Kein derartiges "System" erlebt

17.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:11 Uhr


Zum Artikel "System basierend auf Angst und Druck" (GZ vom 13./14. Februar):

In dem Artikel berichtet Timo Z. über ein Erziehungssystem, das seinen Sohn als Internatsschüler der Regensburger Domspatzen (von 2011 bis 2013) schwer belastet habe. Ich selbst war von 2003 bis 2011 Domspatz und habe ein derartiges "System" zu keinem Zeitpunkt erlebt. Dass das achtjährige Gymnasium in Kombination mit Instrumentalunterricht, Chorproben und Konzertreisen kein Zuckerschlecken ist, steht außer Frage. Der durchstrukturierte Alltag eines Domspatzen fordert von allen Beteiligten - dem Schüler selbst, Eltern, Lehrern, Präfekten und Chorleitern - ein hohes Maß an persönlichem Einsatz ab. Keineswegs wird vonseiten der Erzieher allerdings zusätzlich Druck aufgebaut oder Angst geschürt - das Gegenteil ist der Fall! Sowohl Lehrer als auch Präfekten sind bemüht, die in den Chören aktiven Schüler in den "Hochphasen" (wie zum Beispiel der Vorweihnachtszeit) zu entlasten - etwa dadurch, dass die Zahl an Schularbeiten im Dezember deutlich reduziert wird.

Neben meiner musikalischen Grundausbildung verdanke ich den Domspatzen vor allem soziale Kompetenzen. Mir wurde vermittelt, dass Fehlverhalten Konsequenzen mit sich bringt. Die in genannten Artikel genannten "Arbeitsstunden" habe ich persönlich zwar nicht ableisten müssen, aber natürlich sind sie mir ein Begriff. Die Rede ist davon, dass man beispielsweise dem Hausmeister eine Stunde bei Aufräumarbeiten behilflich war. Das war dann die "Sanktion" etwa für mehrmaliges Schwätzen. Wenn wir "Stöpsel" uns in der 5. Klasse daneben benommen haben, wurden wir verbal zusammengestaucht - Gott sei Dank! Wie soll ein Kind sonst die Grenzen seines Verhaltens erfahren beziehungsweise ein Unrechtsbewusstsein entwickeln können? Sollte das nicht eine Säule moderner Pädagogik sein?

Felix Mischitz

Salzburg