Kein echtes Öko-Angebot

15.12.2011 | Stand 03.12.2020, 2:02 Uhr

Zum Bericht: „1000 Tonnen weniger CO2“ (EK vom 9. Dezember 2011):
Es freut mich sehr, wenn sich die Katholische Universität Eichstätt Gedanken über ihre Energie macht. Es wurde ein Vertrag mit den Eichstätter Stadtwerken geschlossen, dass in Zukunft ausschließlich Strom aus Erneuerbaren Energien genutzt wird.

Der Strom stammt aus einem 2005 in Betrieb genommenen norwegischen Wasserkraftwerk.

Allein durch die Umstellung eines Vertrags auf ein „altes“ Wasserkraftwerk wird aber nicht plötzlich weniger CO2 entstehen. Das ist kein echtes Ökostrom-Angebot. Die Kriterien für echten Ökostrom sind:

1. Kein Strom aus Kohle- und Atomkraftwerken. Das ist schon mal ein wichtiges, wenn nicht das wichtigste Kriterium. Nur so wird die Atom- und Kohle-Stromlandschaft nachhaltig verändert.

2. Der Strommix muss aus mindestens 50 Prozent erneuerbaren Energien und aus höchstens 50 Prozent erdgasbetriebenen Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen bestehen.

3. Kein Einsatz von handelbaren Zertifikaten wie zum Beispiel RECS, um Strom aus Kohle- oder Atomkraft zu Ökostrom umzuetikettieren.

4. Jeder Neukunde muss nach spätestens fünf Jahren zu 100 Prozent mit Strom aus Anlagen versorgt werden, die nicht älter als fünf Jahre sind. Damit ist sichergestellt, dass Neukunden Impulse für den Ausbau erneuerbarer Energien setzen.

5. Der Ausbau erneuerbarer Energien wird gefördert, vorzugsweise durch den Bau eigener Kraftwerke.

6. Hierzu gibt es regelmäßige Überprüfungen und Testierungen durch unabhängige Gutachter.

Die Punkte eins bis vier treffen bei den Eichstätter Stadtwerken nicht zu. Die Greenpeace-Gruppe Eichstätt-Ingolstadt hat im Herbst 2010 Gespräche mit Stadtwerkeleiter Wolfgang Brandl geführt. Es sollte vor allem Punkt 1, „Kein Strom aus Kohle- und Atomkraftwerken“ für Eichstätt in Zukunft gelten. Das war noch vor Fukushima und vor der deutschen Energiewende.

Uns würde freuen, wenn ein so großer Kunde wie die Universität auf die Eichstätter Stadtwerke dahingehend Einfluss üben würde, dass hier „echte“ Ökostrom-Kriterien geliefert werden, anstatt jetzt einen Vertrag zu unterzeichnen, der wohl gut für das Image der Universität, für die Umwelt aber relativ wertlos ist.

Aber Nachbesserung ist sicher möglich.

Martin Beck, Greenpeace-Gruppe Eichstätt-Ingolstadt