben lediglich bei den U13 die Zahlen der gelösten Rennlizenzen annähernd konstant in den vergangenen fünf Jahren (16 Fahrer im Jahr 2012, 17 Fahrer im März 2018). In allen anderen Nachwuchsklassen wurden allerdings weniger Lizenzen in Bayern gelöst: U15: 45 Fahrer im Jahr 2012, 33 Fahrer im März 2018; U17: 59 Fahrer (2012), 36 Fahrer (März 2018); U19: 69 Fahrer (2012), 30 Fahrer (März 2018); U23: 53 Fahrer (2012), 39 Fahrer (März 2018). Damit allerdings noch nicht genug: "Jedoch nehmen insbesondere im Bereich U17 und U19 nicht einmal die Hälfte der Lizenznehmer regelmäßig an Wettbewerben teil", sagt Utz. "Warum Vereine für Sportler Lizenzen beantragen, die nicht an Rennen teilnehmen, ist mir nicht bekannt. Einen besonderen Bonus, wie Versicherungen oder Rabatte, gibt es aus dem Status Lizenznehmer nämlich nicht. "

Hat im zunehmenden Desinteresse auch die Dopingproblematik eine Ursache? "Das spielt in Gesprächen mit Eltern und Vereinen keine größere Rolle mehr", verneint Utz. Der BRV hoffe vielmehr wieder auf ein steigendes Interesse am Radsport im Nachwuchsbereich. Utz warnt deshalb vor den Folgen, sollten die Zahlen weiter abnehmen: "Bereits jetzt ist eine Elitenbildung mit dem Ziel, in den Berufssport überzugehen, schwierig geworden. Auch könnte dann die Infrastruktur, wie Trainer oder Betreuerstab nicht mehr aufrechterhalten werden. " Dadurch sinkt die Anzahl der veranstalteten Rennen. Auch da zeigt sich, dass der Wegfall des Ingolstädter Straßenpreises keine Ausnahme ist. So wurden 2018 insgesamt 53 Rennen in Bayern angeboten. Im Jahr 2009 waren es noch 70. Die Entwicklung des RSC Ingolstadt ist deshalb ein Abbild des landesweiten Trends im Lizenzsport.