Ingolstadt
Karriere aus dem Klassenzimmer

09.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:14 Uhr
von links: Anna Stolicka (17), Daniel Pietzsch (19) und Lorenzo Schröter (19)

Alte Fahrradfelgen wegschmeißen? Undenkbar für 14 Schüler des Gymnasiums Starnberg, denn sie sammeln alte Fahrradfelgen von Fahrradhändlern oder Schrottplätzen und fertigen daraus Uhren. Nachhaltigkeit ist den "Felgenhelden" besonders wichtig. −Foto: Lena Schwärzli

Ingolstadt (DK) Mehr als 200 Schüler aus ganz Bayern waren gestern mit ihren Schülerunternehmen im Westpark vertreten. Sie stellten ihre Unternehmen vor und verkauften ihre Produkte. Wir stellen vier Projekte vor.

Restaurierte Holzstühle, selbst produzierte Apfelschorle oder bunte Stoffkissen: die Junior-Schülerfirmen sind kreativ und innovativ. 18 dieser Unternehmen stellten gestern im Westpark in zweiminütigen Präsentationen ihre Produkte vor, verkauften sie an Ständen und erweiterten dadurch für einen Tag das Angebot im Einkaufszentrum. In die Rolle eines Unternehmers dürfen die Schüler im Rahmen des Programms „Junior – Wirtschaft erleben“, das seit 1997 veranstaltet wird, schlüpfen. Dabei gründen 10 bis 15 Jungunternehmer eine Schülerfirma, die auf ein Schuljahr befristet ist. Ihr entwickeltes Produkt müssen die Jungunternehmer selbst vermarkten.

„An den Ständen sind viele kreative und verrückte Ideen vertreten“, findet Björn Hubert vom Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft. Genau das seien Eigenschaften, die für Erfolg benötigt werden. Oberbürgermeister Christian Lösel eröffnete die Messe. „Viele Unternehmen haben einmal so angefangen wie Sie“, erzählt er dem Nachwuchs. Etliche der wertvollsten Unternehmen seien nicht älter als 40 Jahre, betont er. „Wenn Sie Ihren Traum verfolgen und an sich glauben, dann kann es auch etwas werden.“

Veganes Rezeptbuch

Mit ihrem Unternehmen Vegingo haben die Schüler des Ingolstädter Katharinengymnasiums ein veganes Kochbuch erarbeitet. Die Rezepte und Bilder stammen von einem Seminar an der Schule, das sich mit Kochen beschäftigt. Neben klassischen Gemüsegerichten finden sich im Buch auch „veganisierte“ Rezepte, also ursprünglich nicht vegane Speisen. Statt Chili con Carne schlagen die Autoren des Kochbuchs Chili con Quinoa vor. Das Cover haben die Jungunternehmer selbst erarbeitet. Neben den Inhalten wurde auch auf eine vegane Produktion geachtet, denn Bücher enthielten oftmals tierische Bestandteile, beispielsweise im Leim der Bindung, erklärt Maiek Schulz von Vegingo. Die erste Auflage beträgt 215 Exemplare.

Stromlose Verstärker aus Holz

Gitarren erhalten ihre Lautstärke durch ihren Korpus, in dem die Luft schwingen kann und den Klang verstärkt. Nach einem ähnlichen Prinzip funktioniert das Produkt des Juniorunternehmens Crescendo aus dem Camerloher-Gymnasium in Freising. Die Verstärker für Handys funktionieren ohne Strom und bestehen aus Holz, das für nachhaltige Herstellung zertifiziert ist. Dass die Schüler ein Produkt erarbeiten wollten, das mit Musik zu tun hat, stand für sie von Anfang an fest, denn sie besuchen ein musisches Gymnasium. „Wir wollten das Thema Musik mit einem Handygadget verbinden und daraus entstand unser Produkt“, erzählt Maximilian Burger, Vorstand von Crescendo. Vertrieben wird der Holzverstärker zum Preis von 35 Euro.

Uhren aus Fahrradfelgen

Aus der ursprünglichen Idee eines Holzweckers wurde nichts, erzählt Josefine Dittmar vom Gymnasium Starnberg. Um Zeit dreht es sich trotzdem, und das im wahrsten Sinne des Wortes. Das Juniorunternehmen Felgenhelden verkauft nämlich Uhren, die aus gebrauchten Fahrradfelgen bestehen. Diese seien einfacher zu produzieren und das Ergebnis sieht besser aus. „Wir wollten die klassische Form einer Uhr beibehalten, aber trotzdem ein besonderes, leicht rustikales und stylisches Dekostück kreieren“, erzählt Laura Ta. Die 30 Euro teuren Uhren sind individuell, Farbe und Modell kann der Kunde auswählen. Türkis, orange, mit und ohne Mantel – das Angebot ist groß. Auf Wunsch verarbeiten die Schüler auch mitgebrachte Fahrradfelgen zu einer Uhr.

Tragetaschen aus Filz

Einen weiten Weg haben die Schüler des Gertrud-von-le-Fort-Gymnasiums in Oberstdorf auf sich genommen. Die Herkunft klingt auch im Namen ihres Unternehmens Ming Däsche mit. Das bedeutet Meine Tasche auf Schwäbisch. Ihr Produkt, Tragetaschen aus Filz, verkauft sich bestens. Über 500 Stück hat das Jungunternehmen bereits vertrieben, 175 Stück sind nachbestellt. „Allgäu ist eine sehr touristische Region und deshalb gehen die Taschen gut weg“, berichtet Schülerin Antonia Horlacher. Den Reisenden möchten sie „ein Stück Heimat mitgeben“. Die Taschen sähen gut aus und sind mit Fächern im Innenraum für Geldbeutel und Zettel bestens zum Einkaufen geeignet. „Praktisch und alltagstauglich“ zu sein ist der Anspruch, betont Horlacher.