Kartoffelerzeuger vor Großfusion

06.02.2008 | Stand 03.12.2020, 6:09 Uhr

Freuten sich über ein zufriedenstellendes Kartoffeljahr: (v.l.) Norbert Ziegler, Monika Janitschek, die Bayerische Kartoffelkönigin Stefanie Grießer und Franz Schoderer bei der Vorstellung der Bilanz 2007. - Foto: Gebendorfer

Winkelhausen (oh) Zufrieden blickten die Kartoffelbauern im Schrobenhausener Anbaugebiet auf das abgelaufene Jahr zurück. Der Erzeugerring zog eine positive Bilanz, wenngleich Vorsitzender Franz Schoderer einige Probleme anführte.

Bei der gemeinsamen Mitgliederversammlung des Erzeugerringes für Qualitätskartoffeln Oberbayern/Nord und der Erzeugergemeinschaft für Qualitätskartoffeln Neuburg-Schrobenhausen und Umgebung sagte Franz Schoderer, das Agrarwirtschaftsgesetz wirke sich auf die Zuschüsse und damit Leistungen aus. "Die Qualitätsprüfung ist unsere Hauptaufgabe. Als neutrale Kontrolle ist sie für die Landwirte von großer Bedeutung", so Schoderer, der hoffte, dass diese Leistung nach dem Übergangsjahr 2008 nicht wegfällt, sondern eine zufriedenstellende Lösung gefunden werden kann.

Nach seiner Information ist der Kampf um die Handelsklassenverordnung voraussichtlich verloren. Es werde versucht, eine europäische Regelung zu finden. "Mit der Abschaffung wird es für uns sicher nicht besser", meinte er. Doch auch in Zukunft müsse alles getan werden, um Qualität zu produzieren. Gleichzeitig prophezeite der Vorsitzende, dass sich angesichts der neuen Situation auf den Agrarmärkten wahrscheinlich einige Gebiete vom Kartoffelanbau verabschieden werden und damit Marktanteile verloren gehen. "Wir haben jahrelang vom Kartoffelanbau gelebt, doch wenn die Erlöse nicht mehr reichen, werden wir uns etwas Neues einfallen lassen", erklärte er.

Zum Schluss stellte er eine Fusion von insgesamt neun Erzeugerringen in Aussicht. Die große Organisation werde sich dann von Rosenheim bis Günzburg und von Ingolstadt bis Landsberg/Lech erstrecken und über 20 000 Mitglieder vereinen. Anfang 2009 werde es zur Abstimmung kommen und die neue Geschäftsstelle soll in Wolfshof bei Waidhofen bezogen werden.

Geschäftsführerin Monika Janitschek berichtete, dass im Erzeugerring Oberbayern Nord 1470 Mitglieder organisiert seien. Es wurden 6510 Bodenuntersuchungen durchgeführt, und beim kontrollierten Vertragsanbau beteiligten sich 47 Betriebe mit 265 Hektar. Tätigkeitsschwerpunkt stellte wie immer die Qualitätsprüfung bei Speisekartoffeln (SPK) und Veredlungskartoffeln (VK) dar. "2006 wurden insgesamt knapp 140 000 Tonnen Kartoffeln geprüft, 65 Prozent SPK und 35 VK", fasste sie zusammen. Dabei steht Oberbayern/Nord im Bayern-Vergleich bei SPK mit einem Anteil von 65,9 Prozent an erster Stelle, während das Gebiet mit elf Prozent bei den VK den vierten Platz einnimmt.

Die Liste der zehn meist geprüften Sorten führt mit 37 Prozent die Sorte Agria an, gefolgt von Quarta mit 15 Prozent und Marabell mit knapp elf Prozent. 2007 waren bei SPK 13 Prozent Gesamtmängel und bei VK fast zehn Prozent zu verzeichnen, wobei vor allem tierische Beschädigung, Grüne Knollen und Hohlherzigkeit zu Buche schlugen.

"2006/07 war ein gutes Jahr", stellte EG-Vorsitzender Norbert Ziegler fest. Die Saison sei gut verlaufen, auch wenn einige Kollegen das Vermarkten zum richtigen Zeitpunkt verpasst haben. In einem zweitägigen Workshop setzten sich nach seiner Information in diesem Jahr alle Vermarktungspartner an einen Tisch, um aufeinander zuzugehen und wieder näher zusammenzurücken. "Das war eine positive Geschichte und wir haben gemerkt, dass wir nur mit einem Dialog weiter kommen", fasste der Vorsitzende die Aktion zusammen. Derzeit zählen zehn Kartoffelhändler zu den Partnern der EG. "Machen Sie auch mit diesen Vertragspartnern Geschäfte", so Ziegler, der andere Kollegen als Trittbrettfahrer bezeichnete.

In diesem Zusammenhang empfahl er den Zuhörern, die Zertifizierung in Angriff zu nehmen. "In Zukunft wird es noch schwieriger, nicht zertifizierte Ware an den Mann zu bringen", machte er deutlich mit dem Bewusstsein, dass freilich jeder selbst entscheiden muss. Dringend riet er den Zuhörern, ihnen angebotene Kartoffelverträge erst zu vergleichen, bevor sie ihre Unterschrift darunter setzten. "Es ist nicht erforderlich, um jeden Preis Kartoffeln zu produzieren. Im Moment gibt es alternative Kulturen", gab Ziegler zu bedenken und hoffte, gemeinsam mit den Händlern eine Lösung für die Zukunft des Kartoffelanbaus in der Region zu finden.