"Kegeln ist Leistungssport"

26.10.2010 | Stand 03.12.2020, 3:31 Uhr

Seine erste WM als Trainer: Rudi Sommer betreut in Österreich die deutschen Kegler-Damen als Nationalcoach. - Foto: oh

Ritzing/Österreich (DK) Sieben Titel werden bis Ende dieser Woche bei der Kegel-Einzelweltmeisterschaft im österreichischen Ritzing vergeben. Mit von der Partie ist der neue Damen-Nationaltrainer Rudi Sommer. Der 50-jährige aus Gaimersheim bei Ingolstadt betreut dabei auch drei Damen, die bereits WM-Erfolge feiern durften. "Natürlich ist die Erwartungshaltung groß", gibt Sommer im Gespräch mit unserem Redakteur Oliver Konze zu.

Ärgert es Sie, dass Kegeln eine Randsportart ist, die eigentlich nur die Menschen wahrnehmen, die diesen Sport betreiben?

Rudi Sommer: Prinzipiell schon, aber leider ist es so. Die Sportart eignet sich nicht für Fernseh- oder Radioübertragungen. Das ergibt dann die geringe Akzeptanz. Vielleicht spielt auch eine Rolle, dass der Sport seine Wurzeln im Wirtshaus-Kegeln hat.

Damit hat er aber nichts mehr zu tun?

Sommer: Nein, Kegeln ist Leistungssport. Sie finden bei uns keine dicken Sportler. Alle haben eine Top-Kondition.

Top-Kondition?

Sommer: Ohne Kondition keine Konzentration. Bei den Damen 120 Wurf mit nachlassender Konzentration – das funktioniert nicht.

Was spricht in Ihren Augen für den Sport Kegeln?

Sommer: Dass man ihn bis ins hohe Alter betreiben kann. Schauen Sie unsere besten Damen an. Die sind zum Teil über 40, verheiratet, Mütter und dennoch absolute Weltklasse.

Wenn ein Zehnjähriger zu Ihnen kommt und fragt, ob er Fußball spielen oder kegeln sollte. Was raten Sie ihm?

Sommer: Ganz einfach: Er soll das machen, was ihm am meisten Spaß bereitet. Fußball ist eine Mannschaftssportart, Kegeln mehr ein Einzelsport, der wie schon erwähnt mehr Jahre Spaß machen kann.

Wie wird man Damen-Nationaltrainer im Kegeln?

Sommer: Ich bin schon fast zehn Jahre bayerischer Landestrainer, hatte dadurch immer wieder Kontakt zu Rainer Aulbach, dem Cheftrainer des Deutschen Verbandes. Im Frühjahr hat er mich gefragt, und ich habe ,ja’ gesagt.

Zur WM in Österreich: Ihre Damen-Mannschaft ist hochkarätig besetzt. Corinna Kastner, Ursula Zimmermann und Daniela Kicker waren oder sind Weltmeisterin. Da haben Sie als Trainer doch ein leichtes Amt?

Sommer: Ganz und gar nicht. Die Damen müssen sehr gut betreut werden.

Die Damen sollten aber wissen, wie man richtig kegelt.

Sommer: Ja, aber ich arbeite während des Wettkampfes trotzdem mit ihnen, das ist bei uns erlaubt. Da kann ich zum Beispiel kleine Korrekturen im Bewegungsablauf anregen. Bei Topspielerinnen ist es allerdings schwer zu erkennen, was sie falsch machen.

Die Damen kommen auch auf Sie zu und fragen nach?

Sommer: Ja, und wenn ich dann nur einen Wurf nicht genau beobachtet habe, habe ich ein Problem. Also auch ich muss immer voll konzentriert bei der Sache sein.

Wie schaut es aus mit dem Nachwuchs?

Sommer: Bei der Jugend und den Junioren eigentlich sehr gut, da sind wir auf einem guten Weg. Es dauert natürlich noch ein paar Jahre, bis die Nachwuchsarbeit dem Damenteam zugute kommt.

Wie viel Zeit verschlingt der Job als Nationaltrainer?

Sommer: Weniger als der des Vereinstrainers. Ab und zu gibt es einen Lehrgang, dazu kommen die Meisterschaften. Aber ich bin kein Profi, sondern arbeite bei Audi.

Zurück zur WM: Wann fallen die ersten Entscheidungen, und wen erwarten Sie ganz vorne?

Sommer: Entscheidungen fallen jeden Tag. Und zwar dann, wenn jemand ausscheidet. Die Medaillen werden am Freitag und Samstag vergeben. Natürlich hoffe ich, dass wir auf dem Siegertreppchen auch mal ganz oben stehen.