Kaufen Sie nun mehr ein?

Pfaffenhofener Passanten verraten, was sie von der Senkung der Mehrwertsteuer halten

29.06.2020 | Stand 02.12.2020, 11:05 Uhr

Jens Appel aus Regensburg, findet, "die Wirkung verpufft, und was kommt wirklich beim Verbraucher an bei dieser geringen Reduzierung?

" Durch das Coronavirus würden gerade im Lebensmittelbereich die Einkaufspreise steigen, deshalb werde es dort auch Wirkung geben. Bei großen Investitionen wie bei PCs, Pkw oder teuren Fahrrädern schlage sich die Senkung der Mehrwertsteuer sicherlich nieder, "und wenn ich das vorhätte, würde ich den Kauf in die Zeit nach Juli verschieben, aber nur wegen der Senkung würde ich mir nicht extra etwas kaufen".
Rita Dafinger aus Pfaffenhofen erwartet, dass die Steuersenkung nicht weitergegeben wird. "Das ist ein riesiger Aufwand für die Unternehmen und bringt nichts", sagt Dafinger. Außerdem seien die Leute vorsichtig mit Einkäufen. Viele würden jetzt gar nicht mehr so viel Geld ausgeben, "sie sparen lieber, das gilt besonders für Menschen, die ihre Arbeit verloren haben oder in Kurzarbeit sind". Statt die Steuern minimal zu senken, "sollten lieber die Krisengewinner wie Amazon besteuert werden, denn die zahlen trotz ihrer Riesengewinne kaum Steuern", findet Dafinger.
Philip Friel aus Pfaffenhofen sieht die Senkung der Mehrwertsteuer für alle Branchen sehr positiv. "Das rechnet sich für Geringverdiener", sagt der Pfaffenhofener. "Die Idee mit der Steuersenkung war originell. " Er selbst allerdings würde nicht extra mehr kaufen, nur weil die Mehrwertsteuer gesenkt wurde. Auch das Verschieben von Käufen kam für ihn wegen des Aufwands nicht infrage: "Ich hatte zwei Großbestellungen und habe den Kauf wegen der Steuersenkung nicht auf später verschoben; die ganze Rechnerei wäre mir zu blöd gewesen. "
Petra Wenzel aus Ingolstadt arbeitet selbst in einem Geschäft und hat die Überlegungen ihres Chefs miterlebt. "Ich sehe gewaltige Probleme bei der Preisauszeichnung. Wir haben über 20000 Artikel, die alle umgepreist werden müssten, nur wegen weniger Prozente", so Wenzel. Auch in der Buchhaltung müsse alles umgestellt werden. "Unser Chef sagt, dass das gar nichts bringt. " Die Leute würden dadurch nicht mehr kaufen. "Niemand kann sich vorstellen, welch ein Aufwand das Ganze ist, keiner kann die ganze Arbeit bezahlen - das funktioniert einfach nicht. "
Elisabeth Liedl aus Pfaffenhofen ist genau wie Wenzel skeptisch, ob die Mehrwertsteuersenkung den erhofften Aufschwung für die deutsche Wirtschaft bringt: "Ob das wirklich eine gute Idee war, weiß ich nicht. Und ob diese Steuersenkung ein Erfolg wird? Das bringt den Menschen ja nicht viel, da kommt nicht viel rum", so Liedl. Andererseits sei es aber besser wie nichts. "Große Investitionen habe ich deshalb auch nicht geplant", so Liedl. "Wenn ich etwas Teures gebraucht hätte, hätte ich aber abgewartet bis die Steuersenkung wirksam wird. "

Text/Fotos: Kollmeyer