Schrobenhausen
Kauderer steigt bei Freien Wählern aus

Der Mühlrieder Stadtrat erklärt Abkehr von der Fraktion – Koppold findet den Schritt schade

04.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:50 Uhr
Will kein Freier Wähler mehr sein: Markus Kauderer. −Foto: De Pascale

Schrobenhausen (SZ) Er sorgte in der Vergangenheit bereits für den einen oder anderen Paukenschlag auf der politischen Bühne der Stadt. So auch jetzt wieder: „Ich habe den Entschluss gefasst, bei den Freien Wählern auszusteigen“, verkündet Markus Kauderer.

Seit drei Jahren gehört Markus Kauderer den Freien Wählern an, sitzt für sie auch im Stadtrat. „Im ersten Jahr lief alles ganz gut“, erzählt er. Das sollte sich ändern. „Ich bin kein Mensch, der sich irgendwo hinschieben lässt, ich habe meine eigenen Sachen im Kopf“, versucht Kauderer zu erklären, was ihn zu dem Schritt bewegt, der parteifreien Wählergemeinschaft den Rücken zu kehren. „Ich muss die Dinge für mich vertreten können und lasse mich nicht zu etwas zwingen.“ Genau das sei aber immer häufiger versucht worden, in jüngster Zeit sogar „extrem“. Eigentlich sei er ja zu den Freien Wählern gegangen, „weil ich dachte, hier freie Entscheidungen treffen zu können“. Dabei ist es weniger die eine große Sache, die ihn stört, es sind vielmehr die vielen kleinen. Und die fehlende Gemeinsamkeit, die mangelnde Unterstützung. Eines führte zum andern, es kam zu Reibereien. Mit wem konkret, will Kauderer nicht in der Öffentlichkeit preisgeben. Ein Thema habe er dabei speziell im Hinterkopf. „Ich möchte das aber nicht öffentlich machen, weil ich nicht will, dass sich das wieder aufschaukelt.“ Nur so viel lässt er raus: „ein ganz ungutes Thema“. Und: „Ich hatte Bauchschmerzen ohne Ende.“

Wie es nach dem Ausstieg bei den Freien Wählern weitergeht, da gibt es für Markus Kauderer mehrere Optionen: Beispielsweise könnte ihm von den bestehenden Parteien ein Angebot zur Zusammenarbeit ins Haus flattern. Bei welcher er am ehesten schwach würde? „Ich würde Gespräche haben wollen“, antwortet Kauderer. Vor allem diesen Anspruch stellt er: „Ich möchte sagen dürfen, was ich will, beziehungsweise mit ja oder nein stimmen, wie ich das will.“ Sollte es mit keiner Partei einen gemeinsamen Nenner geben, bedeutet das noch lange nicht das Ende der politischen Karriere Markus Kauderers. Schließlich macht ihm die Politik noch immer Spaß.

Die Gründung einer neuen Partei vielleicht? Gar nicht nötig, wiegelt Kauderer ab. Schließlich schlummert mit der Wählervereinigung Schrobenhausen (WV) noch eines seiner früheren Projekte vor sich hin. Damals, 2012, zur Bürgermeisterwahl, hatte er die Partei im heimischen Vorgarten aus der Taufe gehoben. „Ich hab’ die Möglichkeit, sie wiederzubeleben“, sagt der 44-Jährige. Schließlich sei keiner der zwölf Leute, die damals mit im Boot waren, je offiziell ausgetreten. Sollte es zur Wiedergeburt kommen, was würde sich seine Partei denn dann explizit auf die Fahnen schreiben? „Es gibt ein großes Thema für mich“, sagt Kauderer. „Für die Schrobenhausener da zu sein, alles was für Schrobenhausen ist und was zu Schrobenhausen gehört.“ Eines steht in jedem Fall fest: „Ich möchte 2020 definitiv wieder in den Stadtrat.“ Auch die Arbeit im Verwaltungsrat der Stadtwerke mache er sehr gerne.

Was ihm in der hiesigen Lokalpolitik am meisten fehlt, ist der Zusammenhalt. Und Kauderer findet: „Als Stadtrat ist man es den Bürgern schuldig, sich in der Öffentlichkeit sehen zu lassen.“ Für ihn hat das auch etwas mit Respekt vor jenen zu tun, die ihn gewählt haben. Rausgehen, mit den Leuten reden, das habe auch diesen Vorteil: „Ich kriege vieles aus erster Hand mit.“ So wie bei den Bürgerversammlungen, die er heuer allesamt besuchte. „Du kannst eigentlich nur mitreden, wenn du wirklich auf jeder warst“, weil der Hörzhausener ein anderes Problem habe als der Edelshausener oder der Steingriffer.

„Es klingt vielleicht hochnäsig, aber ich bin nicht auf die Freien Wähler angewiesen“, sagt Kauderer noch. Seine Kindheitserinnerungen aus der Zeit im Schrobenhausener Kinderheim, wo er aufwuchs seit er drei war, prägten ihn; auch die Zeit danach, in der er oft auf sich allein gestellt war. „Ich habe schon viel erleben und viel bestreiten müssen“, erzählt Kauderer. Auch wenn er über die Freien Wähler in den Stadtrat einzog und gesteht: „Ich weiß nicht, ob ich es mit meiner eigenen Partei geschafft hätte“, ist er überzeugt: „Da, wo ich heute stehe, das habe ich definitiv nicht den Freien Wählern zu verdanken, das habe ich selber geschultert.“

Doch was halten eigentlich die Kollegen der parteifreien Wählergemeinschaft von Kauderers Plänen? „Schade“ finden sie dessen Ausstieg, berichtet Fraktionschef Rudi Koppold. „Wir hatten ihn gebeten, sich das wirklich zu überlegen, weil er zu uns passte. Wir wollten ihn nicht verlieren.“ Dabei habe es nicht mal Streit gegeben, allenfalls den einen oder anderen Meinungsunterschied. Und Koppold sagt: „Wir haben keinen Fraktionszwang, da kann jeder seine Meinung sagen.“ Einen konkreten Anlass für Kauderers Ausstieg kann er deshalb nicht erkennen. Auch Harry Reisner habe einige Gespräche mit ihm geführt. Dass Kauderer sich trotzdem gegen die FW entschied – „Wir müssen es akzeptieren“, bedauert Koppold.