Schrobenhausen
Kassensitze: Noch keine Entscheidung gefallen

Regionale Arztsuche nach dem Rückzug von Heidrun und Christoph Rupp ist im Gange

31.01.2022 | Stand 22.09.2023, 23:31 Uhr
In dem Gebäude, in dem sich früher auch die HypoBank befand, betrieben die Mediziner Heidrun und Christoph Rupp lange eine Arztpraxis. −Foto: SZ

Schrobenhausen - Gehen die beiden Sitze für das Schrobenhausener Land verloren, die die beiden Ärzte Heidrun und Christoph Rupp nun zurückgegeben haben? Diese Frage steht allerspätestens im Raum, seit die beiden Mediziner angekündigt haben, kürzer treten zu wollen. Die Kassenärztliche Vereinigung Bayern (KVB) hat auf Anfrage der Schrobenhausener Zeitung mitgeteilt, dass dazu noch keine Entscheidung gefallen ist.

Eine verbindliche Aussage zu treffen, sei zum jetzigen Zeit noch nicht möglich, teilte die KVB auf Anfrage mit, das hänge "mit den unterschiedlichen Zuständigkeiten zusammen, an die die KVB rechtlich gebunden ist". Aktuell befinde man sich "in Gesprächen für eine unmittelbare Nachbesetzung für wegfallende Sitze im Planungsbereich Schrobenhausen". Sollten diese erfolgreich sein, dann entscheide der unabhängigen Zulassungsausschuss Oberbayern in einem nächsten Schritt, welche Ärztinnen oder Ärzte die Zulassung konkret erhalten.

Sollten die Suche aber nicht erfolgreich sein, dann werde sich der von der KVB unabhängige Landesausschuss der Ärzte und Krankenkassen - zu je 50 Prozent besetzt mit Vertretern der Krankenkassen und der Ärzteschaft) - die Versorgungssituation im Planungsbereich ansehen und, sofern er einen Bedarf sieht, die Kassensitze neu ausschreiben.

Auch die Frage, ob es denn im Falle eines Falles einen Bedarf gibt, kann die KVB aktuell nicht definitiv beantworten. Sollte die Nachfolger-Suche nicht erfolgreich sein, werde der Landesauschuss den aktuellen Versorgungsgrad des Schrobenhausener Landes bewerten und dann den Versorgungsatlas fortschreiben.

Übrigens: Nicht die KVB entscheidet, welche Ärztinnen und Ärzte schlussendlich Zulassungen in einem Planungsbereich erhalten, sondern immer der von der KVB unabhängige Zulassungsausschuss "Ärzte Oberbayern", der sich analog zum Landesausschuss zu je 50 Prozent aus Vertretern der Kassen und der Ärzteschaft aus Oberbayern formiert.

Wie die KVB mitteilt, sei die regionale Arztsuche "als gesamtgesellschaftliche Aufgabe zahlreicher Akteure vor Ort zu begreifen, bei der die KVB selbstverständlich unterstützt". Kommunen und Landkreise seien hier wichtige Akteure, sie können beispielsweise Kontakt mit umliegenden Vertragsärzten aufnehmen und gegebenenfalls auch eine Filialgründung besprechen. Die Kommunalpolitik, teilt die KVB weiter mit, könne aktiv attraktive Praxisräume anbieten (häufig passiert dies sogar schon) und damit unterstützen, niedergelassene Ärzte anzusiedeln.

So etwas hat es ja beispielsweise in Karlshuld schon gegeben. Dort hat das Kreiskrankenhaus eine hausärztliche Filiale aufgemacht.

KOMMENTAR

Die Situation wird allmählich drängend. Denn in Waidhofen hat die Ärztin Sigrid Schuchardt bereits einen Kassensitz zurückgegeben, der dem Schrobenhausener Land verloren gegangen ist. Und wie Christoph Rupp im Artikel in der Samstagsausgabe sagte: Etliche weitere Ärzte im Schrobenhausener Land nähern sich dem Rentenalter - und der Raum im Norden Münchens gilt als wenig attraktiver Lebensraum. Das heißt: Die Nachbesetzung wird schwierig.

Es ist eine uralte Weisheit, dass bei der Wahl des Arbeitsplatzes auch die Lebenspartnerin oder der Lebenspartner mit entscheidet. Das betrifft nicht nur die Ärzte, sondern natürlich auch die Weltunternehmen am Ort, die attraktive Rahmenbedingungen benötigen, um die besten Mitarbeiter zu bekommen.

Umso wichtiger, dass sich ein Mittelzentrum wie Schrobenhausen nachhaltig so aufstellt, dass es als Lebensraum attraktiv ist. Nur so kann es seine Rolle erfüllen und Versorger auch für das Umland sein. Man hat nicht immer das Gefühl, dass sich der Schrobenhausener Stadtrat diese Rolle bei all seinen Entscheidungen vergegenwärtigt, da ist noch Luft nach oben.

Wenn die Luft nicht irgendwann knapp werden soll, wird es Zeit, in die Gänge zu kommen.

SZ

Mathias Petry