Neuburg
Kein Baum, sondern eine Weltanschauung

Bonsaifreunde Neuburg zeigen ihre fernöstlich angehauchten Exponate am Wochenende im Rathausfletz

13.06.2013 | Stand 03.12.2020, 0:02 Uhr

Falls diese Azalee am Wochenende noch in voller Blüte stehen sollte, wäre sie sicher einer der Stars der Bonsaiausstellung im Rathausfletz, meinen Anita und Artur Eichhorn von den Bonsaifreunden Neuburg - Foto: Hammerl

Neuburg (ahl) Rund 70 „Bäume in der Schale“, besser bekannt unter dem Fachausdruck Bonsai, werden am Samstag und Sonntag, 15. und 16. Juni, das Rathausfletz in eine Miniaturnaturlandschaft verwandeln.

Die zweitägige Ausstellung wird von den Bonsaifreunden Neuburg ausgerichtet, einem lockeren Zusammenschluss von zehn Bonsaizüchtern, von denen heuer acht ausstellen. Wer den Garten von Anita und Artur Eichhorn in Laisacker besucht, bekommt eine vage Vorstellung davon, was unter Bonsai zu verstehen ist, wenn der Gartenbesitzer enthusiastisch sein Hobby erläutert. Wie viele Bonsai das Ehepaar in seinem Einfamilienhausgarten beherbergt, kann oder will er nicht verraten. „Zahlen sind für mich nicht wichtig, ich kann mich ohnehin immer nur mit einer einzelnen Pflanze beschäftigen“, sagt er.

Das Anschauen und Beobachten, das ist für ihn der Kernpunkt. Schneiden, Drähte wickeln, Düngen, Gießen – all das muss fachmännisch passieren, ist aber Nebensache aus seiner Sicht. Sich einfühlen erspüren, was sich aus dem Baum machen lässt, wie er in der Natur vielleicht gewachsen wäre – darum geht es ihm. „Bonsai hat viel mit östlicher Weltanschauung zu tun“, findet der 55-Jährige, es gehe um Harmonie von Mensch und Natur sowie das Einfühlen ins Wachsen und Werden.

In Japan war die Bonsai-Kunst dem Adel vorbehalten, inzwischen ist ein Hobby für viele daraus geworden. „Aber nicht überall, wo Bonsai draufsteht, ist auch Bonsai drin“, warnt der Experte vor Billigkäufen. Aus Büchern lasse sich nicht alles lernen, denn manches funktioniere vielleicht in Japan, doch im hiesigen Klima müsse daran angepasst gearbeitet werden.

Auch heimische Bäume lassen sich als Bonsai ziehen, wie Anita Eichhorn anhand ihres an die 30 Jahre alten Haselnussbäumchens beweist, das sie aus einem Sämling gezogen hat. Das ist die eine Methode, zu einem Bonsai zu kommen, und zwar die mühsamere. Schneller geht es mit älteren Pflanzen, die rückgebaut werden. Die Eichhorns bekommen immer wieder Bäume geschenkt, die beispielsweise aus einem Vorgarten entfernt werden mussten. Eigentlich hat das Ehepaar genügend Bonsai im Garten, aber ein Plätzchen findet sich alleweil noch irgendwo, obwohl sich die beiden gegenseitig Ausgrabungsverbot erteilt haben.

Jede Pflanze hat ihre eigene Geschichte, woher sie stammt, wie sie gezogen wurde und dazu kommt, was der Besitzer sich vorstellt, daraus noch zu kreieren. Etliche gelungene Prachtstücke werden am Wochenende im Fletz zu bewundern sein. Star der Ausstellung könnte eine Azalee der Eichhorns sein, doch ob die aktuelle Blütenpracht sich noch so lange hält, wissen die beiden nicht sicher.

Gezeigt werden auch verschiedene Entwicklungsstufen von Bonsai. Sowohl klassische asiatische als auch einheimische, auf denen der Schwerpunkt liegt, unter anderem wird ein Fünffingerstrauch zu sehen sein, dessen gelbe Blüten man auch in vielen Vorgärten erblicken kann.

Geöffnet ist die Ausstellung an beiden Tagen von 9 bis 17 Uhr, der Eintritt ist frei. Die Bonsaifreunde Neuburg treffen sich regelmäßig am letzten Mittwoch im Monat im Gasthof Neuwirt. Los geht es immer um 19.30 Uhr. Gäste sind willkommen, auch Pflanzen können zu den Treffen mitgebracht werden.